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Krieg gegen Russland: Deutschland liefert Ukraine Tausende Kamikazedrohnen

Deutschland liefert der Ukraine Tausende Kamikazedrohnen

Auf Taurus-Marschflugkörper hofft die Ukraine bislang vergeblich. Doch jetzt schickt Deutschland Tausende Kamikazedrohnen mit ähnlichen Eigenschaften.
18.11.2024, 10:5418.11.2024, 10:55
Julian Alexander Fischer / t-online
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t-online

Taurus-Marschflugkörper waren für den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz bisher ein rotes Tuch: Der grüne Koalitionspartner sieht das anders, dennoch hat die Regierung bisher keine Lieferung der Langstreckenwaffen an die Ukraine genehmigt.

Allerdings hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius bereits im Juli die Lieferung von 4000 sogenannten Strike-Drohnen verkündet. Nun kommt heraus: Das vereinbarte Modell HX-2 Karma ähnelt in seiner Funktionsweise dem Taurus und wird in der Branche offenbar bereits «Mini-Taurus» genannt, berichtet die «Bild».

epa11721215 German Chancellor Olaf Scholz attends a hearing as a witness in front of Afghanistan Inquiry Committee, in Berlin, Germany, 14 November 2024. For the session of the Afghanistan Inquiry Com ...
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz.Bild: keystone

«Mini-Taurus» soll Ziel selbstständig anfliegen

Nach der Ankündigung im Juli war zunächst unklar, welches Drohnenmodell Deutschland der Ukraine liefern wollte. Laut dem Bericht wurden diese von der deutschen KI-Firma Helsing entwickelt. Wie der Taurus-Marschflugkörper verfügen sie über eine Software, die sie gegen russische GPS-Störaktionen und weitere elektronische Kriegsführungsmassnahmen resistent machen soll.

Die Drohne schaue selbstständig auf die Gegend und erkenne anhand Tausender Wegmarken, wo sie sich befinde, berichtet ein Militärinsider der «Bild». Dadurch helfe sie «dem Bediener, auch bei widrigen Wetterbedingungen oder in zerbombten Gebieten weiter Kurs zu halten». Wenn der Drohnenpilot das Ziel anvisiert habe, fliege die Drohne selbstständig dorthin. Das funktioniere auch, wenn die Funkverbindung zum Soldaten bereits gestört sei.

A soldier of Ukraine's 57th motorised brigade inspects a FPV drone near front line in the Kharkiv region, Ukraine, Thursday, Nov. 7, 2024. (AP Photo/Efrem Lukatsky)
Eine ukrainische Drohne (Archivbild): Die neuen Drohnen haben offenbar eine deutlich grössere Reichweite.Bild: keystone

Darüber hinaus soll die Drohne ihre Ziele aus Richtung der Sonne anfliegen, um eine möglichst geringe Reaktionszeit beim Gegner sicherzustellen. Ein weiterer Vorteil: Sie soll eine bis zu viermal höhere Reichweite haben als bisherige ukrainische Kamikazedrohnen und mit genügend Sprengstoff ausgestattet sein, um russische Panzer zu zerstören.

Bundeswehr überlegt Einsatz

Die Drohne kann aber auch andere Ziele angreifen. Mit ihr könnten «die ukrainischen Streitkräfte gegen russische militärische Hochwertziele wirken, zum Beispiel russische Gefechtsstände oder logistische Einrichtungen», so Verteidigungsminister Pistorius. Die Drohne soll deutlich günstiger sein als vergleichbare Modelle aus den USA oder Russland, die bis zu 100'000 Euro kosten.

Der «Mini-Taurus» wurde bereits in der Ukraine getestet und dort offenbar unter Realbedingungen weiterentwickelt. Ab Dezember soll dann die Auslieferung beginnen und mehrere Hundert Exemplare pro Monate umfassen.

epa11387627 A Taurus (Target Adaptive Unitary and dispensor Robotic Ubiquity System) KEPD-350 cruise missile is on display at the area of European defense company MBDA (Matra BAe Dynamics Aerospatiale ...
Taurus-Marschflugkörper (Archivbild): Bisher liefert Deutschland solche Waffen nicht in die Ukraine.Bild: keystone

Pistorius habe die Drohnen bereits im Mai bei einem Besuch bei seinem Amtskollegen Rustem Umjerow begutachtet, berichtet er. Aktuell tausche man sich weiter aus, um die Drohne möglicherweise auch für die Bundeswehr zu nutzen – die Taurus-Marschflugkörper setzt sie bereits ein.

Deutsche Taurus-Lieferung weiter fraglich

Auch wenn die Ukraine von den westlichen Partnern immer wieder um die Lieferung und die Einsatzerlaubnis von Langstreckenwaffen auf russischem Gebiet gefordert hatte, blieben diese Bemühungen lange erfolglos. Nun hat US-Präsident Joe Biden allerdings den Einsatz der Waffen zur Verteidigung des eroberten Gebietes im russischen Kursk erlaubt.

Der Hersteller des Waffensystems Taurus, das deutsche Unternehmen MBDA, hat nun eine Option eröffnet, den Marschflugkörper ohne Beteiligung deutscher Soldaten einzusetzen.
Taurus-Marschflugkörper: Die Bundesregierung hat eine Lieferung der Waffe an die Ukraine mehrmals ausgeschlossen.Bild: Screenshot: YouTube

Im Frühjahr hatte eine t-online-Recherche offengelegt, dass die Steuerung der Marschflugkörper so komplex ist, dass Deutschland eine spezifische Anlage mitliefern müsse, um hohe und komplexe Datenmengen zu verarbeiten. Von denen hat Deutschland aber offenbar nur eine geringe Anzahl, sodass durch die Lieferung eine Sicherheitslücke in der Verteidigung entstehen würde. Das soll ein wesentlicher Grund für den Widerstand von Kanzler Scholz gewesen sein. Lesen Sie hier mehr dazu. Mit einer abgespeckten Funktion könnte die Waffe allerdings auch ohne die Anlage eingesetzt werden.

Nach der Erlaubnis aus den USA könnten auch andere Verbündete bei der Lieferung von Waffen mit grösserer Reichweite nachziehen. Der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck erklärte am Sonntagabend in der ARD bereits, dass er als Kanzler Taurus liefern würde. Auch FDP und Union fordern dies schon länger. Die Liberalen wollten über die Frage im Bundestag abstimmen. Die Grünen hatten aber bereits signalisiert, dass sie ohne das Einverständnis des Koalitionspartners SPD einer Lieferung nicht zustimmen würden.

Allerdings entscheidet über eine solche Lieferung ohnehin nicht der Bundestag, sondern der Sicherheitsrat der Bundesregierung. Und der wird von Kanzler Scholz geleitet. Es darf bezweifelt werden, ob Scholz seine Meinung in dieser Frage ändern wird.

Quellen:

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Idealisst, Fabulisst, Alchemisst
18.11.2024 11:25registriert Januar 2014
«Der «Mini-Taurus» wurde bereits in der Ukraine getestet und dort offenbar unter Realbedingungen weiterentwickelt» … Wie praktisch!
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mrmikech
18.11.2024 11:58registriert Juni 2016
Trump will sich auf China fokussieren, und deswegen muss Putin jetzt weg vom Fenster. Trump fordert von Putin, dass der Krieg "nicht eskaliert" werden soll, spricht dann mit Biden und Scholz. Daraufhin spricht Scholz mit Putin und fordert ebenfalls das Ende des Krieges. Jetzt liefern die USA und Deutschland neue Waffen, und bestehende Waffen dürfen verstärkt eingesetzt werden. Klassisch good cop, bad cop. Ich glaube, das Spiel ist vorbei – Putin muss in die Schranken gewiesen werden.
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BenFränkly
18.11.2024 12:08registriert Juni 2017
Vermutlich sogar flexibler einzusetzen als Taurus, da jener in viel kleinerer Zahl geliefert würde und nur von entsprechenden Trägersystemen aus abgefeuert werden kann. Die Drohne kann im PKW ins Zielgebiet gelangen und von überall aus gestartet & eingesetzt werden. Schnell, flexibel, schlagkräftig. Ein weiteres Stück Hoffnungsschimmer für UA... Bitte mehr davon!
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