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Geleakte Nachrichten bringen obersten Bild-Boss in die Bredouille

80. Geburtstag von Friede Springer Feierlichkeiten im Axel-Springer-Haus in Berlin Mathias D
Mathias Döpfner ist Chef der Axel-Springer-Mediengruppe, zu der auch die «Bild»-Zeitung gehört.Bild: www.imago-images.de

«Ossis sind Kommunisten oder Faschisten»: Leak bringt obersten Bild-Boss in die Bredouille

13.04.2023, 12:1313.04.2023, 13:36
Rebecca Sawicki / watson.de
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Um den deutschen Springer-Konzern wird es niemals ruhig, so macht es den Eindruck. So laut wie das Auftreten der «Bild»-Zeitung ist, so schrill sind wohl auch die Menschen, die den Konzern lenken.

Das bekannteste Beispiel: Ex-«Bild»-Chef Julian Reichelt. Mit Pauken und Trompeten musste er schliesslich das Feld räumen, weil er wohl seine Position ausgenutzt – und mit ihm unterstellten Frauen geschlafen haben soll. Er bestreitet ein Fehlverhalten bis heute.

Aber auch Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner fällt immer wieder mit fragwürdigen Aussagen auf. Während der Corona-Pandemie erklärte er beispielsweise Reichelt zum letzten standhaften Journalisten, der noch gegen den «neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt».

Jetzt sind noch mehr Einblicke in Döpfners Inneres ans Licht gekommen. Die «Zeit» hat interne Dokumente ausgewertet, die Döpfners Gedankenwelt offenlegen. Die Mails und Chatnachrichten wurden der Wochenzeitung wohl aus dem Umfeld des Unternehmers zugespielt.

Döpfner wollte wohl die Bundestagswahl beeinflussen

So geht aus den Dokumenten unter anderem hervor, dass Döpfner die Bundestagswahl 2021 beeinflussen wollte – zugunsten der FDP. Die «Zeit» zitiert eine interne Nachricht aus dem August 2021: «Nur wenn die [die FDP, Anm. d. Red.] sehr stark wird – und das kann sein – wird das grün rote Desaster vermieden. Können wir für die nicht mehr tun.»

Wenige Wochen vor der Wahl wurde Döpfner nochmal deutlicher: Ob man nicht mehr für die FDP tun könne. «Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen.» Unmittelbar vor der Wahl dann eine Nachricht an den ehemaligen «Bild»-Chef Reichelt:

«Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten, dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert.»

Nachrichten geben Einblicke in das Weltbild des Medienmonguls

Aber nicht nur die versuchte Einflussnahme und das «Hochschreiben» der FDP fallen Döpfner nun auf die Füsse. Die «Zeit» leakt auch Nachrichten, die Einblicke in Döpfners innere Überzeugung ermöglichen.

So sprach sich Döpfner wohl beispielsweise dafür aus, dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump den Friedensnobelpreis zu verleihen – und Obama den seinigen wieder abzunehmen. Döpfners Grund für den Preis: Trump hatte den iranischen General Qasem Soleimani töten lassen. Soleimani war Teil einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden, die Spezialeinsätze im Ausland durchführte.

FILE - Former President Donald Trump speaks at his Mar-a-Lago estate on April 4, 2023, in Palm Beach, Fla., after being arraigned earlier in the day in New York City. After his initial court appearanc ...
Trump hat wohl aus Sicht von Döpfner den Friedensnobelpreis verdient.Bild: keystone

2017 soll sich Döpfner ausserdem als Befürworter des Klimawandels zu erkennen gegeben haben. Das meint nicht, dass er daran glaubt, dass der Klimawandel existiert – sondern, dass er die Erderwärmung super findet. «Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte», zitiert die «Zeit».

Ähnlich schräg war auch Döpfners Bewertung von Corona. Und vor allem die damit verbundenen Massnahmen. Diese würden die offene Gesellschaft für immer zerstören. Die Wochenzeitung zitiert den Axel-Springer-Chef: «Das ist das Ende der Marktwirtschaft. Und der Anfang von 33.» Die 33 könnte für das Jahr 1933 stehen – die Machtübernahme der Nazis.

Auch die Ostdeutschen kommen demnach nicht gut weg. So heisst es laut «Zeit» bei Döpfner: «Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.»

Laut «Zeit» habe der Axel-Springer-Konzern einen Fragenkatalog bisher unbeantwortet gelassen. Auch Döpfner sei zu keinem Gespräch bereit.

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
13.04.2023 12:45registriert Februar 2015
Und dieser Döpfner war von 2016 bis weit ins Jahr 2022 hinein Präsident des deutschen Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Ein kleiner Murdoch mit Allmacht-Allüren. Auf Typen wie Döpfner können Medien und Verlage gerne verzichten.
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Chill Dude
13.04.2023 12:49registriert März 2020
Bild ist keine Zeitung.
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Pontifax
13.04.2023 12:49registriert Mai 2021
Najaa...was für ein Niveau kann man denn schon von einem Bild-Boss erwarten....
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