Özil dominiert: Die Frontseite der «Bild» vom Montag 23. Juli.Bild: screenshot bild.de / bearbeitung watson
Der Rücktritt von Mesut Özil ist DAS Thema in Deutschland. Die «Bild» spricht in ihrer Analyse von einer «wirren Abrechnung» und einem «Jammer-Rücktritt». Doch mit der Wahrheit über die eigene Berichterstattung nimmt es das Boulevardblatt nicht so genau.
23.07.2018, 19:4224.07.2018, 10:26
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«BILD erklärt die Özil-Abrechnung»: Unter diesem Titel analysiert die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands den Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft. Özil hatte am Sonntag nach einer monatelangen Debatte rund um ein umstrittenes gemeinsames Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan das Handtuch geworfen. Das Blatt aus dem Hause Axel Springer lässt dabei kein gutes Haar am Mittelfeldstar von Arsenal: Worte wie «verbittert»,« absurd», «Starrsinn», «Unfug» und «Selbstmitleid» gehören zum verwendeten Vokabular.
Bild: Screenshot Bild
Der Artikel ist ein gemeinsames Werk von nicht weniger als sechs «Bild»-Journalisten – darunter die Chefredaktoren von «Bild» und «Sport Bild» und der Fussball-Chef. Doch trotz dem Teameffort haben sich einige – vorsichtig ausgedrückt – eigenartige Darstellungen der eigenen Berichterstattung in der Özil-Affäre eingeschlichen.
Der Rauswurf
Das schreibt die «Bild» am Tag nach dem Özil-Rücktritt:
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«Die meisten deutschen Medien haben TROTZ des Erdogan-Fotos nie seinen Rauswurf gefordert, auch BILD nicht.»
«Bild» vom 23. Juli
Und so tönte es am Tag nach der Veröffentlichung des Erdogan-Fotos:
«Bild» vom 15. Mai. Die «B.Z.» ist eine Zeitung im Besitz des Axel Springer Verlags.Bild: screenshot bild.de / bearbeitung watson
Die Rolle des DFB
In ihrer Analyse am Tag nach dem Özil-Rücktritt schreibt die «Bild» über den Deutschen Fussball-Bund (DFB) und dessen Präsidenten Reinhard Grindel:
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«In der gesamten Causa Özil gaben Grindel und die DFB-Führung ein trauriges Bild ab. Es fehlte von Beginn an die nötige Konsequenz.»
«Bild» vom 23. Juli
Am 12. Juni, zwei Tage vor WM-Beginn, schrieb der Kolumnist und ehemalige «Sport Bild»-Chefredaktor Alfred Draxler:
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«An dieser Stelle ist es geradezu absurd, Bierhoff oder dem DFB (der die Aktion unmittelbar verurteilt hat) Versäumnisse vorzuwerfen, zumal die Kritiker nicht mal im Ansatz Lösungsvorschläge vorzuweisen haben.»
«Bild»vom 12. Juni
Die Fan-Beleidigungen
In seiner Rücktrittserklärung beschreibt Özil, wie er nach Abpfiff des letzten WM-Gruppenspiels gegen Südkorea von einem Fan beschimpft worden ist. «Özil, verpiss dich, du scheiss Türkensau. Türkenschwein, hau ab», habe dieser ihm zugerufen. In ihrer Rücktritt-Analyse schreiben die Boulevard-Journalisten:
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«Die ausländerfeindlichen Beleidigungen eines Fans nach dem Südkorea-Spiel, die Özil beschreibt, verurteilt BILD ebenso aufs Schärfste.»
Noch am Abend des Südkorea-Spiels berichtet die Bild über den Vorfall – offensichtlich ohne Kenntnis davon, was sich Mesut Özil vom Fan hatte anhören müssen. Er sei mit deutschen Fans «aneinander geraten», heisst es damals. Eine «Verurteilung aufs Schärfste» tönt anders.
Bild: screenshot bild.de / bearbeitung watson
Bonus: Post von Wagner
Der Briefe schreibende «Bild»-Kolumnist Franz Josef Wagner hat sich über die Jahre schon in manches Fettnäpfchen gesetzt. Klar, dass es ihm auch in der Causa Özil gelingt, innerhalb von sechs Wochen zwei unterschiedliche Ansichten zu Papier zu bringen.
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Video: srf
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