«BILD erklärt die Özil-Abrechnung»: Unter diesem Titel analysiert die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands den Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft. Özil hatte am Sonntag nach einer monatelangen Debatte rund um ein umstrittenes gemeinsames Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan das Handtuch geworfen. Das Blatt aus dem Hause Axel Springer lässt dabei kein gutes Haar am Mittelfeldstar von Arsenal: Worte wie «verbittert»,« absurd», «Starrsinn», «Unfug» und «Selbstmitleid» gehören zum verwendeten Vokabular.
Der Artikel ist ein gemeinsames Werk von nicht weniger als sechs «Bild»-Journalisten – darunter die Chefredaktoren von «Bild» und «Sport Bild» und der Fussball-Chef. Doch trotz dem Teameffort haben sich einige – vorsichtig ausgedrückt – eigenartige Darstellungen der eigenen Berichterstattung in der Özil-Affäre eingeschlichen.
Das schreibt die «Bild» am Tag nach dem Özil-Rücktritt:
Und so tönte es am Tag nach der Veröffentlichung des Erdogan-Fotos:
In ihrer Analyse am Tag nach dem Özil-Rücktritt schreibt die «Bild» über den Deutschen Fussball-Bund (DFB) und dessen Präsidenten Reinhard Grindel:
Am 12. Juni, zwei Tage vor WM-Beginn, schrieb der Kolumnist und ehemalige «Sport Bild»-Chefredaktor Alfred Draxler:
In seiner Rücktrittserklärung beschreibt Özil, wie er nach Abpfiff des letzten WM-Gruppenspiels gegen Südkorea von einem Fan beschimpft worden ist. «Özil, verpiss dich, du scheiss Türkensau. Türkenschwein, hau ab», habe dieser ihm zugerufen. In ihrer Rücktritt-Analyse schreiben die Boulevard-Journalisten:
Noch am Abend des Südkorea-Spiels berichtet die Bild über den Vorfall – offensichtlich ohne Kenntnis davon, was sich Mesut Özil vom Fan hatte anhören müssen. Er sei mit deutschen Fans «aneinander geraten», heisst es damals. Eine «Verurteilung aufs Schärfste» tönt anders.
Der Briefe schreibende «Bild»-Kolumnist Franz Josef Wagner hat sich über die Jahre schon in manches Fettnäpfchen gesetzt. Klar, dass es ihm auch in der Causa Özil gelingt, innerhalb von sechs Wochen zwei unterschiedliche Ansichten zu Papier zu bringen.
Alles Gute, Sie zerrissener @BILD-Briefchenschreiber Franz Josef Wagner: https://t.co/PzpeH7cKIx #Özil pic.twitter.com/GhuuK9QwCh
— BILDblog (@BILDblog) 23. Juli 2018