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Du willst nur das Beste? Voilà:
Ein «politisches
Erdbeben» hat Deutschland erschüttert. So lautet der Tenor in
vielen Kommentaren zu den Wahlen in den drei Bundesländern
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Die
Alternative für Deutschland (AfD), erst vor drei Jahren von
Euro-Gegnern gegründet, hat auf Anhieb ein zweistelliges Ergebnis
eingefahren, im strukturschwachen Osten ebenso wie im boomenden «Ländle». Wie ist dieses Resultat
einzuordnen?
Die Wählerinnen und
Wähler haben Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre
Flüchtlingspolitik abgestraft, heisst es in den Wahlanalysen.
Vordergründig stimmt das: Die AfD profitierte vom Unbehagen vieler
Menschen über den Zustrom aus den Krisengebieten des Nahen Ostens
nach Europa. Zumindest in den beiden westlichen Bundesländern aber
greift diese Analyse zu kurz. Dort unterstützt eine Mehrheit gemäss Umfragen den Kurs der Kanzlerin.
Profitiert haben Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD,
Rheinland-Pfalz) und ihr Amtskollege Winfried Kretschmann (Grüne,
Baden-Württemberg). Sie haben die Wahl mit einem Bekenntnis zu
Merkels Flüchtlingspolitik gewonnen. Während ihre Herausforderer
von der CDU, die im Herbst noch klar vorne lagen, lavierten und dafür
von der Wählerschaft abgestraft wurden.
Vor zehn Jahren
verfolgte die Welt mit Verwunderung und Sympathie das «Sommermärchen» während der Fussball-WM 2006. Zu entdecken gab es ein Deutschland,
das einen lockeren, unverkrampften Nationalstolz zelebrierte. Deutschland war ein «normales» Land geworden, und
in gewisser Weise hat sich diese Entwicklung nun fortgesetzt. Denn rechtspopulistische Parteien wie die AfD gibt es in den meisten europäischen Ländern.
Angela
Merkel hat die CDU als Kanzlerin sukzessive in der Mitte
positioniert. Viele konservative Wählerinnen und Wähler wurden «heimatlos». Den stärksten Zuspruch erhielt die AfD
bezeichnenderweise von bisherigen frustrierten Nichtwählern. Ob sich
die Partei auf Dauer etablieren kann, muss sich weisen. Ähnliche Parteien kamen und gingen, etwa die Republikaner, die bereits 1992 in Baden-Württemberg ein zweistelliges Ergebnis erzielt hatten.
Ein «Sonderfall» bleibt der Osten. Dort hat die islamfeindliche Pegida ihre
Hochburgen, dort verbreiten AfD-Exponenten teilweise offen völkische
und rassistische Ideen. In der ehemaligen DDR scheinen die 25 Jahre
seit der Wiedervereinigung nicht ausgereicht zu haben, um die
fehlende Erfahrung mit Demokratie und Zuwanderung zu kompensieren.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Osten wirtschaftlich nach wie vor
dem Westen hinterher hinkt.
Die deutsche Co-Chefredaktorin des «Blick» äussert sich in
ihrem Kommentar tief besorgt über den Erfolg der «fremdenfeindlichen» AfD. Als positives Gegenbeispiel nennt sie
die Ablehnung der Durchsetzungsinitiative vor zwei Wochen: «So eine
Haltung hätte auch Deutschland gut getan.» Offenbar hat Iris Mayer
nicht realisiert, dass die SVP-Initiative auf 42 Prozent
Zustimmung kam. Das ist deutlich mehr als die 24
Prozent der AfD in Sachsen-Anhalt.
Vergleiche
zwischen Wahlen und Abstimmungen sind heikel. Doch die Schweiz ist
kein Vorbild für Deutschland. Im reichen Baden-Württemberg kam die
AfD auf 15 Prozent. In der ebenfalls reichen Schweiz erreichte die
SVP im letzten Oktober einen doppelt so hohen Anteil.
Im Kanton Schaffhausen, der von Baden-Württemberg «umzingelt» ist, waren es sogar 45 Prozent. Hier ist die SVP eine Dreifach-AfD.
Auch beim Personal muss sich die SVP nicht hinter den «Alternativen» verstecken. Verschiedene ihrer Exponenten sind mit dem Gesetz in
Konflikt geraten.
AfD-Chefin
Frauke Petry outete sich in der «SonntagsZeitung» als
Fan der SVP: «Als junge Partei verfolgen wir deren grossen Erfolg
mit Interesse und versuchen, uns daran zu orientieren.» Deshalb
pflege man auch Kontakte zur Schweizer Partei. Allzu nahe wird die
SVP ihre deutsche «Schwester» kaum an sich herankommen lassen.
Getreu ihrer Neutralitätsdoktrin ist sie auf Distanz zu Europas Rechtspopulisten bedacht, obwohl sie von diesen
bewundert wird.
Der Name Alternative
für Deutschland kommt nicht von ungefähr. Er steht in bewusstem
Gegensatz zum Begriff «alternativlos», den Angela Merkel für
ihre Politik wiederholt verwendet hat, etwa während der Eurokrise.
Mit einer funktionierenden Demokratie lässt er sich kaum
vereinbaren. «Alternativlos» wurde denn auch zum deutschen «Unwort des Jahres» 2010 gekürt.
Merkel selbst aber
ist in der Tat so etwas wie alternativlos. Es gibt in der CDU
niemanden, der die Bundeskanzlerin ersetzen könnte. Ausser
Finanzminister Wolfgang Schäuble, doch der ist nicht zum «Putsch» gegen Merkel bereit. Auch nach dem Dreifachdesaster vom Sonntag
sitzt sie fest im Sattel. Ob das so bleiben wird, hängt vom Verlauf
der Flüchtlingskrise ab. Die Schliessung der Balkanroute kommt
Merkel entgegen. Zuletzt kamen kaum noch Migranten nach Deutschland.
Eine nachhaltige
Lösung der Flüchtlingsproblematik kann es nur mit der
Türkei geben. An einem weiteren EU-Gipfel Ende Woche soll ein
Abkommen geschlossen werden. Ein Scheitern können sich Europa und
vor allem Angela Merkel kaum erlauben. Das weiss der türkische
Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er hat an den Deal ein deftiges Preisschild geheftet: Drei Milliarden Euro zusätzlich, Beschleunigung der
EU-Beitrittsgespräche und visafreies Reisen.
Nun rächt es sich,
dass sich Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy
2007 gegen einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen hatten. Damals
war Erdogan noch in erster Linie ein Reformer. Heute gebärdet er
sich als Autokrat und treibt die Europäer vor sich her. Diese müssen
seine Attacken auf Meinungsfreiheit und Menschenrechte hinnehmen und
ihm erst noch Zugeständnisse machen. Davon profitieren dürften ein
weiteres Mal die Rechtspopulisten. Die AfD macht schon heute Stimmung
gegen die Visafreiheit für türkische Staatsbürger.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/afd-wirtschaftsprogramm-streichen-kuerzen-abschaffen-a-1082252.html
Ich könnt im Strahl ko**en!
Nicht wählbar!! Nie im Leben!