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Unfälle im Europa-Park: «Sicherer als der Strassenverkehr»

Unfälle im Europa-Park: «Achterbahnfahren ist sicherer als der normale Strassenverkehr»

Immer wieder gibt es Unfälle in Freizeitparks. Auch im Europa-Park. Doch wie gefährlich sind die Achterbahnen und andere Attraktionen, die Nervenkitzel versprechen?
17.08.2023, 14:42
Bruno Knellwolf / ch media
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Rund 1.2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer strömen jedes Jahr in den Europa-Park nach Rust und suchen den Nervenkitzel der schnellen Bahnen und Attraktionen. Am Montag allerdings war der Schreck gross, als während einer Aufführung der Tauch-Show «Retorno dos Piratas» die Tribüne einstürzte. Das mobile Schwimmbecken der Show war gerissen. Teile der Tribüne stürzten auf die benachbarte Wasserbahn «Atlantica SuperSplash». Beim Einsturz verletzten sich fünf Darsteller und zwei Besucher, drei der verletzten Darsteller wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

14.08.2023, Baden-W
Zerstörtes Areal der High-Diving-Show «Retorno dos Piratas» im Europa-Park. Bei einem Unfall am Montag verletzten sich sieben Menschen.Bild: keystone

Das ist die zweite Panne bei der «Atlantica SuperSplash» innerhalb kurzer Zeit. Schon am 5. August hatte es bei der Wasserbahn einen Zwischenfall gegeben. Zwei Wagen blieben stecken und mussten evakuiert werden. Noch gravierender war das Unglück Mitte Juni. Da brannte die «Yomi-Zauberwelt der Diamanten» im Europa-Park ab. Alle 25'000 Parkbesucher mussten wegen des Brands evakuiert werden, keiner kam aber zu Schaden. Zwei Feuerwehrmänner verletzten sich dennoch leicht. Schon im Jahr 2018 war es im Europa-Park zu einem Grossbrand gekommen.

In anderen Freizeitparks gab es 2022 tödliche Unfälle

Die Plattform achterbahn-freizeitpark.de schreibt, dass es in dieser Saison in verschiedenen Parks schon mehrere Unfälle gegeben habe. Schlimmere gab es im Jahr 2022. Im Wild- und Freizeitpark Klotten kam am 6. August eine 57-jährige Frau zu Tode, weil sie aus der Bahn gefallen ist. Ebenfalls vor einem Jahr verletzten sich im Legoland mindestens 31 Menschen. Ein Zug in der Achterbahn Feuerdrache hatte zu stark abgebremst, der nachfolgende Zug fuhr mit Wucht auf. 15 Personen mussten zur Untersuchung in ein Spital.

Im Netz machte im vergangenen Jahr der Tod des Teenagers Tyre Sampson im «Orlando Free Fall» die virale Runde. Bei dieser Attraktion werden die Passagiere 120 Meter in die Höhe gehoben, dann klappt der Sitz nach vorne, bevor die Gondel in einen freien Fall entlassen wird. Im März 2022 stürzte der 14-Jährige auf der Freifall-Bahn in die Tiefe und zu Tode. Er war während der Fahrt durch den Spalt zwischen Sitz und Gurt gerutscht, weil er gemäss Unfallbericht nicht richtig im Sitz gesichert war. Tyre Sampson war schwer übergewichtig und wog 173 Kilogramm, die Bahn ist aber nur bis 130 Kilogramm zugelassen. Dementsprechend hätte Tyre vom Personal abgewiesen werden sollen, der Sensor zeigte aber Grün.

Die Plattform achterbahn-freizeitpark.de listet weitere Unfälle der vergangenen Jahrzehnte auf. Einer der grauslichsten ereignete sich 2008 in den USA in Georgia. In der Batman-Bahn wurden ein 17-Jähriger geköpft. Er hatte seine Baseball-Kappe verloren und wollte diese zurückholen. Dafür kletterte er über Zäune in einen abgesperrten Bereich und wurde doch von der Bahn erwischt. Drei Jahre zuvor starb ein Mann, der auf der Achterbahn Poseidon im Europa-Park. Der Mann hatte vermutlich eine Panikattacke erlitten. Er zwängte sich unter dem Haltebügel heraus und stürzte zu Tode.

Meistens ist menschliches Fehlverhalten schuld

Die Auflistung zeigt, dass Unfälle in Freizeitparks in den meisten Fällen mit menschlichem Fehlverhalten zu tun haben, mit Leichtsinn oder psychischen oder körperlichen Belastungen der Parkbesucher. Technische Versagen kommen vor, sind aber seltener. Beim aktuellen Fall im Europa-Park bei der Attraktion «Atlantica SuperSplash» war das Problem nicht die Technik der Achterbahn, sondern die Technik der eingebetteten Tauch-Show.

Freizeitbeschäftigungen sind allgemein nie ohne Risiko. Wer Ski fährt, kann nicht ausschliessen, von einem Pistenrowdy über den Haufen gefahren zu werden. Die Unfälle mit E-Bikes und Trottinetts nehmen laufend zu. Der Nervenkitzel gehört zum Geschäftsmodell von Freizeitparks. Im Verhältnis zu den hohen Besucherzahlen sind Unfälle allerdings nicht häufig. Die Plattform achterbahn-freizeitpark.de bezeichnet Freizeitparks und Achterbahn generell als sichere Freizeitbeschäftigung.

«Der Europa-Park ist extrem sicher»

Das sieht naturgemäss auch Leah Borer, Schweizer Sprecherin des Europa-Parks, so. «Der Europa-Park ist extrem sicher», sagt sie. Sicherheit habe bei Ihnen höchste Priorität und werde mit einem detaillierten Sicherheitskonzept tagtäglich durch geschultes Personal umgesetzt. «Dass es in der letzten Zeit mehrere Ereignisse gab, ist natürlich unerfreulich.» Diese seien aber komplett unterschiedlich zu bewerten. «Wichtig ist, dass alle Vorfälle sehr glimpflich verlaufen sind und alle Abläufe im Blick auf die Besucher reibungslos funktioniert haben», sagt Borer.

19.06.2023, Baden-W�rttemberg, Rust: Rauch ist �ber einem Geb�ude im Europa-Park zu sehen. Im Europa-Park in Rust ist ein Brand ausgebrochen. Das genaue Ausma� sei noch nicht klar, sagte eine Polizeis ...
Grossbrand im Jahr 2018: Damals brannte der Europa-Park lichterloh.Bild: keystone

Achterbahnen seien die sichersten Transportmittel. «Das detaillierte Sicherheitskonzept hinter einer Achterbahn macht das Achterbahnfahren sicherer als den normalen Strassenverkehr. Jede Achterbahn im Europa-Park verfügt über Hunderte von Sensoren, ist videoüberwacht, wird jeden Tag gewartet und regelmässig vom TÜV geprüft.» (aargauerzeitung.ch)

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