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Holocaust-Überlebende: «So hat es damals auch angefangen»

17.01.2025, Berlin: Margot Friedl
Margot Friedländer warnt vor Gefahren für die Demokratie.Bild: DPA

Holocaust-Überlebende: «So hat es damals auch angefangen»

21.01.2025, 06:3121.01.2025, 06:31
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Vor dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hat die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer vor Gefahren für die Demokratie gewarnt. «Das Wesentliche ist, dass die Demokratie bleibt, die leider in vielen Ländern auch schwankend ist», sagte die 103-Jährige in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Das ist nicht sehr schön, aber so ist es.»

Auf eine Frage zum Aufschwung rechter Parteien heute in Europa sagte Friedländer: «Ich verstehe nicht sehr viel von Politik. Aber ich sage immer: So hat es damals auch angefangen. Seid vorsichtig. Macht es nicht. Respektiert Menschen, das ist doch das Wesentliche.»

Juden gehörten genauso zu Deutschland wie alle anderen Menschen, sagte Friedländer, die aus einer jüdischen Familie stammt und das KZ Theresienstadt überlebte. «Meine Botschaft ist doch: Seid Menschen», sagte sie. «Andere zu akzeptieren, ganz egal, welche Hautfarbe und welche Religion besonders. Wir kommen doch alle auf dieselbe Art und Weise auf die Welt.»

Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. Anfang der 1940er Jahre versuchte sie mit ihrer Familie vergeblich, vor den Nationalsozialisten ins Ausland zu fliehen. Mutter und Bruder wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Margot Friedländer konnte sich verstecken, wurde aber entdeckt und 1944 nach Theresienstadt verschleppt. Nach Kriegsende ging sie mit ihrem Mann in die USA. Mit fast 90 Jahren kam sie zurück. Seither lebt sie wieder in Berlin und informiert unter anderem in Schulen.

Das Vernichtungslager Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten befreit. Der Tag ist seit 1996 nationaler Holocaust-Gedenktag. (sda/dpa)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Biene_Maja
21.01.2025 06:42registriert Oktober 2017
Ich kann mir nicht vorstellen wie das für sie sein muss. Zu wissen, dass sich die Geschichte wiederholt und niemand hört auf sie (zumindest nicht die, die sollten).
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Jerem 1
21.01.2025 07:59registriert Oktober 2020
Jeder Mensch mit Verstand muss sich im Moment die Haare raufen - wir rennen sehenden Auges in die Katastrophe - nur, heute kann niemand mehr behaupten, man habe nichts gewusst, Wer einem Trump und Musk hofiert, als Beispiel für andere Demokratiefeinde, hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank🤦🏻‍♀️
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WatSohn?
21.01.2025 08:23registriert Juni 2020
Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich wohl beinahe jedes Volk zu einem so grossen Teil radikalisieren, dass ein Demagoge an die Macht kommen, und die demokratischen Grundlagen zerstören kann. Wenn ein es sich dabei um die grösste Weltmacht handelt, kommen ganz schnell auch gut funktionierende Demokratien ins Wanken, weil die Ratten auch dort wieder aus den Löchern kriechen. Neu ist diese Erkenntnis nicht, und die Schweiz ist keineswegs von dieser Entwicklung ausgenommen. Auch hier sind die Neonazis wieder deutlich lauter geworden als noch vor einigen Jahren.
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