Eine 24-jährige Polizeianwärterin und ihr 29-jähriger Kollege - ein erfahrener Polizeioberkommissar - wurden in der Nacht auf Montag, gegen 04.20 Uhr von mutmasslich mindestens zwei Tätern per Kopfschuss niedergestreckt. Als weitere Polizisten zum Tatort stiessen, war die junge Polizistin bereits tot, ihr Kollege starb wenig später.
Die beiden Polizisten waren in der Nacht als Zivilstreife unterwegs. Beide sollen sie Uniform und ballistische Westen getragen haben. Den beiden Opfern ist offenbar ein verdächtiges Fahrzeug aufgefallen, das sie zwecks Kontrolle zum Anhalten aufforderten.
In einem Funkspruch an die Einsatzzentrale konnten die Beamten noch mitteilen, dass sich im Kofferraum des kontrollierten Autos totes Wild befinde. Nun würden sie das Fahrzeug und die Insassen eingehender kontrollieren. Kurz darauf erreichte die Einsatzzentrale ein zweiter Funkspruch: «Die schiessen auf uns!». Der Funkkontakt zur Streifenwagenbesatzung brach ab. Die Polizei rückte sofort zum Tatort aus, wo sie die beiden Opfer fand.
In ländlicher Gegend, etwa auf halber Strecke zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern im Bundesland Rheinland-Pfalz im Landkreis Kusel. In der Nähe des Tatortes befindet sich der Ort Ulmet mit etwa 700 Einwohnerinnen und Einwohner. Eine ruhige Gegend.
Das ist Gegenstand der Ermittlungen. Die Tatsache, dass die Pistole der jungen Polizeianwärterin noch im Holster steckte, als die Kollegen sie fanden, deutet daraufhin, dass die Täter unvermittelt das Feuer eröffnet haben. Ihr 29-jähriger Kollege schaffte es noch, seine Waffe zu ziehen. Laut Berichten schoss dieser sein gesamtes Magazin leer. Auch ihm wurde in den Kopf geschossen. Er rettete sich noch in Deckung, wo auch er kurze Zeit später den Folgen seiner Verletzung erlag. Wie oft geschossen wurde, wurde bislang nicht bekannt gegeben.
Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Aufgrund des Funkspruchs «Die schiessen auf uns» geht die Polizei von mindestens zwei Tätern aus. Möglicherweise handelt es sich bei den Tätern um Wilderer. Einer der Verdächtigen soll laut Berichten verschiedener Medien offenbar polizeibekannt sein, seine Identität steht demnach fest. Er soll in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen sein und über eine Waffenbesitzkarte verfügen.
Die Polizei sicherte am Montag den ganzen Tag Spuren am Tatort, dieser war grossräumig abgesperrt. Über das Fahrzeug der Täter lagen keine Angaben vor, auch nicht, in welche Richtung diese geflüchtet sind. Im Einsatz stehen Hunderte von Beamten aus Rheinland-Pfalz und dem angrenzenden Saarland. Auch Spürhunde und Helikopter kamen zum Einsatz. Unklar ist, ob auch die Täter bei dem Schusswechsel verletzt worden sind.
Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, verdächtige Beobachtungen zu melden. Sie bat die Einwohner in der Region, keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens einer der Tatverdächtigen sei bewaffnet.
Politikerinnen und Politiker reagierten mit grosser Bestürzung. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte:
Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hat im gesamten Bundesland als Zeichen der Trauer Trauerbeflaggung angeordnet. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sprach von einem Schock für die gesamte deutsche Polizei. Gewalt gegen Polizisten nehme zu und werde immer brutaler. «Deshalb ist es nicht martialisch, wenn sich Beamte bei Kontrollen mit Schutzwesten und notfalls auch mit gezogenen Waffen schützen, sondern notwendige Eigensicherung, um Leben und Gesundheit der Frauen und Männer zu schützen, die rund um die Uhr ihre Köpfe hinhalten.» (aargauerzeitung.ch)