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Dänemark: Drohnenaktivitäten sind «hybrider Angriff»

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Troels Lund Poulsen: Dänischer Verteidigungsminister.Bild: keystone

Dänemark schlägt Alarm: Drohnenaktivitäten sind «hybrider Angriff»

25.09.2025, 09:4525.09.2025, 12:10

Die dänische Regierung spricht nach erneuten Drohnensichtungen an mehreren Flughäfen im Land von einem «hybriden Angriff». Alles deute darauf hin, dass ein professioneller Akteur dahinterstecke, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Morgen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Justizminister Peter Hummelgaard in Kopenhagen. Wer dies sein könne, sei noch unklar.

«Es ist die Rede von etwas, das ich als einen hybriden Angriff mit verschiedenen Typen von Drohnen definiere.»
Troels Lund Poulsen

Es handele sich jedoch um alles andere als einen Zufall, dass die Vorfälle fast simultan geschehen, sagte Lund Poulsen. Vielmehr sehe es nach einer systematischen Operation aus. «Es ist die Rede von etwas, das ich als einen hybriden Angriff mit verschiedenen Typen von Drohnen definiere», sagte er. Es gehe um Taten, die eine Gefahr für Sicherheit und Freiheit darstellen könnten. Es bestehe jedoch weiterhin keine direkte militärische Bedrohung gegen Dänemark, betonte Lund Poulsen.

Ob man den Nato-Artikel 4 aktiviere und damit wie zuletzt andere Bündnisstaaten Beratungen der Allianz in Gang setze, dazu habe man noch keine Entscheidung getroffen, sagte Lund Poulsen. Dies sei aber etwas, das man in Betracht ziehe.

Flughafen Aalborg vorübergehend gesperrt

Nur zwei Tage nach dem umfassenden Drohnenalarm am Flughafen Kopenhagen wurden am späten Mittwochabend bis in die Nacht zum Donnerstag hinein weitere Drohnen über einer Reihe von Airports im Nato-Land Dänemark gesichtet. Am Flughafen Aalborg im Norden des Landes musste vorübergehend der Luftraum gesperrt werden, woraufhin vereinzelte Flüge gestrichen oder umgeleitet werden mussten.

Aalborg Airport on Thursday, Sept. 25, 2025, after drones were observed on the airport on Wednesday evening and the night to Thursday, and the airspace over the airport was closed. (Bo Amstrup/Ritzau  ...
Am Flughafen Aalborg wurde der Luftraum gesperrt.Bild: keystone

Auch in der Nähe der Airports in der wichtigen Hafenstadt Esbjerg und in Sønderborg nahe der deutschen Grenze wurden Drohnen beobachtet, ebenso am Militärflugplatz Skrydstrup. Eine Gefahr für Flugpassagiere und Menschen habe nicht bestanden, teilten die zuständigen Polizeidienststellen mit.

Erst am Montagabend hatte die Sichtung mehrerer grösserer Drohnen zur gut vierstündigen Sperrung des Flughafens von Kopenhagen geführt, der zu den wichtigsten Airports Skandinaviens zählt. Rund 100 Flüge wurden gestrichen, Zehntausende Passagiere waren von Beeinträchtigungen betroffen.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach vom «bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur». Wer dahintersteckt, ist weiter unklar. Frederiksen wollte eine Verantwortung Russlands nicht ausschliessen. Der Kreml dementierte eine Verwicklung. Mittlerweile läuft der Flugbetrieb in Kopenhagen wieder normal.

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Mette Frederiksen spricht vom bislang «schwersten Anschlag».Bild: keystone

Drohnenalarm in der Heimat der Regierungschefin

Nun musste auch der Flughafen in Aalborg - der Heimatstadt von Regierungschefin Frederiksen, die als entschiedene Unterstützerin der Ukraine gilt - vorübergehend für Starts und Landungen gesperrt werden. Da der Airport deutlich kleiner als der Hauptstadtflughafen ist und die Drohnen erst am späten Mittwochabend gesichtet wurden, mussten lediglich vereinzelte Flüge umgeleitet oder gestrichen werden. Nach wenigen Stunden wurde der Luftraum wieder freigegeben.

Gegen 3.00 Uhr in der Nacht erklärte die Polizei den dortigen Einsatz vor Ort für beendet, kündigte aber intensive Ermittlungen an. Einsatzleiter Jesper Bøjgaard Madsen erklärte, es sei nicht gelungen, die Drohnen vom Himmel zu holen. Man gehe jedoch davon aus, dass sie sich nicht mehr in der Gegend befänden. Am Morgen konnten erste Flieger wieder abheben.

Ähnliches Muster in Aalborg und Kopenhagen

Die Drohnenaktivität in Aalborg ähnele derjenigen in Kopenhagen, sagte der Chef der dänischen Reichspolizei, Thorkild Fogde, auf einer nächtlichen Pressekonferenz. Man sehe ein ähnliches Muster, die Drohnen seien gut sichtbar und mit eingeschaltetem Licht unterwegs.

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Justizminister Peter Hummelgaard und Thorkild Fogde, Chef der Polizei.Bild: keystone

Die Polizei vor Ort sprach von mehreren Drohnen einer gewissen Grösse – die Reichspolizei schloss bereits aus, dass es sich um private Modelle handelte. Bei dem Vorfall in Kopenhagen ist von Polizeiseite bislang von einem «fähigen Akteur» die Rede, also von Tätern, die die nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge haben, um ein solches Manöver zu bewerkstelligen – entweder, um dadurch Unruhe zu stiften, oder möglicherweise auch bloss, um auszutesten, wie lange ihre Drohnen in der Luft unbeobachtet bleiben.

Weitere Sichtungen in Westdänemark

Die ersten Drohnen waren in Aalborg gegen 21.44 Uhr beobachtet worden - fast zeitgleich folgten ähnliche Sichtungen in Esbjerg, Sønderborg und Skrydstrup. Alle diese Orte befinden sich wie Aalborg in Jütland, dem westlichen Teil von Dänemark, der im Süden an Deutschland grenzt. Auch hier waren die Flugkörper nach Polizeiangaben mit angeschaltetem Licht unterwegs und vom Boden aus sichtbar. Anders als Aalborg mussten die Flughäfen nicht gesperrt werden - bis in die Morgenstunden waren von dort keine Flüge geplant gewesen.

Als wäre das nicht genug, wurde auch der Flughafen der Kleinstadt Billund in der Nacht kurzfristig für eine knappe Stunde gesperrt. Hintergründe sind noch unklar – Berichte über mögliche Drohnenaktivität blieben zunächst unbestätigt. Die Stadt ist vor allem als Heimat des dänischen Spielwarenkonzerns Lego bekannt.

(sda/dpa)

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Die beliebtesten Kommentare
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Der Micha
25.09.2025 10:30registriert Februar 2021
So langsam sollte der letzte Mensch auf Erden gerafft haben, dass Putin keinen Frieden will und alles auf Eskalation setzt. Wer Putins Absichten nach wie vor rechtfertigt oder relativiert, sollte sich wirklich selbst hinterfragen.
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ray7
25.09.2025 10:06registriert Oktober 2020
Natürlich steckt ein professioneller Akteur dahinter und nicht der kleine Henrik vom Nachbarsdorf. Das ganze ist maximal beunruhigend und betrifft im Endeffekt ganz Europa. Die Drohnen werden Weltweit immer mehr für Aufsehen sorgen - die Revolution der Kriegsführung.
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ELMatador
25.09.2025 10:11registriert Februar 2020
Das eigentlich Beunruhigende ist: Was wir sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs.

Drohnen, Raketen oder militärische Präsenz sind sichtbar – ihre Existenz lässt sich nicht leugnen. Doch unter der Oberfläche geschehen weit gefährlichere Dinge.

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