Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hat über Twitter Weltpolitik gemacht, Kabinettsmitglieder gefeuert und Gegner beleidigt – am Freitagabend hat ihm der Kurznachrichtendienst seine wichtigste Kommunikationsplattform entzogen. Zeit also, sich seine Twitter-Karriere in Zahlen anzuschauen.
Mehr als 88 Millionen Follower erreichte der Präsident mit seinen Botschaften zuletzt direkt über @realDonaldTrump, ohne den Weg über die traditionellen Medien gehen zu müssen.
Kein Vergleich zu seiner Follower-Anzahl – es sind lediglich 51 Personen, denen Trump folgte. Die meisten davon haben direkt etwas mit ihm zu tun, wie etwa Familienmitglieder oder Kampagnen-Accounts.
56'571 Tweets hat das Trump-Twitterarchiv verzeichnet, 26'237 davon schickte er als Präsident. Allerdings sind vom Total nur 46'919 originale Tweets, beim Rest handelt es sich um Retweets.
Haltet euch fest: 369'842'552 Mal wurde Trump geretweetet.
Wenn er für jeden Like einen Franken erhalten würde ... wäre er wirklich ein Milliardär. Trump erhielt insgesamt 1'659'180'779 Likes. Nicht schlecht, Herr Specht.
In den vergangenen drei Monaten kam Trump im Schnitt auf 30 Tweets am Tag.
Mit seinen ständigen Tweets hielt Trump die Welt in Atem. Alleine am 4. Juni vergangenen Jahres – während der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd – schickte er 163 Twitter-Nachrichten in die Welt, sein Tagesrekord.
In der Monatswertung lag der vergangene September, als der Wahlkampf auf Hochtouren lief, mit 1421 Trump-Tweets vorne.
Den ersten Tweet sendete @realDonaldTrump am 4. Mai 2009: Damals kündigte Trump seinen Auftritt in der Late-Night-Show von David Letterman an. Bei Twitter ist er ein bisschen länger, der Account wurde am 18. März 2009 kreiert.
Sein Tweet mit den meisten Herzen ist zugleich auch der Tweet mit den meisten Retweets: «Tonight, @Flotus and I tested positive for COVID-19. We will begin our quarantine and recovery process immediately. We will get through this TOGETHER!»
Ja, der Tweet, in dem er seine Coronavirus-Infektion bekannt gab. Das war am 2. Oktober 2020. Er wurde 416'342 Mal geteilt. Und erhielt 1,87 Millionen Likes.
Wer jetzt denkt, Trump nutzte Twitter während seiner Präsidentschaft am meisten, liegt falsch. Eine Auswertung von Tweetbinder zeigt, dass er 2013, 2012 und im Wahlkampfjahr 2015 am meisten auf Twitter aktiv war.
Nicht überraschend sind seine Kampagnen-Hashtags zuoberst. Allerdings sei gesagt, dass er im Vergleich zu anderen prominenten Twitter-Nutzern eher wenig Hashtags benutzte.
Das überrascht wohl auch niemand am meisten: FoxNews und Trump – das ist war eine Liebesbeziehung. Zumindest bis letztes Jahr, wo Trump sich von Fox News abwandte und stattdessen das One America News Network (OANN) promotete. Aber gut, hier die Nutzer, die Trump am meisten erwähnte:
Seine letzte Twitter-Botschaft schickte der Noch-Präsident am Freitag um 10.44 Uhr: Darin kündigte Trump an, er werde nicht an der Vereidigung seines Nachfolgers Joe Biden am 20. Januar teilnehmen.
Als Präsident nutzte Trump die Plattform wie keiner vor ihm, nie zuvor hatten Twitter-Nachrichten mehr Gewicht. Trump verbreitete über den Kanal nicht nur politische Botschaften, sondern oft auch schamlos wirkende Eigenwerbung – etwa am 6. Januar 2018, als er sich als «ein sehr stabiles Genie» bezeichnete.
Manche Tweets schürten Sorge vor einem Krieg, beispielsweise am 19. Mai 2019: «Wenn der Iran kämpfen möchte, dann wird das das offizielle Ende des Irans sein», schrieb Trump damals. Andere blieben ein Rätsel, etwa seine später gelöschte Botschaft vom 31. Mai 2017 mit dem Wort «Covfefe». «Ich denke, der Präsident und eine kleine Anzahl Menschen wissen genau, was er meinte», sagte sein damaliger Sprecher.
Trump teilte auf Twitter mächtig gegen seine Gegner und Kritiker aus, oft auch unterhalb der Gürtellinie. Dem damaligen US-Senator Bob Corker bescheinigte Trump am 24. Oktober 2017 beispielsweise, dieser könne «nicht einmal zum Hundefänger in Tennessee» gewählt werden.
Das wisst ihr wahrscheinlich bereits, aber als Einordnung: Zuletzt nutzte Trump Twitter vor allem dazu, seine unbelegten Behauptungen über Betrug bei der Präsidentenwahl am 3. November zu verbreiten und sich gegen seine Niederlage zu stemmen. Twitter versah immer mehr seiner Tweets mit Warnhinweisen. Nach der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger am Mittwoch zog das Unternehmen die Reissleine. Wegen des «Risikos einer weiteren Anstiftung zur Gewalt» sperrte Twitter den Account @realDonaldTrump dauerhaft.