Nächster Lapsus: Name von Epstein-Opfer wird x-fach ungeschwärzt in Akten gezeigt
Das US-Justizministerium von Chefin Pam Bondi steht seit Tagen im Zusammenhang mit der (Teil-)Veröffentlichung der Epstein-Files am Pranger. Zu Intransparenz- und Manipulationsvorwürfen gesellt sich nun auch Kritik wegen schludriger Arbeitsweise und möglichen Gesetzesverstössen. Denn: Ein Opfer von Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wird in den veröffentlichten Dateien mehrfach mit ihrem Klarnamen genannt. Das berichtet CNN.
Die Frau hat sich bei dem US-Sender gemeldet und auf den schwerwiegenden Lapsus aufmerksam gemacht. Sie sei «entsetzt» darüber. Die Betroffene, die von CNN zu ihrem Schutz nicht mit dem Namen, sondern unter dem in den USA geläufigen Pseudonym für Betroffene in Kriminalfällen «Jane Doe» genannt wird, wurde 2009 Opfer von Epstein. Sie zeigte den Missbrauch im selben Jahr beim FBI an. Epstein war zu dieser Zeit bereits das erste Mal verurteilt worden, durfte aber einen Grossteil seiner Strafe im Freigang verbringen – in dieser Zeit verging er sich laut Aussagen von Betroffenen erneut an jungen Frauen.
Jane Doe hat nach der Publikation der Dateien am Freitag per Mail beim US-Justizministerium interveniert, um eine Unkenntlichmachung ihres Namens zu erreichen. Doch die Bemühungen blieben bisher erfolglos, auch am Montag war ihr Name noch den Dokumenten zu entnehmen. Doe sagt gegenüber CNN, der grobe Schnitzer des US-Justizministeriums mache sie insbesondere betroffen, weil er das Vertrauen in die Behörde weiter schwäche. Es zeige, dass Opfer sich derzeit nicht auf die US-Behörden verlassen könnten:
Opferanwälte bemängelten bereits kurz nach der Freigabe der Dokumente am Freitag, dass das Justizministerium im Zuge der Veröffentlichung schludrig vorgegangen und bei der Bearbeitung zu wenig die Opfersicht eingenommen worden sei. Nebst mangelhaftem Schutz von Identitäten sei es für die Opfer in dem Berg aus Dokumenten auch schwierig, konkrete Informationen zu finden, die den eigenen Fall beträfen.
Der nun bekannt gewordene Fall wiegt insbesondere schwer, weil die freigegebenen Dokumente eigentlich in grossem Umfang geschwärzt wurden. Kritiker werfen der US-Regierung vor, auf diese Weise Informationen zu untergraben, womöglich über prominente Namen in den Epstein-Files. Umso bedenklicher scheint, dass die Namen der Opfer Epsteins nicht sorgfältig zensiert wurden. Dazu wären die Behörden gar gesetzlich verpflichtet – im Gegensatz zu möglichem Schutz prominenter Namen.
Ein Sprecher des Justizministeriums äusserte sich kurz zu den neuen Vorwürfen. Das Ministerium und die Staatsanwaltschaft unternähmen grosse Anstrengungen, um die Opfer durch Schwärzungen zu schützen. Man stehe in Kontakt mit den Opfern und ihren Anwälten. Justizministerin Bondi hat weiterhin nicht öffentlich Stellung genommen. (con)
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