International
Donald Trump

Gavin Newsom verspottet US-Präsident Trump und wird dafür gefeiert

Gavin Newsom verspottet Trump und wird dafür gefeiert

Kaum ein anderer Politiker in den USA nimmt den Kampf gegen Donald Trump derzeit so ernst wie Gavin Newsom. Die Mittel des Demokraten sind jedoch umstritten.
01.09.2025, 21:5001.09.2025, 21:50
Christoph Cöln / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Es gibt wohl in den USA derzeit kaum einen anderen Politiker, den Präsident Donald Trump mehr fürchtet als Gavin Newsom. Der demokratische Gouverneur Kaliforniens hat es sich seit einiger Zeit zur Aufgabe gemacht, den Republikaner im Weissen Haus mit allen erdenklichen Mitteln zu attackieren. Und das heisst bei Newsom: Trump in sozialen Netzwerken zu trollen.

California Gov. Gavin Newsom answers questions after signing legislation calling for a special election on a redrawn congressional map on Thursday, Aug. 21, 2025, in Sacramento, Calif. (AP Photo/Godof ...
Der kalifornische Gouverneur bei einer Pressekonferenz zur Verbrechensbekämpfung.Bild: keystone

Seine Anhänger machen sich daraus bereits einen grossen Spass. Mal sieht man den 57-jährigen Demokraten da in KI-generierten Fotomontagen, wie er einen Dinosaurier reitet, im Kostüm von Captain America, oder wie er eine Lady Liberty rettet, die verdächtig der aktuellen First Lady Melania Trump ähnelt. Es sind 1:1-Satiren jener Postings, die der US-Präsident selbst von sich gepostet hat.

Doch damit nicht genug: Newsom garniert auch seine eigenen Postings mit den gleichen Sprüchen, die Trump so von sich gibt. Er imitiert den US-Präsidenten, wo er kann. Versucht ihn, ins Lächerliche zu ziehen. Nicht alle politischen Beobachter in den USA sind davon begeistert, erst recht nicht in Reihen der demokratischen Partei. Dort ist Newsoms Methode umstritten.

Nun setzte der Gouverneur erneut einen drauf, indem er sich JD Vance vorknöpfte. Der US-Vizepräsident hatte den Demokraten als «Billigausgabe» von Donald Trump geschmäht. Newsom attestierte Vance daraufhin, ein sehr kleines Gehirn zu haben und erfand einen neuen Spitznamen für den Trump-Vize: JD «Just Dance» Vance.

Newsom kündigt eigenen Bitcoin an

Sympathisanten des kalifornischen Gouverneurs fanden das zum Schreien komisch, das Portal «Buzzfeed» feierte Newsom ebenfalls dafür. «Das Internet lacht Tränen über diesen Spitznamen», so das Urteil. Der Spitzname werde sicherlich kleben bleiben am Vizepräsidenten. Trump selbst – der dafür bekannt ist, politische Gegner mit spöttischen Spitznamen zu belegen – nennt Newsom schon seit einiger Zeit nur: Gavin Newscum – was im Englischen ungute Assoziationen zum Wort Abschaum hervorruft.

Newsom nimmt so etwas nur noch zum Anlass, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Und zwar buchstäblich: Wie Trump hat auch der Demokrat nun Merchandise-Artikel im Maga-Stil auflegen lassen – allerdings mit seinem Namen. Wie Trump will auch Newsom bald einen eigenen Bitcoin herausgeben, den «Trump Corruption Coin». Dann werde man sehen, welche Währung erfolgreicher sein wird, kündigte er an.

Der einst so seriöse Newsom hat sich damit als politischer Troll neu erfunden, wie das Magazin «New Statesman» kürzlich feststellte. Seine Aktionen sind hochgradig unseriös, seltsam, aufmerksamkeitsheischend, sehr, sehr lustig für seine Anhänger – und extrem ärgerlich für seine Widersacher. Aber genau das ist ja der Punkt".

Galionsfigur des demokratischen Widerstands

Es gibt im aktuellen politischen Klima der USA derzeit offenbar kaum ein anderes Mittel, als die Republikaner – und damit vor allem Donald Trump – mit deren eigenen Mitteln zu schlagen. Die Kommunikationsstrategie des Weissen Hauses ist eindeutig: Sie setzt darauf, den Diskurs durch hohe Schlagzahl, enorme Lautstärke und ohne jeglichen politischen Anstand zu führen. Und Newsom macht das jetzt eben auch.

So gelingt es dem Gouverneur, im republikanischen Lager erstmals für echte Nervosität zu sorgen. Denn die Strategie ist erfolgreich: Newsoms Anhängerschaft wächst mit jedem Posting. Seine Followerzahlen explodieren und er ist es, der inzwischen als einzige echte Galionsfigur des demokratischen Widerstands in den USA identifiziert wird.

Es sind nicht die Vertreter der alten demokratischen Garde, Barack Obama oder seine Frau Michelle, der linke Senator Bernie Sanders oder gar die ehemalige Vizepräsidentin Kamala Harris, die sich gegen den tiefgreifenden Umbau des amerikanischen Staates durch die Trump-Administration stemmen würden. Es ist Gavin Newsom, der sich neuerdings als cleverer PR-Stratege und beissender Satiriker verdingt.

California Gov. Gavin Newsom speaks during a news conference Thursday, Aug. 14, 2025, in Los Angeles. (AP Photo/Marcio Jose Sanchez)
Election 2026 Redistricting California
Gavin Newsom bei einer Veranstaltung, auf der er seinen Anhängern erklärt, warum auch Kalifornien die Wahlgesetze ändern muss.Bild: keystone

Doch es ist ihm sehr ernst damit. «Ich mache keine Witze, denken Sie, das ist ein Spass?», fragte er kürzlich bei einer Podiumsdiskussion ins Publikum. «Die werden sich unser Land holen. Wir dürfen das nicht zulassen», warnte er vor den autoritären Bestrebungen der Trump-Regierung.

Newsom: «Werde weitermachen, nochmal und nochmal und nochmal»

Spätestens seitdem Trump im Juni die Nationalgarde nach Kalifornien einrücken liess, um dortige Proteste gegen die Regierungspolitik zu unterbinden, redet Newsom der Nation ins Gewissen und fordert die US-Bürger zum Widerstand auf. «Das ist ein unmissverständlicher Schritt Richtung Autokratie», warnte er. Da hatte Trump gerade mit dem Gedanken gespielt, den gewählten Gouverneur Newsom kurzerhand verhaften zu lassen, falls der sich weiterhin seiner Politik entgegenstelle. «Das ist das Vorgehen eines Diktators, nicht eines Präsidenten», schrieb Newsom bei X.

FILE - Calif. Gov. Gavin Newsom presents his revised 2025-2026 state budget during a news conference in Sacramento, Calif., May 14, 2025. (AP Photo/Rich Pedroncelli, File)
Gavin Newsom
Kaliforniens Gouverneur inszeniert sich auch als Law&Order-Politiker, der selbst für Ordnung sorgen kann.Bild: keystone

Newsom erkennt wohl, dass man der sorgfältig geplanten und mit grosser Effizienz umgesetzten Trump-Agenda mit den üblichen Mitteln nicht beikommen kann. Da hilft keine 25-stündige Marathonrede im US-Kongress, wie sie der demokratische Senator Corey Booker im April hinlegte. Da hilft auch keine Flucht aus dem Bundesstaat, wie es mehr als 50 texanische Abgeordnete vor wenigen Wochen taten, um gegen die Verabschiedung eines Gesetzes zur Neuordnung der Wahlkreise zu protestieren. Das Gesetz wurde schliesslich doch verabschiedet – und die Republikaner hätten sich auf die Art zusätzliche Sitze bei den kommenden Wahlen gesichert.

Doch Newsom hielt dagegen. Er verabschiedete in Kalifornien nur wenige Tage später ein ähnliches Gesetz. Damit wollte er gleiche Voraussetzungen vor den kommenden Midterm-Elections, den US-Zwischenwahlen, schaffen. Erneut nach dem Prinzip: Gleiches mit Gleichem vergelten. «Ich wollte der Absurdität des Ganzen einfach den Spiegel vorhalten», sagte er vor wenigen Tagen in einem Podcast. Er wolle weitermachen damit, «nochmal und nochmal und nochmal». Solange, bis sich etwas bewegt. Oder eben nicht. Dann werde er seine Strategie eben ändern.

Für den Moment jedenfalls, scheint es, als sei Newsoms unorthodoxes Vorgehen jedenfalls das einzige Mittel zu sein, dass bei den Maga-Anhängern Eindruck macht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder des ESAF 2025 in Mollis
1 / 35
Die besten Bilder des ESAF 2025 in Mollis

Der neue Schwingerkönig: Armon Orlik posiert mit Siegermuni Zibu.

quelle: keystone / gian ehrenzeller
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hecht hinter den Kulissen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
62 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
denkpause
01.09.2025 22:39registriert April 2021
Unglaublich ist ja, dass sie auf Fox immer noch darüber wettern, dass Newsom Trump nachmache. Die checken echt nicht, dass er trollt und den Spiegel vorhält.

Und kürzlich wurde Newsom zu den Posts befragt, und er meinte, dass er die jeweils erst absegne. Auf die Folgefrage, wie viele er ablehne, meinte er: immer weniger 😂
1575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gratwanderer
01.09.2025 22:21registriert September 2014
Ich denk mir einfach…wenn Trump sich nicht an Gesetze hält warum sollen es die Demokraten, die Institutionen die Mitarbeiter, die Kriminellen sowieso oder der Normalbürger ? Das Gedankenspiel endet natürlich im Chaos und in der totalen Verwirrung auch der MAGAGA Anhängern. Vielleicht wird dann der Wunsch nach Ordnung und Gesetz wieder mehr geschätzt.
1186
Melden
Zum Kommentar
avatar
Eckhardt
01.09.2025 22:55registriert Juni 2024
Trump nicht ernst zu nehmen, finde ich eine sehr gute Wahl. Er und seine MAGAGA nehmen sich selbst schon viel zu wichtig. Was diese Menschen nicht ertragen, ist die EIGENE LÄCHERLICHKEIT. Ihre eigene Rolle orten sie ja diametral woanders auf der Achse: Beim König und Diktator. Beim Ballsaal, den goldigen Bilderrahmen, den Verhaftungen durch ICE und dem Senden der Nationalgarde..
Lachen wir sie aus, diese machtversessenen Geltungssüchtigen.
986
Melden
Zum Kommentar
62
Gavin Newsom verspottet Trump und wird dafür gefeiert
Kaum ein anderer Politiker in den USA nimmt den Kampf gegen Donald Trump derzeit so ernst wie Gavin Newsom. Die Mittel des Demokraten sind jedoch umstritten.
Es gibt wohl in den USA derzeit kaum einen anderen Politiker, den Präsident Donald Trump mehr fürchtet als Gavin Newsom. Der demokratische Gouverneur Kaliforniens hat es sich seit einiger Zeit zur Aufgabe gemacht, den Republikaner im Weissen Haus mit allen erdenklichen Mitteln zu attackieren. Und das heisst bei Newsom: Trump in sozialen Netzwerken zu trollen.
Zur Story