Die Tramhaltestelle Voltaplatz in Basel. Neben dem Abfallkübel ist ein kleiner, unauffälliger Kasten montiert. Ihm lassen sich kleine, geruchsdichte Couverts entnehmen, in die man nach dem Rauchen die Zigarettenstummel entsorgen kann.
Das Ganze ist eine Testanlage. Nicht nur in Basel, auch in Aarau, Zürich und Plan-les-Ouates, einem Vorort von Genf, werden in diesen Wochen Feldversuche zum Zigaretten-Littering durchgeführt. Die Frage, auf die man sich eine Antwort erhofft: Welche Massnahmen bringen Raucherinnen und Raucher wirklich dazu, den Stummel nicht achtlos auf den Boden zu werfen?
Hinter den Versuchen steht ein Zusammenschluss aus Wirtschaft und Behörden. 2022 hatte das Bundesamt für Umwelt einen Runden Tisch zum Thema Zigaretten-Littering reaktiviert – mit dabei sind Vertreter der Tabakbranche, des Detailhandels, von Umweltverbänden sowie von Kantonen und Gemeinden.
Denn achtlos weggeworfene Zigarettenstummel stellen nach wie vor ein grosses Problem dar. Jedes Jahr werden über sechs Milliarden Stummel nicht richtig entsorgt, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz. Die Zigistummel verursachen nicht nur hohe Putzkosten für die öffentliche Hand, sondern belasten aufgrund der enthaltenen Schadstoffe und Mikroplastik auch die Umwelt.
Das Parlament hat deshalb im vergangenen Jahr beschlossen, schweizweit einheitliche Littering-Bussen einzuführen. Der Bundesrat hat vor den Sommerferien einen konkreten Umsetzungsvorschlag in die Vernehmlassung geschickt. Wer beim Wegschnippen eines Zigistummels erwischt wird, soll künftig 100 Franken blechen. Heute wird Littering von Kanton zu Kanton – und teilweise je nach Gemeinde – unterschiedlich gehandhabt. 18 Kantone kennen Littering-Bussen.
Doch die Wirkung der Bussen ist fraglich. Die grosse Hürde ist die Durchsetzung. Der Polizei fehlen Zeit und Ressourcen, aktiv Jagd nach Umweltsündern zu machen – womit der Abschreckungseffekt gering ist. Selbst die Tabakbranche scheint nicht daran zu glauben, dass die nationale Regelung, deren Einführung im nächsten Jahr geplant ist, das Littering-Problem löst. Sonst würde sie kaum Geld in die Hand nehmen, um weitere Massnahmen zu testen.
Diese wirken banal: Nebst dem Zigaretten-Couvert sollen die Raucherinnen und Raucher mit Plakaten dazu gebracht werden, die Zigi-Überreste richtig zu entsorgen. Auf einem Plakat ist eine mit Zigarettenstummeln übersäte Stube zu sehen – dazu die Botschaft: «Hier würdest du deinen Stummel auch nicht wegwerfen.» Im dritten Test-Setting werden Rauchende dazu animiert, online ein Versprechen abzugeben, nicht mehr zu littern.
Reichen so einfache Massnahmen wirklich aus, um das Littering-Problem zu lösen?
Es sei noch zu früh für handfeste Resultate, sagt Marvin Auf der Landwehr des Beratungsunternehmens Fehr Advice, das auf Verhaltensökonomie spezialisiert ist und den Feldversuch leitet. Doch vieles deute darauf hin, dass die Massnahmen funktionierten. «Littering ist sehr stark durch soziale Normen und Gewohnheit geprägt», sagt Auf der Landwehr. Unterstützend zu Bussen könnten Sensibilisierungskampagnen und andere Massnahmen zu einer langfristigen Verhaltensänderung führen, zeigt er sich überzeugt.
Finanziert wird das Projekt durch die Wirtschaft. Wie hoch das Budget der Tabak- und Detailhandelsunternehmen dafür ist, wollen sie nicht bekanntgeben. Zeigt die Auswertung, dass eine oder mehrere Massnahmen tatsächlich vielversprechend sind, soll «detailliert geprüft werden», diese nächstes Jahr in einer Kampagne schweizweit auszurollen.
Auch der Verein «stop2drop» plant nächstes Jahr eine grosse Anti-Littering-Kampagne, an der sich Gemeinden beteiligen können. Die vom Tabakpräventionsfonds unterstützte Organisation distanziert sich dabei ausdrücklich von der Tabakindustrie – im Gegensatz zum von Bund ins Leben gerufenen Runden Tisch. Das Verteilen von Taschen-Aschenbechern wie den Couverts, die im Rahmen des aktuellen Tests ausgegeben werden, sieht der Verein kritisch. Seit Jahren würden sie millionenfach von Tabakunternehmen verteilt, doch der Effekt bleibe oft aus. Bereits die Zigarettenproduktion sei umweltschädlich. Der Verein setzt darum ganz auf Sensibilisierung, beispielsweise durch Plakate.
Tatsächlich hat der Verband Swiss Cigarette bereits 2021 eine Kampagne lanciert, in deren Rahmen über 30'000 Taschen-Aschenbecher aus Blech verteilt worden sind. Der Industrie wurde Greenwashing vorgeworfen. Die Wirkung der Massnahme ist nicht untersucht worden.
Habe in Zürich eine junge Dame gesehen, die den Stummel direkt neben dem Kübel auf den Boden warf - ein Schritt nach rechts war schon zu viel verlangt...
Strafen bringen nur etwas, wenn sie auch verhängt werden und daran wird es fehlen!
Als ich noch rauchte, habe ich immer ein kleines Blechdösli dabei, in dem ich die Stummel entsorgte. Gerade in der Natur gibts gar keine andere Möglichkeit umweltbewusst und nachhaltig zu sein.