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Wieso die Wahl Trumps für die Umwelt vielleicht gar nicht so schlimm ist

Eine Trump-Fahne vor den lodernden Flammen eines Waldbrandes in Kalifornien: Mit dem Klimawandel haben sich Dürren und Brände in Kalifornien verstärkt.
Eine Trump-Fahne vor den lodernden Flammen eines Waldbrandes in Kalifornien: Mit dem Klimawandel haben sich Dürren und Brände in Kalifornien verstärkt.Bild: David Swanson/Reuters

Wieso die Wahl Trumps für die Umwelt vielleicht gar nicht so schlimm ist

Donald Trump will sämtliche Klimaschutzbemühungen seines Vorgängers rückgängig machen. Das wird die Welt trotzdem nicht zurück ins fossile Zeitalter katapultieren. Eine Einordnung.
15.11.2024, 09:58
Stephanie Schnydrig / ch media
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Es ist ein simpler Slogan, mit dem Donald Trump seine Energie- und Klimapolitik zusammenfasst: «Drill, baby, drill». Also bohren, bohren, bohren – nach Kohle, Öl und Gas. So sieht der designierte US-Präsident einem Bericht der «New York Times» zufolge etwa vor, die Grenzen zweier Naturschutzgebiete im Bundesstaat Utah neu zu ziehen. Damit sollen Tausende Hektar Land für Erdölbohrungen und den Bergbau zugänglich werden.

Zudem werden die USA – das Land mit den nach China weltweit höchsten Emissionen – im kommenden Jahr wohl aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Auch gehen Beobachter davon aus, dass Trump namhafte Erdöl- und Kohlelobbyisten in seine Regierung und Beraterstab berufen wird.

Solche Spekulationen begleiten die derzeit stattfindende Klimakonferenz in Baku (Aserbaidschan). Sonia Seneviratne, ETH-Klimaforscherin, sagt dazu: «Was die Verhandlungen klar erschwert, ist die Ungewissheit darüber, wie stark die anderen Länder ab nächstem Jahr noch auf die USA zählen können.» Denn Trumps Verhalten sei unberechenbar.

USA wollen immer noch besser sein als China

Anthony Patt, ETH-Professor für Klimapolitik, ergänzt, dass die USA unter Joe Biden begonnen hätten, eine Führungsrolle im Klimaschutz zu übernehmen – obschon auch er beispielsweise dem Fracking nicht den Hahn zugedreht hat. Aber nun, mit Trump als Präsidenten, würden die USA wohl kaum noch ehrgeizigere Klimaziele beschliessen. Trotzdem glaubt Patt nicht, dass Trump die globale Reaktion auf den Klimawandel ernsthaft beeinträchtigen wird. Insbesondere nicht diejenige von Industrieländern wie China oder jenen in Europa.

Manche Experten können sich auch vorstellen, dass der Konkurrenzkampf mit China eine entscheidende Rolle spielen wird. Denn das Land der Mitte dominiert derzeit die weltweite Produktion von Elektrofahrzeugen, Batterien, Windturbinen und Solarzellen. Das ärgert die USA. Der interne Druck auf Trump, Chinas Produktionsmacht entgegenzuwirken, wird somit nicht verschwinden.

Allerdings werde sich die grüne Energiewende in den ärmeren Ländern wohl verlangsamen, vermutet Anthony Patt. Denn die USA werden ihre finanzielle Unterstützung für diese Staaten wahrscheinlich verringern und die bereits gemachten Zusagen nicht einhalten.

«Trump mag es zu gewinnen»

Verlangsamen ja, aber aufhalten lässt sich die globale Wende hin zu grünen Energiequellen nicht. Denn letztlich sind diese billiger als Öl, Gas und Kohle, wodurch sich der Umstieg vor allem auch wirtschaftlich lohnt – auch in den USA. Laut Mark Maslin, Professor für Klimatologie am University College London, gibt es in den Vereinigten Staaten mindestens 10 Millionen Arbeitsplätze in der grünen Wirtschaft im Vergleich zu 300'000 in der Industrie für fossile Brennstoffe.

«Trump ist ein Geschäftsmann. Und er mag es zu gewinnen», sagt dazu Chris Hilson, Direktor des Reading Centre for Climate and Justice: «Das Festhalten an der fossilen Energiewirtschaft wird die US-Wirtschaft wahrscheinlich nicht in die Lage versetzen, zu gewinnen.»

Das wird auch Tesla-Chef Elon Musk nicht gefallen. Ihm, dem Trump einen wichtigen Posten in der Regierung verschaffen will, wird es ein Anliegen sein, dass die US-amerikanische Elektroauto- und Batterieindustrie wettbewerbsfähig ist. «Hier geht es nicht ums Klima, hier geht es ums Geschäft», sagt Hilson.

epa11718840 Elon Musk listens as US President-elect Donald Trump speaks during a meeting with House Republicans at the Hyatt Regency hotel in Washington, DC, USA, 13 November 2024. EPA/ALLISON ROBBERT ...
Elon Musk ist die Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanische Elektroauto- und Batterieindustrie vermutlich ein Anliegen.Bild: keystone

Für Friedericke Otto, Physikerin und Expertin für Extremwetterereignisse am Imperial College London, ist klar: «Trump kann den Klimawandel leugnen, so viel er will, aber die Gesetze der Physik kümmern sich nicht um die Politik.» Allein die zwei Wirbelstürme «Helene» und «Milton» im Oktober verursachten Schäden in Höhe von mehr als 100 Milliarden US-Dollar und forderten weit über 200 Todesopfer. Die Wetterextreme in den USA würden mit der weiteren Klimaerwärmung immer schlimmer – und somit auch immer teurer.

Republikaner profitieren stark vom Klimapaket

Der ETH-Klimaforscher Anthony Patt geht auch davon aus, dass es für Trump praktisch unmöglich sein wird, die wichtigste Errungenschaft von Joe Biden im Bereich des Klimaschutzes rückgängig zu machen: den Inflation Reduction Act, kurz IRA. Über diesen werden amerikanische Unternehmen mit milliardenschweren Zuschüssen belohnt, wenn sie in grüne Technologien investieren.

Obwohl Trump angekündigt hatte, den IRA rückgängig zu machen, werden ihm wohl die eigenen Geldgeber, Wähler und Politiker aus seiner Partei dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Denn: «Es sind vor allem die Bundesstaaten, die Trump gewählt haben, die vom IRA profitieren», sagt ETH-Professorin Sonia Seneviratne, die an der Hochschule das Institut für Atmosphäre und Klima leitet. Mehr als ein Dutzend republikanische Kongressmitglieder haben sich denn auch bereits gegen Kürzungen der Steuergutschrift für saubere Energien ausgesprochen.

Seneviratne betont zudem, dass Trump die Klimaschutzbemühungen der einzelnen Bundesstaaten nicht torpedieren könne: «Kalifornien zum Beispiel – die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt – plant, seinen CO2-Ausstoss netto bis 2045 zu eliminieren.» Auch Texas, ein republikanisch dominierter Bundesstaat, ist führend bei der Umstellung auf Wind- und Solarenergie.

Gemäss dem Pew Research Insitute, einem überparteilichen Fact Tank in Washington, befürwortet denn auch eine Mehrheit der Amerikanerinnen und den Amerikaner den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen. Zwei Drittel sind demnach der Meinung, dass das Land stärker auf Wind- und Solarenergie setzen sollte als auf Öl, Kohle und Gas. (aargauerzeitung.ch)

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frankygoes
15.11.2024 10:39registriert März 2019
Ganz ehrlich.. diese vielleicht-ist-es-gar-nicht-so-schlimm-Artikel bringen wenig. Ja, der Klimaschutz hat in den USA wesentlich mehr Jobs geschaffen als die Ölindustrie. Aber ob das den Öl-Lobbyisten kümmert, der das Departement führt?
Tatsächlich haben wir keinen Schimmer, was unter Trump passieren wird. Und was das Gewinnen angeht, mittlerweile müsste allen klar sein, dass Trump ein überaus erfolgloser Geschäftsmann ist.. Mehr als das Sein kümmert ihn der Schein. Es geht ihm nicht darum zu gewinnen, sondern gut vor seinen Fans dazustehen.
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wasps
15.11.2024 11:22registriert Januar 2022
Eine Mehrheit der Yankees setzt auf erneuerbare Energien. Und eine Mehrheit der Yankees wählt Trump. Wo liegt der Fehler?
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SBRUN
15.11.2024 11:22registriert September 2019
Es stört ja auch keinen, dass der grüne Musterknabe Norwegen nicht im Traum daran denkt, auf die Erdöl/Erdgas Förderung zu verzichten, einerseits gibt Geld und andererseits arbeiten immerhin ca. 170'000 Norweger*Innen in der Öl/Gas Branche. Aber eben, es scheint weniger schlimm, wenn man die Fossilen nur fördert und diese dann in ferne Lande verschifft, als wenn man diese direkt selber verbrennt.
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