Plötzlich schwärmen sie voneinander – was beim Trump-Xi-Gipfeltreffen auffiel
Trump kündigt US-Atomwaffentests an – Minuten vor dem Treffen
Unmittelbar vor dem Treffen mit Xi Jinping liess Donald Trump via seiner Plattform Truth Social ankündigen, dass die USA Atomwaffentests wiederaufnehmen werden. Um welche Art von Tests es sich dabei handeln soll und welche Waffen getestet werden sollen, blieb offen. Die USA haben seit 33 Jahren keine Atomwaffentests mehr durchgeführt.
Trump begründete die Wiederaufnahme von Tests mit den Testprogrammen anderer Länder. Um welche es sich handelt, blieb ebenfalls offen. Zu den Ländern mit Atomwaffen gehören neben den USA Russland, China, Frankreich, Grossbritannien, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.
Auffällig war der Zeitpunkt der Ankündigung, nur Minuten vor dem Treffen mit Xi Jinping. Eine Frage eines Journalisten kurz danach in Xis Anwesenheit ignorierte Trump. Nach dem Treffen sagte er an Bord der Air Force One, es habe nichts mit China zu tun gehabt, sondern «mit anderen», wie die New York Times berichtet. Namen von Ländern nannte er nicht. Kürzlich hatte Russland den erfolgreichen Test eines atomar betriebenen Marschflugkörpers bekanntgegeben.
Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Im selben Jahr hatte der damalige US-Präsident George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests verkündet.
Gegenseitige Schmeicheleien beim Händedruck
Dass zwei der grössten geopolitischen Rivalen sich hier begegnen, hätte man beim Verfolgen des öffentlichen gemeinsamen Auftritts von Trump und Xi kaum denken können. Beide deckten sich mit warmen, teils gar versöhnlichen Worten ein, nachdem sie sich die Hand geschüttelt hatten.
So erklärte Xi, es sei normal, dass beide Seiten nicht immer einer Meinung seien und Reibungen zwischen den beiden führenden Volkswirtschaften der Welt vorkämen. Er sei überzeugt, dass beide Seiten sich helfen könnten, erfolgreich zu sein.
Trump sagte, er gehe davon aus, dass man eine «fantastische Beziehung» für eine «lange Zeit» haben werde. Er lobte Xi als einen grossartigen Führer eines grossartigen Landes.
Trump schwärmt von Gespräch – und macht Ankündigungen
Wie häufig nach politischen Gipfeltreffen zeigte sich Donald Trump auch nach dem Gespräch mit Xi Jinping überschwänglich positiv. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde er das Gespräch als eine 12 einstufen, so Trump. Er machte an Bord der Air Force One eine ganze Reihe an Ankündigungen:
- China soll während mindestens einem Jahr auf die Exportkontrollen bei Seltenen Erden verzichten.
- Die USA würden dafür für ebenfalls mindestens ein Jahr auf hohe Anlegegebühren für chinesische Schiffe in US-Häfen verzichten.
- Xi Jinping sei bereit, mehr gegen Fentanyl-Lieferungen aus China in die USA zu unternehmen.
- Im Gegenzug senke er die fentanylbedingten Zölle, die einen Teil der gesamten US-Zölle von 57 Prozent gegen China ausmachen, von 20 auf 10 Prozent.
- Weiter kündigte Trump an, China sei bereit, «grosse Mengen» an US-Sojabohnen zu kaufen. Zuletzt hatte China die Importe eingestellt, um Druck im Handelsstreit zu erzeugen. US-Farmer wurden dadurch schwer getroffen.
- Trump stellte in Aussicht, dass es «ziemlich bald» ein umfassendes Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern geben werde.
- Auch über den Ukraine-Krieg habe er mit Xi intensiv gesprochen. Man wolle zusammenarbeiten, um zu sehen, ob man den Krieg zu einem Ende bringen könne.
- Kein Thema sei hingegen Taiwan gewesen.
- Ebenfalls kündigte Trump an, dass er China im kommenden April besuchen wolle. Xi Jinping soll danach auch in die USA kommen.
Den letzten Punkt bestätigte China in einer Stellungnahme zum Gespräch. Zu den anderen Punkten bezüglich Handelsvereinbarungen gab es darin keine genaueren Kommentare. Es heisst lediglich, Xi Jinping habe Trump gesagt, dass die beiden Länder den «Teufelskreis der gegenseitigen Vergeltung» vermeiden sollten.
Trotz Ärger über Kanada: Trump plaudert mit Carney
Kürzlich brach Trump die Handelsgespräche mit Kanada ab, weil ihm ein Werbespot im Nachbarland nicht passte, in dem zollkritische Aussagen von Republikaner-Ikone Ronald Reagan verwendet wurden. Trump gab an, dass er mit Kanadas Premierminister Mark Carney «während langer Zeit nicht mehr sprechen» wolle.
Der Groll scheint aber rasch verflogen zu sein. In Südkorea war Carney anlässlich des APEC-Gipfels ebenfalls anwesend. Dabei beobachteten Reporter, wie Trump und Carney sich begrüssten und bei einem Abendessen auch miteinander plauderten. Carneys Büro teilte laut der «New York Times» später mit, der Premierminister habe konstruktive Gespräche mit allen Staats- und Regierungschefs in Südkorea geführt, «einschliesslich des Präsidenten der Vereinigten Staaten».


