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Stromausfall in Spanien: Was bisher über die Ursache bekannt ist

epa12061763 People use candles at a pub in Ourense, Galicia, northwestern Spain, amid a power outage, 28 April 2025 (issued 29 April 2025). A power blackout hit large parts of Spain and spread to neig ...
Eine Gruppe von Menschen benutzen Kerzen in einer Kneipe in Galizien, Spanien.Bild: keystone

«Seltenes atmosphärisches Phänomen» – was bisher über die Stromausfall-Ursache bekannt ist

29.04.2025, 14:3230.04.2025, 03:06
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Am Montag um 12.30 Uhr Ortszeit gab es in Spanien und Portugal einen weitreichenden Stromausfall. Auch Teile von Südfrankreich und Andorra waren kurzzeitig betroffen. Heute Morgen gegen 6 Uhr waren 99 Prozent der Stromversorgung in Spanien wiederhergestellt, auch das portugiesische Stromnetz hat sich wieder stabilisiert. Die Regierungen in Madrid und Lissabon kündigten Krisensitzungen an, um das Ausmass des Vorfalls und mögliche strukturelle Schwächen zu analysieren.

Was genau den Kollaps auslöste, ist Gegenstand von Untersuchungen. Ein Überblick.

Verdacht auf «Computer Sabotage»

Eine konkrete Ursache für den Mega-Blackout nannte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez in einer abendlichen Ansprache nicht. Man schliesse keine Möglichkeit aus, sagte er.

epa12046243 Spanish Prime Minister Pedro Sanchez speaks during a press conference after a cabinet meeting held at Moncloa Palace in Madrid, Spain, 22 April 2025. EPA/JAVIER LIZON
Pedro Sanchez hat den Grund für die Ursache noch nicht gefunden.Bild: keystone

Nun ermittelt die spanische Justiz wegen des Verdachts auf «Computer-Sabotage» als mögliche Ursache. Ein Richter der Audiencia Nacional, dem für schwere Straftaten zuständigen Gericht in Spanien, hat eine Voruntersuchung eingeleitet. Diese Information gab die Justiz am Dienstag bekannt.

Sollte sich herausstellen, dass der landesweite Stromausfall durch einen «Akt der Computer-Sabotage» in der strategischen Infrastruktur verursacht wurde, könnte dies als «Terrorismus» eingestuft werden. Die Ermittlungen sollen klären, ob es sich um eine gezielte Störung handelt und wer möglicherweise dahintersteckt. Weitere Details zum Stand der Untersuchungen wurden bislang nicht veröffentlicht.

Keine Cyberattacke

Weder der spanische Netzbetreiber noch die portugiesische Regierung gehen von einer Cyberattacke als Ursache aus. «Mit Blick auf die Analysen, die wir bislang vornehmen konnten, können wir einen Cybersicherheitsvorfall in der Infrastruktur des Stromnetzes ausschliessen», sagte der Chef für die Systembetriebsdienste des Netzbetreibers Red Eléctrica Española, Eduardo Prieto, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Die Regierung in Lissabon unterstützte dies. «In Portugal haben wir zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Informationen zu einer Cyberattacke oder einem feindlichen Angriff», erklärte Regierungssprecher António Leitão Amaro. Dies sei «die vorläufige Einschätzung verschiedener Dienste». In einem Interview mit dem Sender CNN Portugal konkretisierte Leitão Amaro, bei der am Montag aufgetretenen Panne habe es sich um ein Problem in einem Stromtransportnetz in Spanien gehandelt.

Das «seltene atmosphärische Phänomen»

REN (Red Eletrica Nacional), der wichtigste Stromversorger in Portugal, erklärte gegenüber der BBC, der Ausfall sei durch «extreme Temperaturschwankungen im Landesinneren Spaniens» verursacht worden. Es habe anomale Schwingungen in den Hochspannungsleitungen (400 kV) gegeben, ein Phänomen, das als «induzierte atmosphärische Vibration», also ein «seltenes atmosphärisches Phänomen» bekannt ist. Spanien hat auf diese Berichte noch nicht reagiert.

Hier jubeln die Menschen nach dem Ende des Stromausfalls

Video: watson/Michael Shepherd

Rätsel für die Experten und Expertinnen

Kristian Ruby, Chef des europäischen Stromwirtschaftsverbands Eurelectric, hingegen erklärte der BBC, ein Problem an der Stromverbindung zwischen Frankreich und Spanien habe zum Ausfall beigetragen.

Der österreichische Krisenvorsorge-Experte Herbert Saurugg teilte seine Einschätzungen gegenüber dem Blick: «Es dürfte irgendwo eine Instabilität gegeben haben, wodurch Teile des Systems nicht mehr im Gleichgewicht waren. Dadurch fährt das System vorsichtshalber automatisch runter.» Für Sarugg das wahrscheinlichste Szenario: «Schaut man sich die Strompreise aktuell an, ist Strom fast schon für null Euro zu haben. Das aktuelle Wetter hat zu viel Photovoltaik-Strom geführt. Das wiederum könnte zu einer Überlastung geführt haben.» Diese Theorie schloss Spaniens Ministerpräsident Sanchez jedoch später aus.

Der Stromausfall sei das Albtraumszenario eines jeden Elektroingenieurs, sagt Paul Cuffe, Assistenzprofessor an der School Electronic Engineering am University College Dublin gegenüber wired.

Die Ursache sei schwierig auszumachen. «Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen», sagt Cuffe. Beide Netze des Landes werden zwar von nationalen Betreibern betrieben, erklärt er. Aber sie sind als synchronisiertes Netz miteinander verbunden, was bedeutet, dass bei einem Ausfall des einen Netzes auch das andere ausfällt - sodass es nicht völlig unerwartet ist, dass das eine Land dem anderen die Schuld gibt. (sda/dpa/les)

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Blackout – Wenn nichts mehr geht
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Gravierende Stromausfälle sind kein neues Phänomen – im Gegenteil: Ein Polizist bewacht am 9. November 1996 im New Yorker Stadtteil Bronx nach einem Blackout einen Eingang.
quelle: ap / str
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Stromausfall in ganz Spanien und Portugal
Video: watson
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138 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tschowanni
29.04.2025 11:05registriert Oktober 2015
Strom ist also für fast schon null Euro zu haben? Warum weiß das mein Anbieter nicht und will übers Jahr rund 700€?
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Quacksalber
29.04.2025 13:23registriert November 2016
Seltenes atmosphärisches Phänomen" heisst, sie haben keine Ahnung wie es dazu kam.
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leed
29.04.2025 13:35registriert Januar 2016
Fun Fact: In Englands gab es früher immer Störungen im TV-Bild wegen Stromschwankungen. Es gab nur 4 TV-Sender und wenn bei einem beliebten Program Werbung geschalten wurde, gingen alle auf's Klo oder machten den Teekocher an, was das Stromnetz enorm belastete.
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