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Britisches Urteil lautet: Gleichstellung gilt nicht für Transfrauen

With the Capitol in the background, Kali wears a trans equality flag in her hair while attending a rally for the Trans Day of Visibility, on the National Mall, Monday, March 31, 2025, in Washington.&q ...
Eine Frau, der eine Trans-Flagge im Haar steckt. (Symbolbild)Bild: keystone

Britisches Urteil: Gleichstellung gilt nicht für Transfrauen

16.04.2025, 16:4516.04.2025, 16:45
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Wenn es um die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen geht, zählt in Grossbritannien das biologische Geschlecht, nicht das soziale Geschlecht. Das hat das oberste Gericht des Landes entschieden.

Das Urteil gilt als wegweisend und weitreichend, beispielsweise bei der Frage, ob Transfrauen bei Frauenquoten als Frauen gezählt werden, und ob sie Orte wie Damenumkleiden benutzen dürfen oder von lesbischen Gruppen ausgeschlossen werden können.

Unterstützung von Potter-Autorin J.K. Rowling

Geklagt hatte die Frauenrechtsorganisation For Women Scotland (FWS). Sie war nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie die schottische Regionalregierung den Geschlechterbegriff auslegte.

Unterstützt wurde sie unter anderem von der Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, die das Thema Frauenrechte versus Rechte von Transmenschen seit Langem zu ihrem zentralen Anliegen gemacht hat – und für ihre kontroversen Äusserungen dazu teils scharf kritisiert wurde. Unter anderem hatten sich frühere Darsteller ihrer Helden wie Daniel Radcliffe (Harry Potter) und Emma Watson (Hermine Granger) von ihr deswegen distanziert.

FILE - J.K. Rowling poses for photographers upon her arrival at the premiere of the film 'Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald', in London, Nov. 13, 2018. Police say J.K. Rowling didn ...
J.K. Rowling unterstützte die Klägerinnen.Bild: keystone

Nach dem Urteil äusserte sich Rowling erfreut. Die Klägerinnen hätten mit dem Sieg vor Gericht, «die Rechte von Frauen und Mädchen im ganzen Vereinigten Königreich geschützt», schrieb die Autorin auf X und fügte hinzu:

«Ich bin so stolz, euch zu kennen.»

Streit um Frauenquote in Vorständen

Die Regierung in Edinburgh hatte sich auf den Standpunkt gestellt, dass die Anerkennung von Transfrauen als Frauen für alle Lebensbereiche gilt und bezog sich dabei auf das Gleichstellungsgesetz (2010 Equalities Act). Demnach sollten Transfrauen auch bei der Erfüllung von Frauenquoten in Vorständen gezählt werden.

Wie die Richter des Supreme Courts in London nun einstimmig feststellten, zielt das britische Gleichstellungsgesetz jedoch in erster Linie auf den Schutz biologischer Frauen. «Die Definition von Geschlecht im Gleichstellungsgesetz von 2010 stellt klar, dass das Konzept von Geschlecht binär ist, eine Person ist entweder eine Frau oder ein Mann», hiess es in dem Urteil.

Dem Gesetz das soziale Geschlecht zugrunde zu legen, sei inkonsistent, urteilten die Richter. Dann könnten etwa Transmänner, die Kinder gebären, von Mutterschutzregelungen ausschlossen werden. Zudem würden heterosexuelle Männer, die ihr Geschlecht zu weiblich änderten, automatisch lesbisch werden. Ausserdem überschreite das schottische Parlament mit dieser Festlegung seine Kompetenzen, so die Richter.

epaselect epa12034464 Women celebrate outside the Supreme Court in London, Britain, 16 April 2025, following its ruling that the definition of a woman is based on biological sex. EPA/ANDY RAIN
Frauen feiern den Entscheid des Supreme Courts.Bild: keystone

Entscheidung gilt als wegweisend und weitreichend

Vor Gerichten in Schottland waren die Kläger mehrfach gescheitert, aber in letzter Instanz erhielten sie nun Recht. Dutzende Unterstützerinnen feierten nach der Urteilsverkündung im und vor dem Gerichtsgebäude in Westminster ihren Sieg.

Schottlands Regierungschef John Swinney schrieb auf X, man akzeptiere das Urteil und werde sich nun mit den Auswirkungen beschäftigen.

Die britische Regierung von Premierminister Keir Starmer teilte mit, sie habe stets den Schutz von nach biologischem Geschlecht getrennten Räumen unterstützt. «Diese Entscheidung bringt Klarheit und Sicherheit für Frauen und Anbieter von Dienstleistungen wie Kliniken, Frauenhäuser und Sportvereine», sagte ein Regierungssprecher.

Aktivisten sind besorgt

Der Vorsitzende Richter Patrick Hodge betonte, das Urteil sei kein umfassender Sieg für die eine oder die andere Seite und bedeute nicht, dass Transmenschen nicht umfassend vor frauenfeindlicher Diskriminierung geschützt wären.

Aktivisten zeigten sich dennoch besorgt. «Es wird unglaublich beunruhigend sein für die Trans-Gemeinschaft und alle, die sie unterstützen», sagte der Geschäftsführer der LGBTQ+-Organisation Stonewall, Simon Blake. LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und queere Menschen.

Der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Grossbritannien, Sacha Deshmukh, mahnte, der Schutz von Transmenschen vor Diskriminierung und Belästigung müsse genauso ernst genommen werden wie für andere Minderheiten. (rbu/nib/sda/dpa)

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Xicotencatl Axayacatl
16.04.2025 17:24registriert August 2024
Unpopuläre Meinung, aber jetzt schlägt das Pendel halt zurück. Jahrelang wurde dieses Randthema künstlich hochstilisiert und reservierte (nicht einmal kritische) Reaktionen wurde heruntergebrüllt und beschimpft - gerade im Vereinigten Königreich, wo politische Karrieren an der falschen Antwort auf die Frage "Was ist eine Frau" scheitern konnten und "Genderaffirmative" extrem gepusht wurde. Jetzt fällt halt auf, dass zu vieles zu schnell und schlicht aktionistisch gemacht wurde. Tja.
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Anilu
16.04.2025 19:38registriert Juli 2019
Der Titel ist etwas irreführend. Es ist ja nicht so, dass Transfrauen (wieso werden Transmänner nicht erwähnt?) weniger Rechte haben als andere Menschen. Das Gesetz klärt einfach, dass bei Geschlechterfragen das biologische Geschlecht zählt und eine Transidentität nicht zu Sonderrechten führt.
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merli80
16.04.2025 22:22registriert April 2018
Ich begrüsse das Urteil, gibt es doch gewisse Leitlinien vor. Wie absurd das ganze Genderthema nämlich werden kann, zeigte sich in Deutschland, als der verurteilte Neonazi Sven Liebich sich nun auf einmal als Frau identifizierte. Man vermutet, dass er so den Männerknast umgehen wollte um zu den Frauen zu kommen. Als Frau gruselt mich vor der Vorstellung, dass es für Männer dann so einfach wäre, irgendwo reinzukommen, ob jetzt Knast (wo ich hoffentlich nie lande) oder Frauengarderobe.
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