An Nordfrankreichs Küste sollen in über 20 Orten Überwachungskameras installiert werden, um die Überfahrt von Migranten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien zu stoppen. Finanziert werden die Kameras mit Geld, das Grossbritannien Frankreich für effektiveren Grenzschutz an der Küste zur Verfügung stellt, wie der Sender BFMTV berichtete. Die an Strassen in Küstennähe installierten Kameras sollen im Rahmen des Projekts «Terminus» die Fahndung nach Schleusern und ihren Fahrzeugen sowie eine Kennzeichenerfassung ermöglichen.
Die Kamerabilder sollen von der Polizei sowie den Gemeinden etwa beim Kampf gegen Vandalismus genutzt, aber nicht den Briten zur Verfügung gestellt werden. Die rund 50 Kameras mit jeweils vier Köpfen sollen bis Mitte des Jahres zwischen Montreuil und Calais in Betrieb gehen, wie die Zeitung «La Voix du Nord» berichtete. Die Gesamtkosten sind noch nicht bekannt.
Dabei sehen die Gemeinden die Installation der Kameras, der sie zustimmen mussten, auch kritisch. Von einer heuchlerischen Aktion sprach die Bürgermeisterin von Merlimont, Mary Bonvoisin Alves Dos Santos, im BFMTV-Interview. Das Geld hätte besser an die Helfer gehen sollen, die die Menschen bei der Überfahrt in kleinen Booten aus Seenot retten. «Ich habe den Eindruck, dass wir der bewaffnete Arm der britischen Migrationspolitik sind.» Zugleich werde nichts getan, um den Kindern, Frauen und Männern eine menschenwürdige Bleibe zu verschaffen.
Seit Jahren versuchen Migranten, von improvisierten Lagern in Nordfrankreich aus nach Grossbritannien zu gelangen. Seit der Kanaltunnel und die dort passierenden Lastwagen besser abgeschirmt sind, haben die gefährlichen Bootsüberfahrten zugenommen, im vergangenen Jahr verdreifachten sich die Zahlen. Im November starben 27 Menschen beim Untergang eines Boots. Der britischen Regierung sind die ankommenden Menschen ein Dorn im Auge. Ein zentrales Versprechen der Brexit-Befürworter für die Zeit nach dem EU-Austritt war es, die Kontrolle über die eigenen Grenzen zu gewinnen. (saw/sda/dpa)