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27 Menschen starben im Ärmelkanal. Die Tragödie hat sich abgezeichnet

27 Menschen starben im Ärmelkanal – die Tragödie hat sich abgezeichnet

Die Zahl der Gummiboot-Überfahrten an die britische Küste hat stark zugenommen. Sogar illegale Migranten selber bereichern sich inzwischen an dem tödlichen Schleppergeschäft.
25.11.2021, 14:08
Stefan Brändle, Paris / ch media
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FILE - In this Friday, Feb. 12, 2021 file photo, migrants and refugees from different African nationalities wait for assistance on an overcrowded wooden boat, as aid workers of the Spanish NGO Open Ar ...
27 Menschen kamen am Mittwoch im Ärmelkanal ums Leben, unter ihnen sieben Frauen und drei Kinder.Bild: keystone

Eine schlimme Flüchtlingstragödie im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Grossbritannien hat am Mittwoch 27 Menschen das Leben gekostet. Nach dem Kentern des Gummibootes sind sie im eisigen Meerwasser vor Europas Küste ertrunken. Unter den Toten sind sieben Frauen und drei Kinder. Nur zwei Männer aus dem Irak und Somalia haben mit einem schweren Kälteschock überlebt.

Die Bestürzung beidseits des Ärmelkanals ist gross. Auf der gefährlichen, rund 30 Kilometer langen Fahrt nach England kommt es seit zwanzig Jahren vereinzelt zu Todesfällen - noch nie aber war fast die ganze Besatzung eines Bootes ums Leben gekommen. Bis vor wenigen Jahren versuchten kühne Migranten eher auf Sattelschleppern via Fährschiffe oder Tunnel-Eisenbahn ins Königreich überzusetzen. Diese Wege sind heute hermetisch abgeriegelt, weshalb es die Migranten mit pannenanfälligen Schlauchbooten versuchen.

Illegale Überfahrten nehmen exponentiell zu

Seit Jahresbeginn haben 26'000 Menschen die Überfahrt gewagt. 2020 waren es noch 8500. Allein am Mittwoch versuchten es laut französischen Polizeiangaben gut 900 Migranten. 255 schafften es bis an die englische Felsenküste, 671 wurden aufgefischt oder schon in Frankreich am Übersetzen gehindert. Rund um die Hafen- und Fährstadt Calais haben Freizeitsport-Anbieter kürzlich Kayak- und Gummiboote aus dem Sortiment genommen, um nicht unfreiwillig zu weiteren Tragödien beizutragen.

French police officers patrol on the beach in the searcher migrants in Wimereux, northern France, Wednesday, Nov.17, 2021. Several migrants died and others were injured Wednesday Nov.24, 2021 when the ...
Französische Polizisten überwachen einen Strand im nordfranzösischen Wimereux.Bild: keystone

Die französische Polizei fasste noch am Mittwoch vier Schlepper, die die Todesfahrt organisiert haben sollen. In der Nacht auf Donnerstag wurde ein Fünfter festgenommen. Sein Wagen trage deutsche Kennzeichen und auch das Schlauchboot stamme aus Deutschland, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin.

Darmanin erklärte, er sei «voller Wut» auf die kriminellen Banden, die schwangere Frauen, Kinder und Babys beförderten.

«Für einige tausend Euro beutet man diese Menschen aus, indem man ihnen das Eldorado in England verspricht.»

Nötig sei eine grenzübergreifende Kooperation «wie gegen Terroristen», meinte der Minister mit Blick auf Belgien, Deutschland und Grossbritannien.

Migranten werden selbst zu Schleppern

Kenner der Verhältnisse in Calais fragen sich, wie es möglich war, das Gros der Schlepper nur Stunden nach der Tragödie zu verhaften. Die Vermutung liegt nahe, dass sie unter geheimdienstlicher Überwachung stehen. Darmanin betonte, die französische Polizei unternehme alles, um diesen kriminellen Geschäftemachern das Handwerk zu legen. Seit dem 1. Januar habe sie 1500 Schlepper festgenommen. Diese seien «wie die Mafia» organisiert und verfügten über chiffrierte Handys. In Calais stellen Ermittler fest, dass auch Migranten in das Elends-Business übergewechselt haben, nachdem sie ihr Geld selber an Profischlepper verloren hatten und in den Dünen von Calais gestrandet waren.

Delphine Rouilleault vom Hilfswerk Terrre d’asile gab am Mittwoch zu bedenken, das jüngste Drama könne «nicht auf die Schlepperfrage reduziert» werden. «Schuld ist auch die Politik der Schliessung der Routen, was den Preis für das Übersetzen erhöht und die Schlepper bereichert», meinte sie.

«Die einzige Alternative besteht darin, einen legalen Asylweg zu öffnen.»

Der britische Premier Boris Johnson will die Asylgesuche allerdings nicht erst auf britischem Boden prüfen lassen. Das sollen die Franzosen tun. Man sei personell ausserstande und auch nicht willens, diese Aufgabe schon auf ihrem Staatsgebiet zu erledigen, heisst es auf französischer Seite. Wenige Tage vor dem Bootsdrama hatte die Regierung in Paris bekannt gegeben, sie verstärke die Kontrolle des 130 Kilometer langen Küstenstreifens bei Calais durch 100 geländegängige Fahrzeuge sowie Schiffe.

epa09602082 Remains of damaged migrants' inflatable boat and a sleeping bag left by migrants on the beach near Wimereux, France, 25 November 2021. At least 27 migrants have died and two more were ...
Überreste eines beschädigten Schlauchboots von Migranten und ein Schlafsack, der von Migranten am Strand bei Wimereux, Frankreich, zurückgelassen wurde, 25. November 2021.Bild: keystone

«Frankreich lässt nicht zu, dass der Ärmelkanal ein Friedhof wird», erklärte Präsident Emmanuel noch am Mittwochabend. Johnson bezeichnete sich seinerseits als «schockiert, aufgebracht und sehr traurig». Er versprach, mit Frankreich zusammen «mehr zu unternehmen», um die gefährlichen Überfahrten zu verhindern. Die beiden Politiker führten ein Telefongespräch, dessen Resultat vorerst nicht bekannt war. Macron forderte jetzt eine Notfallsitzung der EU-Minister.

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Zum International Migrant Day – Menschen die 2016 auf der Flucht waren.
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Zum International Migrant Day – Menschen die 2016 auf der Flucht waren.
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quelle: ap / francesco pecoraro
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Auf Pferden im Einsatz gegen Migranten – Empörung über US-Grenzbeamte in Texas
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Touché
25.11.2021 14:48registriert Februar 2019
Auch wie traurig das es jetzt klingt!
Warum wollen gewisse Menschen, nur in ein bestimmtes Land? Es geht ja nicht um Krieg, innerhalb der EU? Flucht vor Armut? Sicherheit?
Da haben einige schon X-sichere Länder durchquert um schlussendlich NUR in ihrem Wunschland illegal zu sein?
Sorry, da habe ich null Verständnis für!
EU, sowie CH ist einfach kein Wunschkonzert!
Wo gibt es sonstwo irgend auf der Welt, dass man bestimmen kann, wo man Leben darf/soll/muss?
Sollte sowas passieren, dass werden wir überschwemmt mit Migranten, können uns bald ... das eigene schweizer Grab schaufeln?!
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Peter Vogel
25.11.2021 15:03registriert Juni 2020
Einen legalen Asylweg gibt es bereits. Legal Asyl beantragen kann man im 1. Land in dem man nicht mehr "verfolgt" wird. Das ist bestimmt nicht UK sondern eher Jordanien, Israel oder die Türkei.
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wurzeli
25.11.2021 15:30registriert April 2020
Wer bei diesen Temperaturen, bei dem Wetter eine Schlauchbootfahrt plant durch eine der meistbefahrenen Frachtschiffrouten spielt russisch Roulette.
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    Trump-Fans geht es um die Würde, nicht ums Geld
    Trump gibt seinen Fans scheinbar nichts, seine Steuererleichterungen waren vor allem für die Reichen. Doch seine Rächer-Show ist für sie ein Wert an sich.

    Es ist die gleiche Show, die Donald Trump immer wieder vorführt. Diese Woche mussten Kanada und Mexiko als Bösewichte herhalten. Den unschuldigen USA hatten die Unholde grosses Leid angetan. Drogen und illegale Zuwanderer hatten sie in die USA gelassen. Einfach so, aus reiner Boshaftigkeit. Damit ist die Vorgeschichte geschrieben. Auftritt Held Trump. Der Rächer.

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