Frankreichs Präsident François Hollande hat drei US-Bürger und einen Briten für ihr Eingreifen bei der Thalys-Attacke zu Rittern der französischen Ehrenlegion ernannt. Mit ihrem Mut hätten sie es ermöglicht, Leben zu retten, sagte Hollande am Montagvormittag.
Er überreichte den höchsten französischen Orden den US-Soldaten Alek Skarlatos und Spencer Stone, dem amerikanischen Studenten Anthony Sadler sowie dem Briten Chris Norman im Élysée-Palast in Paris. Die Männer hatten am Freitagabend einen schwerbewaffneten Marokkaner in dem Hochgeschwindigkeitszug Amsterdam-Paris niedergerungen. Stone und ein Passagier wurden schwer verletzt.
Der verletzte Passagier soll zu einem späteren Zeitpunkt in die französische Ehrenlegion aufgenommen werden, ebenso wie ein 28-jähriger Franzose, der sich als erster dem Angreifer entgegenstellte und der anonym bleiben will.
Hollande ging von terroristischen Absichten des Angreifers aus. «Eine Person hatte entschieden, einen Anschlag im Thalys zu begehen», sagte er mit Blick auf den am Freitag festgenommenen 25-jährigen Marokkaner. «Er hatte genug Waffen und Munition, um ein Blutbad anzurichten.» Dies hätte er auch gemacht, wenn nicht einige Fahrgäste eingeschritten wären, betonte der Staatschef.
Der Angreifer, der beim Verhör durch Anti-Terror-Ermittler jegliche Anschlagsabsicht bestritt, war mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser in den Zug gestiegen. Die Ermittler vermuten ebenfalls, dass der den Geheimdiensten als Islamist bekannte Mann einen Anschlag verüben wollte.
Der junge Mann war bereits den spanischen Sicherheitsbehörden wegen Reden aufgefallen, in denen er den bewaffneten Kampf gegen Ungläubige propagierte. Laut französischen Ermittlern lebte der junge Mann von Gelegenheitsjobs und kleineren Delikten, darunter Drogenhandel.
Der Vater des Angreifers nahm seinen Sohn derweil in Schutz. Er räumte aber ein, dass er keine Ahnung habe, was seinen Sohn zur Tat veranlasst haben könnte. «Er war ein guter Junge, sehr fleissig», sagte der Vater des 25-Jährigen laut einem Bericht der britischen Zeitung «The Telegraph» vom Sonntag. Der Vater gab auch an, er habe seit mehr als einem Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen.
Ein politisches Motiv hielt der Vater allerdings für unwahrscheinlich. Sein Sohn habe «nie über Politik gesprochen, nur über Fussball und Fischen», sagte der Marrokaner laut «Telegraph» unter Tränen. Die Familie lebt demnach seit 2007 in Spanien, der im andalusischen Algeciras ansässige Vater arbeite in der Recyclingindustrie.
Der Vater beklagte laut «Telegraph», dass ein französisches Telekommunikationsunternehmen seinen Sohn mit einem Halbjahresvertrag nach Frankreich gelockt und ihn nach einem Monat einfach rausgeschmissen habe. «Was sollte er tun? Was sollte er essen?», sagte der Vater der britischen Zeitung. (wst/sda/afp/dpa)