International
Gesellschaft & Politik

China will Kleidung verbieten, die die «Gefühle der Nation verletzt»

Young Asian woman in protective face mask shopping for clothes in fashion boutique joyfully. She is choosing top from the clothing rack.
In China wurde die Kleidung seit 1980 immer liberaler, nun kommt möglicherweise eine Kehrtwende.Bild: Digital Vision

«Gefühle der Nation verletzt»: China diskutiert kurioses Kleidungs-Gesetz

14.09.2023, 11:0914.09.2023, 16:43
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Das chinesische Politbüro hat Anfang Monat auf seiner Website angekündigt, Kleidungsstücke und Symbole verbieten zu wollen, die «dem Geiste der Nation schädlich sind sowie die Gefühle der Nation verletzen».

Das Gesetz ist bis jetzt aber nur ein Vorschlag und noch nicht in Kraft getreten. Offiziell will der ständige Ausschuss erste Reaktionen sowie Meinungen der Bevölkerung abwarten und dann entscheiden, ob das Gesetz tatsächlich umgesetzt werden soll.

Dass es dazu kommen wird, ist aber äusserst wahrscheinlich. Bereits jetzt geht die Polizei gegen Personen vor, die keine unauffällige Kleidung tragen. So werden regelmässig Personen diskriminiert, die japanisch inspirierte Kleidungsstücke wie einen Kimono oder Cosplays tragen. Auch weibliche Kleidungsstücke bei Männern sind verpönt. So tauchte Anfang letzter Woche ein Video eines Mannes im Rock auf, der von der Polizei zurechtgewiesen und nach Hause geschickt wurde:

Am 30. September wird entschieden, ob das Gesetz angenommen wird. Falls es dazu kommt, ist die Polizei zukünftig berechtigt, Personen wie den Mann im Video zu verhaften und Bussen bis zu 5000 Yuan (614 Franken) zu verhängen. Zudem können 15-tägige Gefängnisstrafen verfügt werden.

Gesetz nicht spezifisch genug

Was in China offensichtlich die meisten Sorgen bereitet, ist die mangelnde Spezifizierung des Gesetzes. So überlässt man die Auslegung nahezu komplett den Polizeibeamten. Zhao Hong, eine Professorin für Politikwissenschaften an der Universität Bejing, fasste die Bedenken in einem Artikel für die Zeitung «The Paper» wie folgt zusammen:

«Wenn Beamte Gesetze nach eigenem Ermessen und basierend auf persönlichen Vorlieben und Ideologien anwenden können, sind wir vielleicht nicht mehr weit von dem Konzept ‹wenn du jemanden inkriminieren willst, findest du immer einen Grund› entfernt.»

Im Artikel bezieht sich die Professorin auch auf Online-Kommentare, die sich um das Ausmass des Gesetzes und mögliche Weiterentwicklungen sorgen. Ein User nimmt das Beispiel des Kimonos als Kleidungsstück heran, das offenbar den «Geist der Nation» verletzt und fragt sich, ob auch andere japanische Importe wie Animes oder Sushi verboten werden könnten. Andere Nutzer gingen sogar noch weiter und meinten, das Verbot könnte theoretisch sogar bis auf westliche, also auch nicht-chinesische Kleidungsstücke wie Anzüge oder Krawatten ausgeweitet werden.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mathm
14.09.2023 13:27registriert Juli 2021
Um wirklich ganz ganz sicher zu gehen, sollte man Kleidung generell verbieten.
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Tokyo
14.09.2023 11:33registriert Juni 2021
totalitäre Regimes und deren Prioritäten-Setzung.
Man hat eine massive Immobilien-Krise am Hals, man hat eine massive Jugendarbeitslosigkeit und die Losung
Das Volk kriegt Wohlstand und lässt sich vom Regime drangsalieren, funktioniert auch nicht mehr.
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Unicron
14.09.2023 12:34registriert November 2016
Ganz nach unserem Vorbild, wir haben mit dem Kopftuchverbot ja auch eine Kleiderregel in der Verfassung.
Und Minarette sind auch verboten, die Epidemie von ganzen DREI Minaretten in der Schweiz musste schliesslich gestoppt werden.
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