Rund 400 Schülerinnen und Schüler besuchten die technische Berufsschule in der zentraleritreischen Stadt Dekemhare. Ausgebildet wurden junge Eritreer und Eritreerinnen in handwerklichen Berufen: Maurer, Schreiner, Elektrikerinnen und Mechanikerinnen.
Doch das hat nun ein Ende. Sie mussten die Schule genauso verlassen wie die katholischen Don-Bosco-Ordensbrüder, die die Institution betrieben. Die Aufforderung sei ohne weitere Begründung gekommen. So erklärt Dr. Berhane Asmelash gegenüber Radio SRF, das den Fall aufdeckte, das sei typisch für das Land: «Es gibt keine offizielle Kommunikation, nur ein Ultimatum. Und wer rückfragt, wird verhaftet – weil er gefragt hat.» Asmelash ist Exil-Eritreer und arbeitet für eine Organisation, die sich für Christen in Eritrea einsetzt.
Die beteiligten Projektpartner – sowohl in der Schweiz als auch in Eritrea – wollen sich gegenüber SRF zum konkreten Fall der Berufsschule nicht äussern. Auch das sei typisch: «Eritreas Staat schüchtert Leute ein, die Angst regiert», sagt Asmelash.
Übernommen wurde die Schule vom eritreischen Bildungsministerium – offiziell, weil der Staat keine Schulen toleriert, die von religiösen Gemeinschaften betrieben werden. So könnten Angehörige einer bestimmten Religion diskriminiert werden, schreibt der Informationsminister des Landes auf Anfrage von Radio SRF.
Inoffziell geht es aber wohl vor allem auch um Einfluss: Eritrea wird in einem Einparteiensystem autoritär regiert, jegliche allfällig demokratischen Einflüsse sind der herrschenden Elite nicht genehm. Die Partei nennt sich – ironischerweise – «Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit». Gelegentlich wird Eritrea auch als «das afrikanische Nordkorea» bezeichnet.
Aus Schweizer Sicht ist die Enteignung der christlichen Organisationen problematisch: Diese waren verlässliche Partner für Entwicklungsorganisationen beim Betrieb von Hilfsprojekten im Land. Weil sich in den vergangenen Jahren immer mehr christliche Organisationen aufgrund der repressiven Vorgehensweise des Staates aus Eritrea zurückzogen, finden sich immer weniger Partner für Projekte zur Entwicklungsarbeit.
Für diese wiederum hat sich die Schweizer Politik 2015 aktiv ausgesprochen. Nicht ohne Hintergedanken: Das autoritäre Regime Eritreas sollte durch die finanzielle Unterstützung dazu bewegt werden, in der Schweiz abgewiesene Asylbewerber wieder aufzunehmen. Der Erfolg dieser Idee bisher: mässig.
So räumt auch FDP-Vizepräsident Andri Silberschmidt gegenüber Radio SRF ein: «Wir sind sicher noch weit davon entfernt, dass wir mit Eritrea über Rückführungen sprechen können.» Dennoch befürwortet Silberschmidt die Weiterführung der Entwicklungsarbeit. Es brauche Projekte, die der Bevölkerung helfen.
Einfacher, solche zu organisieren, wird es durch das Vorgehen der eritreischen Regierung sicherlich nicht. Es sei denn, die Schweiz entschliesst sich, mit der eritreischen Regierung zusammenzuarbeiten. Das fordert beispielsweise Toni Locher, der eritreische Honorarkonsul in der Schweiz. Diese Idee dürfte aber im Schweizer Parlament für erneuten Diskussionsbedarf sorgen. (con)
Solche Regierungen müsste man boykottieren, jeden Franken Entwicklungshilfe streichen, sonst ändert sich nie etwas.