Impfskepsis und einbrechende Entwicklungshilfe etwa für Impfkampagnen sind nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine grosse Gefahr für die Gesundheit der Weltbevölkerung. In manchen Ländern sieht die WHO gefährliche Trends.
Zwischen 2019 und 2024 ist die durchschnittliche Durchimpfung gesunken. Die Raten würden von Land zu Land variieren, die Verabreichung der ersten Dosis gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) und die Verabreichung der dritten Dosis gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (DTP) gingen jedoch insgesamt zurück. In einigen Ländern erhielten lediglich 23 Prozent die erste Dosis gegen MMR und nur 51 Prozent die dritte Dosis gegen DTP.
Für eine Herdenimmunität ist weit mehr nötig: Um den Ausbruch vieler Krankheiten zu verhindern, wäre jedes Jahr eine Durchimpfung von 95 Prozent in jeder Gemeinde nötig. Von den 53 Ländern in Europa und Zentralasien, die untersucht wurden, wurde dieses Ziel von mehr als der Hälfte verfehlt. «Fast ein Drittel meldete eine Durchimpfung von unter 90 Prozent», schreibt die WHO.
«Wir sind extrem besorgt über Fehl- und Desinformation zu Impfungen», sagt Kate O'Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung. Auch die schrumpfenden Hilfsgelder seien «extrem problematisch», sagte O'Brien bei der Vorlage des jährlichen Berichts über die Impfraten weltweit von WHO und dem Uno-Kinderhilfswerk Unicef.
Die Bevölkerung müsse mit zuverlässigen Informationen versorgt werden, damit Eltern ihre Kinder beruhigt impfen lassen könnten, heisst es im Bericht. Der Erfolg der Impfungen in den vergangenen Jahrzehnten habe die Ausbreitung von Fehlinformationen begünstigt, erklärt Regina De Dominicis, Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien: «Die heutige Generation hat die verheerenden Auswirkungen von impfpräventablen Krankheiten nicht miterlebt, was zu Sorglosigkeit führt und den Weg für Fehlinformationen ebnet.»
Eine tiefe Impfrate hat Folgen: Im vergangenen Jahr seien in unserer Region fast 300 000 Menschen an Keuchhusten erkrankt – mehr als dreimal so viele wie im Vorjahr. Über 125 000 Menschen seien zudem an Masern erkrankt, doppelt so viele wie 2023 und die höchste gemeldete Zahl seit fast 30 Jahren. «Das sind nicht nur Zahlen, sondern es geht um Hunderttausende von Familien, die leiden, weil ihre Kinder krank sind, und das hätte verhindert werden können», wird Hans Henri Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, zitiert.
Das weitaus grösste Hindernis für umfassenden Impfschutz bei Kindern seien Konflikte sowie die Schwierigkeit, Kinder in sehr abgelegenen Regionen zu erreichen. Im vergangenen Jahr hätten 14,3 Millionen Kinder im ersten Lebensjahr keine einzige Impfung erhalten, heisst es in dem Bericht. Im Jahr davor waren es 14,4 Millionen.
Schon im vergangenen Jahr hätten Mittel gefehlt, um arme Länder mit Impfkampagnen zu unterstützen. Die teils drastischen Kürzungen von Entwicklungshilfe in diesem Jahr – durch die USA und viele andere Länder – dürfte verheerende Auswirkungen haben, fürchten WHO und Unicef. Auch aus diesem Grund müssten sich auch Länder, in denen eine hohe Impfrate herrscht, auf Einschleppungen vorbereiten. Gleichzeitig sollen Hindernisse für eine Impfung beseitigt werden.
Auch aus diesem Grund müssten sich auch Länder, in denen eine hohe Impfrate herrscht, auf Einschleppungen vorbereiten. Gleichzeitig sollen Hindernisse für eine Impfung beseitigt werden.
Immerhin, eine gute Nachricht gibt es: Die Akzeptanz neuerer Impfstoffe habe sich verbessert, weil viele Länder diese eingeführt hätten. Deshalb seien die Durchimpfungsraten gegen das humane Papillomavirus (HPV), gegen das Rotavirus, gegen Haemophilus influenzae Typ b und gegen Pneumokokken gestiegen. (vro/sda/dpa)