«Ihr seid hier unerwünscht», skandierten etwa 300 pro-palästinensische Demonstranten im Hafen von Ermoupoli, als die 1600 Passagiere des israelischen Kreuzfahrtschiffs «Crown Iris» am Dienstagmorgen die griechische Insel Siros besuchen wollten. Alle Versuche der lokalen Behörden, die friedlich, aber lautstark protestierende Menschenmenge zum Einlenken zu bewegen, schlugen fehl.
Da die Polizei darauf verzichtet hatte, die Kaianlagen zu räumen, hatte der Kapitän der «Crown Iris» keine andere Wahl als den Landgang abzusagen und die nur 84 Quadratkilometer grosse Kykladeninsel in Richtung Zypern zu verlassen. Vor allem die Kinder an Bord des Luxusliners seien während der sechsstündigen Wartezeit «stark verängstigt gewesen», zitiert das «Jewish News Syndicate» einen der israelischen Passagiere.
Der griechische Gesundheitsminister Adonis Georgiadis bezeichnete die Hafenblockade als «eine Schande für Griechenland». «Wir schulden den Freunden unseres Landes jetzt eine Entschuldigung», betonte er. Der Vorfall dürfe «die Liebe israelischer Touristen zu Griechenland nicht zerstören». Es war nicht das erste Mal, dass Israelis im östlichen Mittelmeerraum in den letzten mit Unmutsäusserungen der einheimischen Bevölkerung konfrontiert waren.
So hatten Kneipenbesitzer in Athen einen Aushang in ihre Eingangstüren geheftet, der «alle israelischen Soldaten als Kriegsverbrecher» verunglimpfte. «Ihr seid hier unerwünscht», hiess es in hebräischer und englischer Sprache. Während eines Fussballspiels zwischen einer zyprischen und einer israelischen Mannschaft in Limassol am Dienstagabend skandierten die lokalen Fans pro-palästinensische Parolen, auf die die Anhänger der Gegenpartei mit anti-arabischen Schmähparolen reagierten. Erst in der letzten Woche hatten propalästinensische Demonstranten die Entladung eines israelischen Frachtschiffes im Hafen von Piräus verhindert.
Lokale Beobachter gehen davon aus, dass sich die von der Athener Regierung als «anti-semitisch» verurteilten Proteste unter dem Eindruck der Bilder verhungerter Kinder und Kleinkinder im Gazastreifen noch verstärken werden. Tatsächlich ist die Wut der Bevölkerung auf Israels Premierminister Netanyahu gewaltig.
In der weit verbreiteten Kritik an Israel werden häufig auch anti-semitische Ressentiments bedient, welche in Griechenland und auf Zypern vor allem von der orthodoxen Kirche befeuert werden. «Griechisch-orthodoxe Bischöfe», schreibt die «Jüdische Allgemeine», «tragen ihr anti-jüdisches und rassistisches Denken offen in ihre Gemeinden und drängen damit ihre Mitglieder ganz bewusst in eine politisch rechtsextreme Ecke».
Die «Crown Iris» erreichte am Mittwochnachmittag ohne Schwierigkeiten den Hafen von Limassol. Nach den Protesten auf der Insel Siros hatten die zyprischen Behörden umfangreiche Polizeieinheiten auf den Kaianlagen postiert, um eine in den sozialen Medien angekündigte Hafenblockade zu verhindern.
Die «Crown Iris» hatte während des «12 Tage Krieges» zwischen Israel und dem Iran Tausende von Israelis und Bürger anderer Staaten von Haifa nach Zypern gebracht, von wo aus sie dann weiter nach Europa und die USA flogen. Mehr als 10'000 Israelis haben auf der Mittelmeerinsel Immobilien gekauft und damit auch die Wirtschaft angekurbelt. Kritik an dem Kaufrausch gab es trotzdem. So warf der Chef der linksgerichteten AKEL-Partei, Stefanos Stefanou, Israel allen Ernstes vor, «das Land des Zyprioten stehlen zu wollen». «Sie wollen auf Zypern ein zweites Israel errichten», behauptete der Politiker. (aargauerzeitung.ch)
Solange man akzeptiert, dass die Bevölkerung der Kanaren oder Balearen sich mit ähnlichen Massnahmen gegen Overtourism wehrt, kann man auch akzeptieren, dass sich die Bevölkerung einer anderen Insel mit friedlichen Protesten (niemand wurde verletzt oder körperlich angegriffen) aus politischen Gründen zur Wehr setzt.
Der eine will nichts bei Russen kaufen, der andere will kein Geld mit Israelis verdienen. Fair enough.
Ich bin nicht unbedingt Pro Palästina, aber definitiv Contra Israeli eingestellt. Dies nicht erst seit diesen 2 Jahren, sondern seit ich sie bei meinen Reisen kennen gelernt habe.
Aber dies ist nur der Anfang und als israelischer Tourist bist du in naher Zukunft (noch) weniger beliebt als auch schon.