International
Griechenland

Israelische Touristen werden in griechischem Hafen blockiert

Demonstranten hielten israelische Touristen davon ab, auf eine griechische Insel zu gehen.
Demonstranten hielten israelische Touristen davon ab, auf eine griechische Insel zu gehen.Bild: Nikos Panagiotopoulos / AP

«Ihr seid hier unerwünscht»: Israelische Touristen werden in griechischem Hafen blockiert

In Griechenland musste ein Kreuzfahrtschiff mit seinen 1600 Passagieren - Touristinnen und Touristen aus Israel – seinen Landbesuch abbrechen. Hunderte propalästinensische Demonstrierende hielten sie vom Erkunden der Insel ab.
24.07.2025, 09:34
Michael Wrase / ch media
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«Ihr seid hier unerwünscht», skandierten etwa 300 pro-palästinensische Demonstranten im Hafen von Ermoupoli, als die 1600 Passagiere des israelischen Kreuzfahrtschiffs «Crown Iris» am Dienstagmorgen die griechische Insel Siros besuchen wollten. Alle Versuche der lokalen Behörden, die friedlich, aber lautstark protestierende Menschenmenge zum Einlenken zu bewegen, schlugen fehl.

Da die Polizei darauf verzichtet hatte, die Kaianlagen zu räumen, hatte der Kapitän der «Crown Iris» keine andere Wahl als den Landgang abzusagen und die nur 84 Quadratkilometer grosse Kykladeninsel in Richtung Zypern zu verlassen. Vor allem die Kinder an Bord des Luxusliners seien während der sechsstündigen Wartezeit «stark verängstigt gewesen», zitiert das «Jewish News Syndicate» einen der israelischen Passagiere.

epa12242026 A demonstrator waves the Palestinian flag during a protest rally at a pier in Perama port, where the cargo ship Cosco Shipping Pisces is expected to dock, in Piraeus, Greece, 16 July 2025. ...
Die Demonstranten hatten Flaggen und Schilder dabei. Bild: keystone

Der griechische Gesundheitsminister Adonis Georgiadis bezeichnete die Hafenblockade als «eine Schande für Griechenland». «Wir schulden den Freunden unseres Landes jetzt eine Entschuldigung», betonte er. Der Vorfall dürfe «die Liebe israelischer Touristen zu Griechenland nicht zerstören». Es war nicht das erste Mal, dass Israelis im östlichen Mittelmeerraum in den letzten mit Unmutsäusserungen der einheimischen Bevölkerung konfrontiert waren.

Nicht die erste solche Konfrontation

So hatten Kneipenbesitzer in Athen einen Aushang in ihre Eingangstüren geheftet, der «alle israelischen Soldaten als Kriegsverbrecher» verunglimpfte. «Ihr seid hier unerwünscht», hiess es in hebräischer und englischer Sprache. Während eines Fussballspiels zwischen einer zyprischen und einer israelischen Mannschaft in Limassol am Dienstagabend skandierten die lokalen Fans pro-palästinensische Parolen, auf die die Anhänger der Gegenpartei mit anti-arabischen Schmähparolen reagierten. Erst in der letzten Woche hatten propalästinensische Demonstranten die Entladung eines israelischen Frachtschiffes im Hafen von Piräus verhindert.

Protesters hold a Palestinian flag demonstrating as a cruise ship carrying Israeli tourists try to approach the Aegean Sea island of Syros, Greece, Tuesday, July 22, 2025. (Nikos Panagiotopoulos/InTim ...
Die Protestierenden warteten am Hafen auf die Ankunft des Kreuzfahrtschiffs.Bild: keystone

Lokale Beobachter gehen davon aus, dass sich die von der Athener Regierung als «anti-semitisch» verurteilten Proteste unter dem Eindruck der Bilder verhungerter Kinder und Kleinkinder im Gazastreifen noch verstärken werden. Tatsächlich ist die Wut der Bevölkerung auf Israels Premierminister Netanyahu gewaltig.

In der weit verbreiteten Kritik an Israel werden häufig auch anti-semitische Ressentiments bedient, welche in Griechenland und auf Zypern vor allem von der orthodoxen Kirche befeuert werden. «Griechisch-orthodoxe Bischöfe», schreibt die «Jüdische Allgemeine», «tragen ihr anti-jüdisches und rassistisches Denken offen in ihre Gemeinden und drängen damit ihre Mitglieder ganz bewusst in eine politisch rechtsextreme Ecke».

Evacuees from Israel arrive at Cyprus' main port of Limassol aboard the cruise ship Crown Iris, on Saturday, June 21, 2025. (AP Photo/Petros Karadjias)
Cyprus Israel Evacuations
Die israelischen Reisenden erreichten den Hafen Limassol problemlos.Bild: keystone

Die «Crown Iris» erreichte am Mittwochnachmittag ohne Schwierigkeiten den Hafen von Limassol. Nach den Protesten auf der Insel Siros hatten die zyprischen Behörden umfangreiche Polizeieinheiten auf den Kaianlagen postiert, um eine in den sozialen Medien angekündigte Hafenblockade zu verhindern.

Die «Crown Iris» hatte während des «12 Tage Krieges» zwischen Israel und dem Iran Tausende von Israelis und Bürger anderer Staaten von Haifa nach Zypern gebracht, von wo aus sie dann weiter nach Europa und die USA flogen. Mehr als 10'000 Israelis haben auf der Mittelmeerinsel Immobilien gekauft und damit auch die Wirtschaft angekurbelt. Kritik an dem Kaufrausch gab es trotzdem. So warf der Chef der linksgerichteten AKEL-Partei, Stefanos Stefanou, Israel allen Ernstes vor, «das Land des Zyprioten stehlen zu wollen». «Sie wollen auf Zypern ein zweites Israel errichten», behauptete der Politiker. (aargauerzeitung.ch)

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138 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maurmer
24.07.2025 10:04registriert Juni 2021
Ist es so falsch, wenn die Bürger eines mehr oder weniger demokratischen Staates die Konsequenz der verbrecherischen Politik ihrer Regierung mittragen müssen?

Solange man akzeptiert, dass die Bevölkerung der Kanaren oder Balearen sich mit ähnlichen Massnahmen gegen Overtourism wehrt, kann man auch akzeptieren, dass sich die Bevölkerung einer anderen Insel mit friedlichen Protesten (niemand wurde verletzt oder körperlich angegriffen) aus politischen Gründen zur Wehr setzt.

Der eine will nichts bei Russen kaufen, der andere will kein Geld mit Israelis verdienen. Fair enough.
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tops
24.07.2025 11:26registriert Juni 2018
Ich habe damit kein Problem. Kaufe auch keine Produkte aus Israel aus Prinzip. Wahrscheinlich werde ich nun als rechtsextremer antisemit abgestempelt, wie das immer passiert.
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Fred_64
24.07.2025 12:30registriert Dezember 2021
Wieso wird immer von propalästinensische Demonstrierenden geschrieben?
Ich bin nicht unbedingt Pro Palästina, aber definitiv Contra Israeli eingestellt. Dies nicht erst seit diesen 2 Jahren, sondern seit ich sie bei meinen Reisen kennen gelernt habe.
Aber dies ist nur der Anfang und als israelischer Tourist bist du in naher Zukunft (noch) weniger beliebt als auch schon.
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