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Britischer Lastwagen-Fahrer wegen Totschlags an 39 Personen angeklagt

epa07943158 Police officers cordon off the area around the lorry at the scene in Waterglade Industrial Park in Grays, Essex, Britain, 23 October 2019. A total of 39 bodies were discovered inside a lor ...
In der britischen Grafschaft Essex wurde der Camion mit den Leichen untersucht.Bild: EPA

Britischer Lastwagen-Fahrer wegen Totschlags in 39 Fällen angeklagt

26.10.2019, 18:2526.10.2019, 22:01
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Nach dem Fund von 39 Toten in einem Kühllastwagen in der Nähe von London soll sich der nordirische Fahrer wegen Totschlags in 39 Fällen, Menschenhandels und Geldwäscherei verantworten. Dies berichtet die BBC online und beruft sich dabei auf Angaben der Polizei von Essex.

Der 25-jährige Mann war verhaftet worden, nachdem die Leichen von 31 Männern und acht Frauen am Mittwoch in einem Container in Greys entdeckt worden waren.

Drei weitere Verdächtige sitzen derzeit in Untersuchungshaft, wie die britische Polizei am Samstag mitteilte.

Fokus auf Vietnam

Bei der Aufklärung des Todes der 39 konzentriert sich die britische Polizei nun auf das Herkunftsland Vietnam. Das sagte am Samstag Martin Passmore von der Polizei Essex, zuständig für die Identifizierung der Opfer. Andere Herkunftsländer kämen jedoch weiterhin ebenfalls in Frage. Die Polizei hatte zunächst erklärt, es handle sich bei den Toten um Chinesen.

Bei der Identifizierung der Leichen ist laut Polizei eines der Probleme, dass möglicherweise Verwandte der Opfer selbst illegal in Grossbritannien leben und Angst haben, sich bei der Polizei zu melden. Passmore sicherte deshalb zu, seine Behörde werde niemanden verfolgen, der sich in dem Fall an die Polizei wende. In den vergangenen Tagen hatten sich Angehörige mit teils schockierenden Schilderungen an britische Medien gewandt.

Wem gehörte der Lastwagen?

Die britische Polizei hatte am Freitagabend die vierte Festnahme in dem Fall gemeldet. Es handelt sich um einen 48-jährigen Mann aus Nordirland.

Ein bereits wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Verschwörung zum Menschenhandel in Gewahrsam genommenes Paar stritt jegliche Beteiligung an der Tat ab.

Der Lastwagen soll der 38-jährigen Frau gehört haben, die ihn nach Medienberichten jedoch vor mehr als einem Jahr an eine irische Firma verkauft haben will.

Die Zugmaschine war aus Irland gekommen, der Lkw-Auflieger kam über den belgischen Hafen Zeebrugge nach England – per Schiff wurde er von Belgien in den Hafen Purfleet gebracht. Auch Tage nach dem grausigen Fund in der Nacht zum Mittwoch war unklar, wann und wo die Menschen in den Lastwagen gelangten. Möglicherweise sind die Menschen erfroren, da der grosse Lkw-Sattelauflieger zur Kühlung geeignet ist. Offiziell bestätigt wurde die Todesursache zunächst nicht.

Inzwischen seien alle Leichen aus dem Lkw in die Gerichtsmedizin gebracht worden, sagte Passmore. Anschliessend sollen an den Leichen gefundene Besonderheiten mit den Informationen abgeglichen werden. Er habe sich auch mit dem vietnamesischen Botschafter getroffen, um die Zusammenarbeit mit den Behörden in dessen Land zu vertiefen.

Die Toten waren im Laderaum eines Lastwagens im Ort Grays entdeckt worden. Die Umstände deuten stark darauf hin, dass es sich bei den Opfern um ins Land geschleuste Migranten handelt, wahrscheinlich aus Vietnam. Möglicherweise sind die Menschen im Laderaum erfroren, da der grosse Lkw-Sattelauflieger zur Kühlung geeignet war. Offiziell bestätigt wurde die Todesursache zunächst nicht.

Verzweifelte SMS aus LKW

Am Freitag hatten sich mehrere vietnamesische Familien bei der BBC gemeldet, die Angehörige unter den Toten befürchten. Am Samstag sagte ein 57-Jähriger Vietnamese der Nachrichtenagentur dpa, sein Sohn sei 2017 nach Frankreich ausgewandert und habe ihn informiert, dass er als Teil einer Gruppe nach Grossbritannien geschmuggelt werden solle.

Am Freitag hatte ein Vietnamese erzählt, dass seine Schwester unter den Toten sein könnte. Nach seinen Angaben war die 26-Jährige Anfang Oktober aus Vietnam nach Grossbritannien aufgebrochen. Am Dienstagabend habe sie dann ihrer Mutter eine verzweifelte SMS geschickt. «Es tut mir Leid, Mama. Mein Weg ins Ausland hat keinen Erfolg. Mama, ich liebe Dich so sehr! Ich sterbe, weil ich nicht atmen kann.»

(dsc/sda)

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