Der ehemalige Premierminister Boris Johnson hat vor der britischen Corona-Untersuchungskommission eigene Fehler eingeräumt, aber Vorwürfe wegen Inkompetenz zurückgewiesen.
Entsprechende Chatnachrichten seiner Berater und Mitarbeiter seien den schwierigen Umständen der Pandemie-Bekämpfung geschuldet gewesen, sagte Johnson am Mittwoch in London. Viele talentierte Menschen hätten versucht, ihr Bestes zu geben. Unter Stress hätten sie dazu tendiert, anderen gegenüber äusserst kritisch zu sein. «Wir mussten uns ständig selbst herausfordern und ständig versuchen, es besser zu machen», sagte der konservative Politiker.
Dass in den Chats häufig Schimpfwörter und abfällige Bemerkungen über andere fielen, sei für Regierungsarbeit nicht ungewöhnlich, sagte Johnson. Auch Debatten unter der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher seien gewiss «ziemlich saftig» gewesen. Es sei aber «kreativ nützlich» gewesen, Menschen in seinem Umfeld zu haben, die an sich und an anderen zweifelten. Schlimmer wäre gewesen, wenn nur ehrerbietige Menschen um ihn gewesen wären. Zugleich räumte Johnson ein, dass viele Ausdrücke inakzeptabel gewesen seien. Der Ex-Premier soll insgesamt zwei Tage bis Donnerstagnachmittag befragt werden.
Die öffentliche «Covid Inquiry» geht derzeit der Frage nach, ob Grossbritannien ausreichend auf die Pandemie vorbereitet war. Im Vereinigten Königreich starben laut Sterbeurkunden etwa 227 000 Menschen an Covid-19. Das sind trotz geringerer Bevölkerung deutlich mehr als in Deutschland. Die Kommission unter Leitung der ehemaligen Richterin Heather Hallett kann Zeugen unter Eid vernehmen und Dokumente anfordern, aber keine Urteile fällen. (sda/dpa)