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Wirtschaft

Alfred Gantner: So tickt der omnipräsente Schweizer Milliardär

Alfred Gantner, Unternehmer, Mitglied des Initiativkomitees, rechts, spricht neben Marco Sieber, Industrieller Gebaeudeenergie und -technik, Mitglied des Initiativkomitees, links, waehrend einer Medie ...
Um dieses Gesicht kommt man aktuell in der Schweiz nicht herum: Alfred Gantner ist omnipräsent.Bild: keystone

Der Mann, der plötzlich zu allem etwas zu sagen hat – das ist Alfred Gantner

Unternehmer Alfred Gantner ist derzeit in der Schweiz omnipräsent. Doch wer ist der schwerreiche Finanzunternehmer eigentlich?
03.12.2025, 13:2203.12.2025, 14:18

Er ist laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes der 1245. reichste Mensch der Welt, 57 Jahre alt – und dieser Tage in den hiesigen Medien präsenter als sämtliche Bundesräte: der Schweizer Finanzunternehmer und Multimilliardär Alfred «Fredy» Gantner.

Zwar macht Gantner bereits seit einigen Jahren auf politischer Ebene als EU-kritischer Unternehmer auf sich aufmerksam, doch durch seine Schlüsselrolle in den Schweizer Zollverhandlungen mit den USA hievte er sich in jüngerer Vergangenheit bereitwillig auf eine neue Aufmerksamkeitsebene: Gantner tritt in der Arena von SRF auf, macht Bundesräten öffentlich Vorwürfe wegen des Umgangs mit den USA, rechtfertigt die Bling-Bling-Geschenke für Donald Trump und weibelt aktiv für seine Kompass-Initiative und damit gegen die neuen Bilateralen mit der EU.

Wer ist der Mann, der plötzlich zu allem etwas zu sagen hat?

Seine Kindheit

Im Gegensatz zu seinem späteren Werdegang vom Banklehrling zum schwerreichen Finanzunternehmer ist über Gantners Kindheit relativ wenig öffentlich bekannt. Er wurde 1968 in Baden im Kanton Aargau geboren. Schon früh sei für ihn klar gewesen, dass es «in Richtung Wirtschaft und Politik» gehen würde. Sein Vater habe ihn oft zum Nachdenken und Argumentieren herausgefordert, offenbarte Gantner 2004 in einem Interview mit der Handelszeitung. Und auch, wie er sein erstes Geld verdiente: Mit einer «Wanderdisco» sei er an den Wochenenden durch den Aargau gepilgert, die Einnahmen seien jeweils «nicht verjubelt», sondern «gleich wieder in neue Apparaturen gesteckt» worden.

Sein Werdegang

Bezüglich seines Dranges zum Unternehmerischen und seinem beruflichen Werdegang zeigt sich Gantner im Gegensatz zu Details aus seiner Kindheit freigebiger. Seine Laufbahn ist gut dokumentiert: Über eine Banklehre bei einer UBS-Tochter fand er den Weg in die USA, wo er an der Brigham Young University in Utah seinen Wirtschaftsmaster erlangte. Danach arbeitete Gantner drei Jahre für die US-Grossbank Goldman Sachs im Investmentbanking.

Seine Firma

Eine prägende Zeit: Bei der US-Bank lernte Gantner zwei andere Schweizer kennen, Urs Wietlisbach und Marcel Erni. Zusammen machte sich das Trio selbstständig und gründet 1996 in Zug die Partners Group. Mit der Investmentfirma fokussierten die Gründer nicht auf klassische Aktien, sondern auf Private Equity, also Firmen, deren Anteile nicht (oder noch nicht) an der Börse gehandelt werden.

Die Gründer der Partners Group (von links): Urs Wietlisbach, Alfred Gantner und Marcel Erni.
Die drei Partners-Group-Gründer Urs Wietlisbach, Alfred Gantner und Marcel Erni (von links).Bild: Gian Marco Castelberg/13 Photo

Das Geschäftsmodell funktioniert vereinfacht gesagt so: Die Firma trägt Kapital von Geldgebern zusammen (häufig institutionelle Anleger wie beispielsweise Pensionskassen oder sehr vermögende Privatanleger) und investiert dieses in Firmen, die sich in der Wachstumsphase befinden. Diese Firmen werden in der Regel während einigen Jahren «begleitet», also mit Kapital und bei der Optimierung und dem Ausbau des Geschäfts unterstützt. Dabei wird der Unternehmenswert im Optimalfall massiv gesteigert – was mit beträchtlichem Profit für alle Beteiligten einhergeht.

Die Partners Group nahm mit dem Fokus auf Private Equity in den 90er-Jahren eine Pionierrolle in Europa ein. Das Unternehmen wuchs rasant, auch dank des guten Netzwerks der Gründer in den Vereinigten Staaten. Nach dem Börsengang 2006 expandierte die Firma weltweit und wuchs weiter. 2020 schaffte sie den Sprung in den Swiss Market Index (SMI) und damit unter die 20 grössten Schweizer Firmen.

Seine Werte

Nebst seinem beruflichen Werdegang vom Banklehrling zum Multimilliardär ist auch auf privater Ebene vieles an Alfred Gantner ungewöhnlich: Im Alter von 23 Jahren konvertierte er während seiner US-Studienzeit zur Kirche «Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage» – öffentlich besser bekannt sind deren Anhänger als Mormonen. Die Universität, die er in Utah besucht hatte, ist eng mit der Glaubensgemeinschaft verbandelt.

Der Glaube nahm und nimmt in Gantners Leben einen zentralen Platz neben Familie und Geschäft ein. «Die Familie kommt zuerst, dann die Kirche, dann das Geschäft», sagte er einst. Bis 2019 fungierte er als Bischof einer Zürcher Mormonen-Gemeinde und hielt in dieser Funktion auch regelmässig Predigten.

Daneben gab sich der 57-Jährige in der Vergangenheit betont bescheiden, bodenständig – typisch schweizerisch. Bei Familienferien reisten er, seine Frau Cornelia, eine ehemalige Journalistin und heute Gastronomin in der Lenzerheide, und die fünf gemeinsamen Kinder in der Economy Class, so der Finanzmagnat. Und beim Lebensmitteleinkauf achte er schon auch immer wieder auf Aktionsangebote, um ein paar Franken zu sparen – trotz Milliardenvermögen.

Zum Gesamtbild gehört aber auch: Die Gantners leben in feudalen Verhältnissen in Meggen LU am Vierwaldstättersee. 2023 sorgte er mit dem Neubau eines Villenkomplexes auf über 35'000 Quadratmetern für Schlagzeilen. Gästehaus, Garage, Pool, Bootshaus – praktisch alles davon ist im XXL-Format auf dem Gantner-Anwesen zu finden.

Seine politischen Ambitionen

Nebst seinen ursprünglichen Lebensinhalten Familie, Kirche und Geschäft hat Gantner in der jüngeren Vergangenheit auch die Politik zu einem zentralen Thema in seinem Leben gemacht – wobei seine Ambitionen je nach Interpretationsweise eng mit seiner Geschäftstätigkeit verknüpft sind.

Mit seinen langjährigen Partnern Urs Wietlisbach und Marcel Erni vollzog Gantner 2020 zum zweiten Mal eine Gründung: Mit dem Verein Kompass Europa setzen sich die drei US-geprägten Finanzunternehmer seither gegen die Annäherung der Schweiz an die EU ein, zunächst gegen das Rahmenabkommen und jetzt gegen die Bilateralen III.

Gantner glaubt, dass die Schweiz mit einer Annäherung an die EU ihr Erfolgsmodell riskieren würde, sowohl in wirtschaftlicher als auch politischer Hinsicht. Er spricht sich stattdessen für die Pflege guter Beziehungen zur ganzen Welt aus. Dazu passt sein Engagement für eine Senkung von Donald Trumps Zöllen gegen die Schweiz.

Während die Schweiz noch über die genauen Beweggründe Gantners rätselt – ihm werden wahlweise wirtschaftlicher Eigennutz, echte Sorgen um die Schweiz und ihre Exportindustrie oder das bereitwillige Ausnutzen einer grossen Bühne für seine Anti-EU-Anliegen unterstellt –, hat sich der 57-Jährige bereits das nächste Politthema vorgenommen: Nachdem die Erbschaftssteuerinitiative der Juso von der Bevölkerung abgeschmettert wurde, macht er sich jetzt für höhere Steuern für besonders Vermögende wie ihn selbst stark.

Auch diesbezüglich dürfte es betreffend seiner Motivation verschiedene Interpretationen geben. Eindeutig ist angesichts der zweifellos auch in Zukunft andauernden Debatten rund um die aussenpolitischen Beziehungen zur EU und den USA hingegen: Alfred Gantner wird nicht so schnell wieder von der politischen Bühne und damit aus dem medialen Scheinwerferlicht verschwinden.

Kompass-Initiative
Die im September zustande gekommene Kompass-Initiative, hinter der ein Komitee rund um die Partners-Group-Gründer steht, soll sicherstellen, dass die Schweiz ein Referendumsrecht bei Staatsverträgen hat. Konkret sollen Entscheidungen über gewichtige Abkommen, wie dem EU-Vertragspaket, zwingend dem Ständemehr unterstellt werden.

Der Bundesrat sprach sich dieses Jahr dagegen aus, stattdessen soll in einer Abstimmung das reine Volksmehr für eine Annahme der Verträge genügen. Definitiv wird das Parlament 2026 darüber entscheiden.

Das Milliardärstrio Gantner, Erni und Wietlisbach erhofft sich im Falle der EU-Verträge eine grössere Chance auf eine Ablehnung, wenn das Ständemehr zur Anwendung kommt. Es ist indes unwahrscheinlich, dass die Schweizer Bevölkerung vor der EU-Abstimmung über die Kompass-Initiative abstimmen wird. Doch die Initianten sehen die Vorlage als eine Art Druckmittel – und als Möglichkeit, mehr Aufmerksamkeit zu generieren, um ihre Botschaft der Öffentlichkeit zu vermitteln.
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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Black Cat in a Sink
03.12.2025 13:57registriert April 2015
Gantner mag ein guter Mormone sein (eine Sekte die bis vor kurzen Vielweiberei nicht nur tolerierte) und sein Business an die letzte Stelle seiner Top-Prioritäten stellen. Die Mormonen verlangen von ihren Mitgliedern den Zehnten und wahrscheinlich auch deshalb steckt Gantners Vermögen in Stiftungen. Dann erzählt er die Mär, die Reichen sollen gefälligst eine „höhere Vermögenssteuer“ leisten. Was ihn dank seinem Stiftungen nicht betreffen wird. Und zu allerletzt verlangt er, die Schweiz solle sich Trump‘s America unterwerfen? Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.
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petitcycliste
03.12.2025 13:48registriert September 2023
Schon krass, wie die innerhalb weniger Jahre zu Milliardären wurden. Irgendwie kann das doch nicht aufgehen und offenbar haben unsere Pensionskassen auch noch dazu beigetragen.
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IQ176
03.12.2025 14:18registriert November 2023
Danke für die Hintergrundinfos.

Gantner ist gegen die Bilareralen (von der SVP "Unterwerfungsvertrag" genannt) und handelt dafür mit Trump einen echten Unerwerfungsvertrag aus. Dazu besticht -Verzeihung- beschenkt er ihn auch noch.

Mal davon abgesehen, dass das widersprüchlichee kaum geht: es gint Menschen, die demokratisch gewählt wurden, um zu verhandeln. Gantner wurde von niemandem gewählt. Milliardäre sollten nicht ihre eigenen Gesetze verhandeln.
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