Premier-Suche in England: Nach dem Johnson-Rückzug spricht alles für Rishi Sunak
Nach dem Rückzug Boris Johnsons aus dem Rennen um das Amt des britischen Premiers sind mehrere seiner prominenten Unterstützer ins Lager des Favoriten Rishi Sunak gewechselt. Nach Zählung britischer Medien haben sich mittlerweile mehr als 178 konservative Abgeordnete öffentlich für den 42-Jährigen ausgesprochen - das ist mehr als die Hälfte der Fraktion.
Aussenminister James Cleverly schrieb am Montagmorgen auf Twitter, Sunak habe die grösste Erfahrung und könne auf seine Unterstützung zählen.
We face great challenges at home and abroad.
— James Cleverly🇬🇧 (@JamesCleverly) October 24, 2022
I said we needed experience at the top of Government and I stand by that.
The candidate with the most experience is clearly @RishiSunak.
He can count on my full support as our PM and I will be voting for him.
Auch Ex-Innenministerin Priti Patel sprach sich für Sunak aus, nachdem sie zuvor Johnson unterstützt hatte.
Am Sonntagabend hatte auch Ex-Minister Nadhim Zahawi, der am gleichen Morgen noch in einem Gastbeitrag für die Ära «Boris 2.0» warb, auf Twitter geschrieben: «Ein Tag ist eine lange Zeit in der Politik. Nach den heutigen Neuigkeiten sollten wir uns Rishi Sunak als unserem nächsten Premierminister zuwenden.»
A day is a long time in politics...
— Nadhim Zahawi (@nadhimzahawi) October 23, 2022
Given today's news, it's clear that we should turn to @RishiSunak to become our next Prime Minister. Rishi is immensely talented, will command a strong majority in the parliamentary Conservative Party, and will have my full support & loyalty.
Auch die Abgeordneten Maria Caulfield und Jonathan Gullis wechselten Sky News zufolge vom Johnson- ins Sunak-Lager. Innenminister Grant Shapps, der ebenfalls zu Sunaks Unterstützern gehört, betonte am Montagmorgen im Sky-News-Interview, Sunak sei zwar entspannt, sei aber nicht der Meinung, dass er den Sieg schon «in der Tasche» habe.
Nach dem Ausscheiden Boris Johnsons aus dem Rennen bleibt die Ministerin für Parlamentsfragen, Penny Mordaunt, als einzige weitere Kandidatin übrig. Sie hat erst rund 25 öffentliche Unterstützer, will sich aber noch nicht geschlagen geben.
Mordaunt hofft weiter auf Stichwahl gegen Sunak
Mordaunt will trotz des grossen Vorsprungs ihres Rivalen Rishi Sunak weiter um die nötige Unterstützung in der konservativen Fraktion kämpfen. Die BBC berichtete am Montagmorgen unter Berufung auf Quellen aus Mordaunts Kampagnen-Team, die 49-Jährige werde definitiv in einer Stichwahl der Parteibasis antreten, sofern sie die nötige Unterstützung von 100 Tory-Abgeordneten bekomme.
Diese Schwelle sei «in Reichweite», hiess es aus dem Team. Öffentlich haben sich nach Zählung verschiedener Medien jedoch erst rund 25 Abgeordnete für die Ministerin für Parlamentsfragen ausgesprochen. Für Sunak haben sich nach Zählung der BBC bereits 155 Parlamentarier öffentlich ausgesprochen.
Bis Montagnachmittag (15.00 Uhr MESZ) können Kandidaten ins Rennen gehen. Chancen auf die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Liz Truss hat jedoch nur, wer den Rückhalt von 100 Abgeordneten der Tory-Fraktion für sich beanspruchen kann.
Sollte Mordaunt dies tatsächlich noch schaffen, würde zunächst die Fraktion zwischen den beiden Kandidaten abstimmen. Wollen danach beide Finalisten weiter im Rennen bleiben, hätte die Parteibasis in einer kurzfristigen Online-Abstimmung das Wort. Bis spätestens Freitag soll der neue Premier feststehen.
(aeg/sda/dpa)
