Mit einem sensationellen Überraschungsangriff hat die ukrainische Armee vor knapp einer Woche mittels Drohnen rund 40 russische Bomber zerstört oder beschädigt. Versteckt in Lastwagen wurden die Drohnen in Flugplatznähe gebracht. Von dort aus griffen sie an.
Die zerstörten Flugzeuge waren mit Anti-Schiffs-Raketen ausgerüstet. Russland nutzte diese, um Bodenziele in der Ukraine anzugreifen. Die Bomber können allerdings auch Atomsprengköpfe transportieren. Pavel Podvig, Leiter des Projekts «Russische Nuklearstreitkräfte», ordnet den Vorfall und die Folgen ein.
Wie gross ist der Schaden für Russland, den die Ukrainer durch die «Operation Spinnennetz» verursacht haben?
Pavel Podvig: Der erfolgreiche Angriff der Ukraine auf militärische Einrichtungen innerhalb des Landes wird von der russischen militärischen und politischen Führung sicherlich als schmerzlich empfunden. Dies lässt auf Versäumnisse der Geheimdienste schliessen. In jedem Fall wurde der Ruf Russlands geschädigt.
Und militärisch?
In militärischer Hinsicht wurde die russische Langstreckenluftfahrt durch den ukrainischen Angriff beschädigt. So wurden beispielsweise Tu-22M3-Bomber, die zuvor im Krieg in der Ukraine eingesetzt worden waren, von Drohnen attackiert.
Ein solcher Bomber ist mit Überschall-Marschflugkörpern ausgerüstet, die ursprünglich als Schiffabwehrraketen konzipiert wurden. Da es sich um Überschallraketen handelt, können sie nur schwer von Luftabwehrsystemen abgefangen werden. Wird eine Anti-Schiff-Rakete jedoch gegen Bodenziele eingesetzt, ist ihre Zielgenauigkeit nicht sehr hoch. Dennoch setzt Russland diese Raketen gegen Bodenziele in der Ukraine ein.
Hat Russland nun die Fähigkeit verloren, Luftangriffe durchzuführen?
Ich würde nicht sagen, dass Russlands strategisches Militärpotenzial nach diesem Angriff ernsthaft beschädigt wurde. Die Luftfahrt war schon immer die weniger wichtige Komponente der strategischen Nuklearstreitkräfte. Der Verlust von Bombern wird also keine Auswirkungen auf die künftige nukleare Abschreckungspolitik Russlands haben. Ausserdem glaube ich nicht, dass der Verlust dieser Bomber Russland dazu zwingen wird, die Bombardierung der Ukraine vollständig einzustellen. Vielleicht wird nur die Zahl der Angriffe von Flugzeugen reduziert.
Wie schwer wiegt der Umstand, dass die Ukraine die russische Verteidigung von Militärflugplätzen entblösste?
Militärische Flugplätze sind standardmässig durch Luftabwehrsysteme geschützt. Aber offensichtlich rechnete niemand damit, dass der Angriff mithilfe von Drohnen in der Nähe des Militärflugplatzes möglich ist. Wenn ein Marschflugkörper oder ein Flugzeug fliegt, kann das Flugabwehrsystem das Signal auffangen. Die Luftverteidigung wurde für diese Art von Bedrohung konzipiert.
Anders verhält es sich bei Drohnen: Sie sind klein und manövrierfähig, und kein Flugabwehrsystem ist darauf ausgelegt, solche Fluggeräte abzufangen. Die Soldaten an der Front bekämpfen die Drohnen zum Teil mit Schrotflinten. Ich denke, das russische Militär hatte die Vorstellung, dass es im Falle eines Angriffs Zeit gehabt hätte, zu handeln, da sein Luftwaffenstützpunkt tief im Hinterland liegt.
Könnten auch die nuklearen Raketensilos zu Zielen der Ukrainer werden?
Das ist theoretisch möglich. Die Raketensilos sind aber auch so konstruiert, dass sie etwa eine Tonne Sprengstoff aushalten können. Ein Angriff wäre für die Ukraine jedoch strategisch nicht sinnvoll: Im Falle der Bomber zerstörte die Ukraine die Flugzeuge, die eigentlich ihr Land bombardierten. Ausserdem kommt es in russischen Raketensilos auch ohne Überraschungsangriffe zu Problemen, man denke nur an eine Explosion im vergangenen Jahr bei der Erprobung der ballistischen Interkontinentalrakete Sarmat, weshalb sich deren Massenproduktion nun verzögert.
Putin spricht häufig davon, dass «Gegner eine spiegelbildliche Antwort erhalten werden». Worauf sollte sich die Ukraine vorbereiten?
Ich hoffe, dass Russland nicht hart reagieren wird. Der Kreml kann es als Kriegskosten abschreiben. Ich denke jedoch, dass die Angriffe mit Marschflugkörpern auf ukrainisches Territorium intensiver werden. Aus militärischer Sicht hat Russland keine Hindernisse dafür. Das von Putin im vergangenen Jahr öffentlichkeitswirksam präsentierte Raketensystem Oreschnik war ein Beweis dafür, dass Russland bereit ist, den Konflikt zu eskalieren.
Nach dem Angriff auf die Bomber ist es aber unwahrscheinlich, dass der Kreml die ganze Welt erneut mit Oreschnik in Angst und Schrecken versetzen wird. Soweit ich weiss, haben sich die westlichen Länder nicht an dieser Operation beteiligt. Russland kann die Intensität der Militäraktionen und des Beschusses der Ukraine auch mit den bisherigen Mitteln wie Iskander-Raketen oder Drohnen aufrechterhalten.
Der ist sowieso schon ruiniert.
Zudem werden die Atombomber auch nicht mehr gebaut und sind für immer futsch
Hoffentlich wird dies eine Erfolgreiche Jagtkampagne der Ukrainer.