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NATO beschliesst grösstes Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten

NATO beschliesst grösstes Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten

05.06.2025, 12:3405.06.2025, 13:06
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Die Nato hat angesichts der Bedrohung durch Russland das grösste Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges beschlossen. Es sieht vor, die Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung in den kommenden Jahren extrem auszubauen. Oberste Priorität haben dabei Kapazitäten wie weitreichende Waffensysteme, die Luftverteidigung und mobile Landstreitkräfte.

Die Entscheidung für das Programm wurde bei einer Sitzung der Verteidigungsminister der Bündnisstaaten in Brüssel getroffen, wie die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten erfuhr. Nato-Generalsekretär Mark Rutte hatte es bereits am Morgen als «historisch» bezeichnet.

epa12154528 NATO Secretary General Mark Rutte briefs the media ahead of a NATO defense ministers meeting, at the North Atlantic Treaty Organization (NATO) headquarters in Brussels, Belgium, 04 June 20 ...
Nato-Generalsekretär Mark Rutte.Bild: keystone

Im Detail besteht das Aufrüstungsprogramm aus neuen Zielvorgaben für militärische Fähigkeiten. Mit ihnen bekommen die einzelnen Alliierten genau vorgegeben, was sie künftig zur gemeinsamen Abschreckung und Verteidigung beitragen müssen. Die notwendigen Fähigkeiten wurden auf der Grundlage neuer Verteidigungsplänen ermittelt. Diese tragen auch der Einschätzung von Geheimdiensten Rechnung, dass Russland trotz des noch laufenden Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits in wenigen Jahren bereit für einen Krieg gegen einen Nato-Staat sein könnte.

Streng geheime Ziele

Die konkreten neuen Planungsziele sind als streng geheim eingestuft, um die Nato für Russland zu einem möglichst unberechenbaren Gegner zu machen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden die bisher gültigen Vorgaben für die militärischen Fähigkeiten allerdings um etwa 30 Prozent erhöht. Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird allein die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten brauchen, um die neuen Nato-Vorgaben erfüllen zu können.

Als besonders grosse Herausforderung gelten die neuen Ziele, weil die bisher geltenden bei weitem noch nicht erreicht sind. Ranghohe Militärs hatten zuletzt von einer Lücke von 30 Prozent gesprochen.

Auf Alliierte kommen Investitionen in Milliardenhöhe zu

Aus den aktuellen Defiziten und den neuen Planungszielen leitet sich auch die geplante neue Vorgabe für die Verteidigungsausgaben ab. So sollen sich alle Nato-Mitglieder beim Gipfeltreffen Ende des Monats verpflichten, künftig mindestens einen Betrag in Höhe von 3,5 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung zu investieren. Hinzu könnten dann noch einmal 1,5 Prozent des BIP für verteidigungsrelevante Ausgaben – beispielsweise für Infrastruktur – kommen, so dass am Ende die von US-Präsident Donald Trump geforderte Quote von fünf Prozent erreicht wird.

In Deutschland soll der Anteil der Verteidigungsausgaben an der deutschen Wirtschaftsleistung in einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren um 0,2 Prozentpunkte pro Jahr steigen. Von den 2,1 Prozent im vergangenen Jahr gerechnet könnte dann bis 2032 eine Quote von 3,5 Prozent erreicht werden. Laut Kanzler Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für Deutschland derzeit ungefähr ein Plus von 45 Milliarden Euro an Verteidigungsausgaben bedeuten. (dab/sda/dpa)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Korrektorat
05.06.2025 13:09registriert Januar 2025
Wir - die Welt - wird in den nächsten Jahren Milliarden - nein Billionen für die Dekarbonisierung benötigen.
Und leider leider wird diesen Geld nur wegen dem Terrorzwerg im Kreml in Rüstungsausgaben gebunden.
Doppel schlecht für kommende Generationen.
Putin macht die Welt nachhaltig für Jahrzehnte zu einem schlimmeren Ort!
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Haarspalter
05.06.2025 13:43registriert Oktober 2020
Dann muss der Europäische Stahl ja nicht in die USA exportiert werden, sondern kann hier für die Rüstungsindustrie verarbeitet werden.

Derweil die USA für sich teuren Stahl mit doppelten Strafzöllen einkaufen müssen.
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123456seven
05.06.2025 13:28registriert Februar 2022
Wichtig und richtig! Und die Schweiz?
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