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Irans Sicherheitsrat stoppt Umsetzung des Kopftuchgesetzes für Frauen

Irans Sicherheitsrat stoppt Umsetzung des Kopftuchgesetzes für Frauen

25.05.2025, 13:0825.05.2025, 13:08
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Der iranische Sicherheitsrat hat die Umsetzung des umstrittenen Kopftuchgesetzes gestoppt. «Der Sicherheitsrat hat uns angewiesen, das Hidschab-(Kopftuch)-Gesetz nicht umzusetzen», sagte Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf. Zwar habe das Parlament das Gesetz verabschiedet, doch die Entscheidung des Sicherheitsrats habe gesetzlichen Vorrang, so Ghalibaf laut Nachrichtenportal Entekhab.

Der iranische Sicherheitsrat ist das höchste Entscheidungsgremium der Islamischen Republik in Sicherheitsfragen und kann laut Verfassung auch Entscheidungen des Parlaments und der Regierung revidieren.

Das im vergangenen Jahr von islamischen Hardlinern im Parlament verabschiedete Gesetz sieht für Frauen, die sich nicht an die islamische Kopftuchpflicht halten, unter anderem hohe Geldstrafen, den Entzug öffentlicher Dienstleistungen und bei Wiederholungstaten sogar Haftstrafen vor. Ursprünglich sollte das Gesetz im Dezember vergangenen Jahres umgesetzt werden, wurde jedoch aufgrund massiver Proteste im In- und Ausland verschoben. Zuletzt hatte die Regierung ihr Veto eingelegt und Änderungen am Gesetz angekündigt.

epaselect epa12015132 Iranian women walk in a street in Tehran, Iran, 07 April 2025. Amid ongoing tensions between Iran and the USA, according to the Iranian Foreign Ministry, Iranian foreign minister ...
Im Iran müssen Frauen ein Kopftuch tragen. Gerade in den Grossstädten halten sich viele aus Protest jedoch nicht mehr an die Vorschrift.Bild: keystone

Zu den Kritikern des Gesetzes gehört auch der als moderat-konservativ geltende Präsident Massud Peseschkian. Er befürchtet im Falle einer Umsetzung neue Unruhen. Die Hardliner im Parlament hingegen drängen darauf, das Gesetz in Kraft zu setzen und begründen dies damit, die islamischen Werte im Land bewahren und eine «westliche Kulturinvasion» verhindern zu wollen. Die Kopftuchpflicht gilt als eine der ideologischen Säulen des Landes.

Im Iran sind Frauen laut islamischen Vorschriften verpflichtet, eine lange Jacke und ein Kopftuch zu tragen, um Körperkonturen und Haare zu verhüllen. In den Grossstädten jedoch halten sich viele Frauen aus Protest nicht mehr an die strengen Kleidungsvorschriften.

Der Trend folgte auf die Massenproteste im Herbst 2022 unter dem Motto «Frau, Leben, Freiheit». Diese entstanden als Reaktion auf die Verhaftung der Kurdin Jina Mahsa Amini wegen eines angeblichen Verstosses gegen die Kopftuchpflicht und ihrem Tod in Polizeigewahrsam im September 2022. (sda/dpa)

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Die Gesichter des Protestes gegen das Regime in Iran
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Der Auslöser für die Proteste war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini. Die 22-Jährige starb wohl, weil sie ihr Kopftuch nicht so getragen hatte, wie die iranischen Mullahs und das iranische Gesetz es für Frauen vorsehen. Die genauen Umstände ihres Todes sind noch unklar. Amini wurde zu einer Ikone im Kampf für Freiheit.
quelle: keystone / abedin taherkenareh
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Kanzo
25.05.2025 13:48registriert Mai 2022
Das ist dermaßen wieder eine PR Aktion. Die wollen sich wie wieder als gemäßigt verkaufen damit man Sanktionen lockert. Sowie ist der Präsident gar nicht moderat sondern nur eine Puppen Galionsfigure für die Diktatur.
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Glücklich
25.05.2025 13:23registriert August 2022
‚Der Sicherheitsrat hat uns angewiesen, das Hidschab-(Kopftuch)-Gesetz nicht umzusetzen‘

Zum Glück hat es wenigstens im Iran noch Instanzen, welche diese islamischen Hardlinern im Parlament vorerst stoppen können.

Und ja «Frau, Leben, Freiheit» 👍👏!
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