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Iran: Immer mehr internationale Mord- und Entführungs-Komplotts

epa10281451 A handout photo made available by the Iranian supreme leader office shows Iranian supreme leader Ayatollah Ali Khamenei greets the crowd during his meeting with Iranian students in Tehran, ...
Seit der Ermordung des iranischen Top-Generals Soleimani befiehlt der politische und religiöse Führer Irans Ali Chamenei immer häufiger «Auslandsoperationen».Bild: keystone

Wie der Iran im Ausland Mord- und Entführungs-Komplotte ausführt

02.12.2022, 20:0503.12.2022, 13:21
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Für den kanadisch-iranischen Musiker Ramin Seyed Emami dreht sich im Sommer 2021 die Welt, als der kanadische Geheimdienst vor seiner Tür auftaucht. Einer der Beamten informiert Emami darüber, dass der Iran eine Liste mit im Ausland lebenden Menschen, die eine Gefahr für das Regime darstellen, erstellt habe.

Dass Emamis Name auf der Liste steht, wird nicht gesagt, aber klar impliziert. Man empfiehlt ihm wärmstens, Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen und nicht in Nachbarländer des Irans zu reisen. Auch erhält er einen Beutel, der elektromagnetische Wellen seines Handys blockieren soll.

«Man merkt, dass sie [die Kanadier] es langsam ernst nehmen», sagt der Künstler. «Die merken, dass Leute im eigenen Land gefährdet sind, und plötzlich wird’s wichtig.» Emami betreibt einen Podcast, der auf Persisch Themen behandelt, die im Iran tabu sind – Sex, mental health und Verlust der Religiosität. Sein Vater starb in einem iranischen Gefängnis, seiner Mutter wurde die Ausreise verboten.

Steigende Efforts seiten Irans

Tatsächlich hat der Iran seine Pläne zu internationalen Morden und Entführungen vorangetrieben, wie die «Washington Post» schrieb. Die Ziele dieser Komplotte sind Dissidenten, Journalisten, Politiker und einflussreiche Geschäftsleute. So wurde laut amerikanischen Medien im Oktober ein Plan für einen Anschlag auf den ehemaligen Trump-Sicherheitsberater John Bolton aufgedeckt und vereitelt.

Auch der französische Journalist Bernard-Henri Lévy war Ziel eines Anschlags. Gemäss dem französischen Geheimdienst hatte die Quds, eine Sondertruppe der iranischen Revolutionsgarden, einen Juwelendieb kontaktiert und ihm rund 150'000 Franken bezahlt, um andere Kriminelle für den Mord an Lévy zu rekrutieren. Lévy äussert sich immer wieder kritisch dem iranischen Regime gegenüber.

Vergangenes Jahr wurden in New York vier vermeintliche iranische Agenten angeklagt, weil sie planten, die Journalistin Masih Alinejad nach Venezuela entführen zu lassen. Sie sollen private Ermittler beauftragt haben, ihr Haus zu überwachen und eine Entführung per Schnellboot zu planen.

Rache für Soleimani-Tötung

Seit der iranische General Qasem Soleimani, Chef der Quds, im Januar 2020 durch einen Drohnenschlag getötet wurde, häufen sich solche Plots. Matthew Levitt, Terrorismus-Experte am Washington Institut für Nahost-Politik, gibt gegenüber der Washington Post alarmierende Zahlen an: Von den 124 aufgezeichneten internationalen «Interventionen» Irans sind 36 seit Soleimanis Tod passiert. Für ihn ist das ein «ausserordentlicher Anstieg».

Der Iran hätte eine lange Vorgeschichte an Mordkomplotts und Entführungen. Aber: «Nun planen sie nicht mehr einfach Morde und Entführungen, falls jemand einmal in Ungnade fällt, jetzt morden und entführen sie tatsächlich», so Levitt.

So läuft ein Mord ab

Iranische «Ausseneinsätze» verlaufen meist nach Drehbuch. Zuerst verfolgen und beschatten Agenten ihre Ziele. Sie notieren sich ihren Tagesablauf, ihre Hobbys, ihren Weg zur Arbeit und Pläne für Ferien im Ausland.

Teheran verwendet dann diese Informationen, um einen anderen, vor Ort rekrutierten Agenten mit der Planung eines Attentats oder einer Entführung zu beauftragen. So kontaktierte der Mann hinter dem gescheiterten Bolton-Attentat seinen Mitverschwörer (der eigentlich ein FBI-Agent war), via Social Media. Derselbe iranische Mittelsmann soll auch nach dem gleichen Muster einen georgischen Geschäftsmann, der die georgisch-israelischen Beziehungen verbessern wollte, ermordet haben.

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11 Kommentare
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Sani-Bär
03.12.2022 00:13registriert April 2021
Ach ja, General Soleimani, der auf direkten Befehl des "Friedenspräsidenten" D. J. Trump ermordet wurde.

Nicht, dass ich Mitleid mit Herrn Soleimani hätte, denn er ist als "Märtyrer" gestorben, sitzt nun zur rechten Seite seines Gottes und hat wohl auch 99 Jungfrauen in seinem Bett.

Extremismus, gepaart mit Dummheit wird wohl eines Tages die Erde vernichten.
Soviel Dummheit, wie es auf der Erde gibt, ist wohl nirgends mehr im ganzen restlichen Universum zu finden.

Nennt mich Spassbremse, auf dem Highway to Hell.
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Touché
02.12.2022 21:09registriert Februar 2019
Einfach widerlich! Dieser grausamer Religionsstaat!
Natürlich stets immer alles im Namen von "Allah".
Man lässt die Menschen einfach nicht leben!
Verbote! Verbote! Verbote!
Am besten jeden Tag in die Moschee gehen und dem Allah huldigen?
Aber ausser ein paar Fanatiker, will da niemand hin! Sie wollen Leben und zwar nicht Religiös!

Ganz schlimm, was eine Religion aus einem Staat macht!
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