In Iran ist Aktivisten zufolge erneut ein Mann im Zusammenhang mit den Protesten rund um den Tod von Mahsa Amini hingerichtet worden. Laut der in Norwegen ansässigen kurdischen Menschenrechtsorganisation Hengaw erfolgte die Hinrichtung von Milad Sohrewand am Donnerstag in einem Gefängnis in der Stadt Hamadan im Westen des Landes.
On November 23rd, 2023, the life of Milad Zohrehvand, a 22-year-old, was stolen in Iran's Malayer Hamedan province, where he was executed without any forewarning given to his family. His arrest during a protest in October 2022 marked the beginning of a harrowing journey that… pic.twitter.com/uQnqCltIHW
— IranHumanRights.org (@ICHRI) November 23, 2023
Der Mann wurde demnach nicht über die bevorstehende Vollstreckung seines Todesurteils informiert, auch seine Familie durfte er nicht mehr sehen. Nach der Hinrichtung wurde seine Leiche der Familie nicht übergeben, eine Beerdigung wurde untersagt. Sohrewand war für die angebliche Tötung eines Offiziers der Revolutionsgarden bei einer Demonstration in der Stadt Malayer im vergangenen November zum Tode verurteilt worden. Die Justiz der Islamischen Republik ist für politisch motivierte Urteile ohne hinreichende Beweise bekannt.
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) sprach von einem willkürlichen Todesurteil. Bereits in der Vergangenheit hatten Menschenrechtler dem islamistischen Regime in Iran vorgeworfen, Hinrichtungen als Instrument zur Unterdrückung von Protesten und ethnischer Minderheiten zu benutzen.
Bisher wurden mit Sohrewand acht Teilnehmer an der Protestwelle hingerichtet, die der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini ausgelöst hatte. Sittenwächter hatten Amini im September 2022 wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs gewaltsam festgenommen. Sie fiel ins Koma und starb wenige Tage später in Polizeigewahrsam.
Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verfolgt das Regime in Teheran mit den Hinrichtungen das Ziel, «eine deutliche Botschaft an die Welt und das iranische Volk zu senden, dass sie vor nichts zurückschrecken wird, um abweichende Meinungen zu unterdrücken und zu bestrafen».
Martin Häusling, grüner Abgeordneter im Europaparlament, der nach eigenen Angaben eine politische Patenschaft für Sohrewand übernommen hatte, sprach auf der Online-Plattform X von der Ermordung eines unschuldigen jungen Menschen.
Das ist eine ganz schreckliche Nachricht
— Martin Häusling (@MartinHaeusling) November 23, 2023
Das Terrorregime der Mullahs hat einen unschuldigen jungen Menschen ermordet https://t.co/NhFvZhmYtR
Nach Angaben der in Oslo ansässigen Gruppe Iran Human Rights wurden in Iran in diesem Jahr mindestens 680 Menschen hingerichtet, die meisten davon wegen Mordes oder Drogendelikten.
(rbu/hah/sda/afp/dpa)