Die Berlinale hat für zwei iranische Regisseure eines Wettbewerbsfilms Meinungs- und Reisefreiheit gefordert. Gegen die Filmemacher Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha sei ein Reiseverbot nach Berlin verhängt worden, teilte die Berlinale am Donnerstag mit. Die Pässe seien konfisziert worden, ihnen drohe wegen ihrer Arbeit als Künstler ein Gerichtsverfahren.
Das Leitungsduo des Festivals reagierte bestürzt. Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek sagten laut einer Mitteilung:
Das Drama mit dem Titel «Keyke mahboobe man» («My Favourite Cake») soll dieses Jahr im Wettbewerb laufen. Es dreht sich um eine Frau in der iranischen Hauptstadt Teheran, die ihren Wünschen entgegen den Erwartungen der Gesellschaft nachgehen möchte. Moghaddam und Sanaeeha hatten bereits 2021 ihren Film «Ballad of a White Cow» im Wettbewerb der Berlinale gezeigt. In diesem Jahr soll sie am 15. Februar starten.
Erst im November 2023 war die berühmte iranische Schauspielerin Hanieh Tavassoli von einem Gericht zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Tavassoli und weitere Kolleginnen gerieten im Zuge der Protestwelle im Herbst 2022 ins Fadenkreuz der Justiz, da sie sich mit der Frauenbewegung solidarisiert hatten. Ihnen wurde seitdem neben kurzfristigen Inhaftierungen auch ein Arbeitsverbot durch das Kultusministerium verhängt.
Auslöser der Proteste war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022. Sie war von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil unter ihrem Kopftuch ein paar Haarsträhnen zu sehen waren. Sie starb in Polizeigewahrsam. (rbu/sda/dpa)