Die Freude war gross, als Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi am 14. Januar nach über 400 Tagen aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis in Irans Hauptstadt Teheran freigelassen wurden. Sie wurden von dutzenden Familienangehörigen, Unterstützerinnen und Unterstützern mit Blumen und Jubel empfangen, Freudentränen flossen. Bereits jetzt droht jedoch ein neues Strafverfahren die Freude zu trüben:
Hamedi und Mohammadi wurden im Herbst 2022 verhaftet. Die beiden iranischen Journalistinnen gehörten damals zu den ersten, die über den Tod von Jina Mahsa Amini berichteten – ein Fall, der später um die Welt ging. Amini war zuvor gewaltsam von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil ihr Hijab – ihr Kopftuch – angeblich nicht richtig gesessen und ihr Haar herausgeschaut habe. Während den prekären Haftbedingungen starb die junge Frau kurz danach. Der Fall löste heftige Proteste im ganzen Land aus.
Mohammadi schrieb damals für die Tageszeitung «Ham-Mihan», Hamedi für «Shargh Daily». Letztere veröffentlichte nach dem Tod Aminis ein Foto der trauernden Eltern, das um die Welt ging. Ein Revolutionsgericht verurteilte Hamedi im Oktober 2022 zu sieben und Mohammadi zu sechs Jahren Haft im Zusammenhang. Beide Journalistinnen wurden der Zusammenarbeit mit den USA beschuldigt. Während sie im Gefängnis sassen, zeichnete die UNESCO die Frauen für ihre Berichterstattung in Abwesenheit mit dem Pressefreiheitspreis aus.
Nun wurden Mohammadi und Hamedi am 14. Januar nach über 400 Tagen aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen – gegen eine Kaution von umgerechnet rund 170'000 Franken. Irans Journalistenverband kritisierte die Höhe der Summe.
Nur zwei Tage nach ihrer Entlassung sind die beiden Journalistinnen nun bereits wieder im Visier der Justiz, wie die iranische Nachrichtenagentur ISNA am Montag berichtete. Dies, weil sie nach ihrer Entlassung keine Hijabs getragen hätten, wie auch die Videos und Bilder zeigen, die im Internet kursieren. Die Kopftücher sind im Iran obligatorisch. Auch das Presseorgan der Justiz, das Onlineportal Misan, bestätigte den neuen Vorwurf, ohne jedoch ihre Namen zu nennen. (lzo)