Der Schaden, den die USA den Nuklearanlagen im Iran zugefügt haben, sei «monumental». Die Anlagen seien komplett zerstört worden. Das sagte zumindest US-Präsident Donald Trump. Verteidigungsminister Pete Hegseth bleibt offener. Er spricht von einem «überwältigenden Erfolg». Auch im Pentagon ist man bei der Formulierung des Schadensausmasses vorsichtiger. So gab es laut US-Generalstabschef Dan Caine «schwere Schäden», wie Medien ihn zitieren.
Dass die Gefahr, der Iran könnte eine Atombombe herstellen, gebannt ist, daran gibt es mittlerweile Zweifel. Grund dafür ist ein Satellitenfoto, das die Nuklearanlage Fordo vor dem Angriff zeigt. Darauf ist eine Kolonne von Fahrzeugen zu sehen. Es stellt sich die Frage: Wurde das Uran vorher in Sicherheit gebracht?
Iranische Staatsmedien berichten, dass alle drei bombardierten Anlagen im Vorfeld geräumt worden seien. Wo sich das nukleare Material derzeit befindet, ist unklar. Es ist möglich, dass es in einer geheimen, den Atomaufsichtsbehörden unbekannten Anlage versteckt wurde. Es soll sich um 400 Kilogramm 60 Prozent angereichertes Uran handeln. Für eine Atombombe bräuchte es 90 Prozent.
Laut Experten sollen mit den Lastwagen Zentrifugen und Strahlenschutzmaterial abtransportiert worden sein. Ob es im Iran eine geheime Einrichtung gibt oder nicht, könnte entscheidend sein. Ein israelischer Experte sagt gegenüber The Telegraph, wenn der Iran Uran habe, aber keine Anlage, sei dies, als hätte man Benzin, aber kein Auto. «Sie haben das Uran, können damit aber nicht viel machen, ausser sie haben etwas gebaut, worüber wir nichts wissen.» Und diese Gerüchte gibt es schon länger.
Und da liegt das Problem. Weil nicht klar ist, über welche Ausrüstung der Iran (noch) verfügt, ist auch unklar, ob und wann eine Atombombe gebaut werden könnte. Laut der Arms Control Association mit Sitz in den USA wäre der Iran mit seiner aktuellen Zentrifuge imstande, innerhalb von zwei Wochen genügend Uran für eine Bombe anzureichern.
Gemäss der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) wurden um Fordo keine erhöhten Strahlenwerte festgestellt. Das könnte zwei Gründe haben. Entweder war kein radioaktives Material mehr da oder es liegt komplett verschüttet tief unter der Erde. Trotzdem ist man davon überzeugt, dass Irans Atomprogramm noch längst nicht am Ende ist.
Following U.S. attacks and further analysis, IAEA assessed extensive damage at Esfahan, including tunnel entrances; Fordow was also directly impacted; additional strikes at Natanz.
— IAEA - International Atomic Energy Agency ⚛️ (@iaeaorg) June 22, 2025
No off-site radiation increase reported: https://t.co/oUcKJa8jUC pic.twitter.com/d8JPsaMMlv
IAEA-Chef Rafael Grossi erklärte am Montag, die Behörde sei bereits im Vorfeld vom Iran informiert worden, dass «besondere Massnahmen» zum Schutz von Atomanlagen ergriffen worden sind. Eigentlich hätte die IAEA über den neuen Standort informiert werden müssen. Doch nun fordert auch Grossi Klarheit über den Verbleib des Urans.
Gleichzeitig erklären die US-Behörden, dass es unrealistisch sei, dass seit dem Angriff Israels die ganze Ausrüstung von Fordo wegtransportiert habe werden können. Alles, was verloren ging, erschwere nun den Neustart, berichtet die «New York Times».
Die Welt schaut nun mit bangem Blick auf den Iran. Denn noch ist unklar, wie es weitergeht. Es besteht die Hoffnung, dass der Iran trotz der Angriffe durch die USA und Israel an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Möglich ist aber auch, dass US-Basen im Nahen Osten angegriffen werden. Die angedrohte Schliessung der Hormus-Strasse ist eine weitere Vergeltungsoption. Die Blockade einer der wichtigsten Handelsrouten hätte weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. (vro)