Seit dem 7. Oktober lebt Maayan Zin zwischen Hoffnung und Verzweiflung. An dem Tag verschleppte die Hamas ihre beiden Töchter Ela (8) und Dafna (15) von Israel nach Gaza. Ihren Vater Noam ermordeten die Terroristen vor den Augen der Kinder. Ob ihre Mädchen noch am Leben sind, weiss Mutter Maayan nicht. Und ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen schwindet.
«Ich bitte die Welt nur noch um eines: Bringt mich zu meinen Mädchen. Bringt mich nach Gaza!», schreibt Maayan Zin jetzt in einem verzweifelten Appell in der «Washington Post». Sie bittet die Regierungen Israels, der USA und das Internationale Rote Kreuz um Unterstützung für ihr Vorhaben: «Ich kann nicht länger die Nachrichten verfolgen, ob es nun einen Geiselaustausch gibt oder nicht. Sie haben es nicht geschafft, meine Mädchen zu befreien. Also bringen Sie mich nach Gaza.»
Ihre Tasche sei schon gepackt, schreibt Maayan Zin. Sie wolle nur ein paar Dinge mitnehmen: «Milchschokolade, die meine Töchter so lieben, Schuhe, in denen ich rennen kann und einen neuen Verband für Ela – auf dem letzten Foto von ihr aus der Gefangenschaft war sie verletzt. Bringen Sie mich nach Gaza, damit ich ihren Verband wechseln kann», schreibt die verzweifelte Mutter. Auch ein Foto ihres ermordeten Vaters Noam will sie ihren Töchtern mitbringen.
I am but dust and ashes, and if I must be, then I want to meet my fate together with Dafna and Ela.
— Tal Schneider טל שניידר تال شنايدر (@talschneider) November 19, 2023
I have nothing left to ask of this world but this: Take me to my girls. Take me to Gaza.https://t.co/3JOP5QgViI
«Wenn ich bei ihnen bin, egal in welchem Zustand, werde ich sie so lange drücken, dass sie für einen Augenblick vergessen werden, wo sie sind», schreibt Maayan Zin über das erhoffte Wiedersehen. «Ich werde mich vor sie stellen und sie werden endlich schlafen können, wenn ich sie festhalte. Ich werde Dafna sagen, sie soll ein Lied singen mit ihrer schönen Stimme, vielleicht öffnet sie das Herz eines Entführers. Ela werde ich ermutigen, das Mäuschen zu sein, das sie ist, und sich ein winziges Versteck zu suchen, damit sie sicher ist, wenn die israelische Armee zu unserer Befreiung kommt.»
Den anderen 31 Kindern, die sich in den Fängen der Hamas befinden, will Maayan Zin Nachrichten von ihren Angehörigen überbringen. «Manche dieser Kinder haben keine Eltern mehr, die zu Hause auf sie warten. Bringt mich nach Gaza, damit ich auch ihre Mutter sein kann. Ich werde ihnen sagen, dass sie nicht vergessen worden sind, und dass sie geliebt werden. Dass sie gewollt sind, und dass die Welt um ihretwillen erschaffen wurde.»
In ihrem Brief geht Maayan Zin auch auf die heftigen internationalen Reaktionen auf das Massaker der Hamas ein. «Politiker in aller Welt kennen die Namen meiner Töchter und versuchen alles, um sie freizubekommen. Tausende Kilometer weit weg halten fremde Menschen Andachten für sie ab und hängen Poster auf mit ihren Namen. Der Mut und die Hilfe anderer geben mir die Kraft zu glauben, dass meine Mädchen zurückkommen werden und mit jeder Stunde scheint unser Wiedersehen näherzurücken», schreibt Maayan Zin. Zugleich sehe sie, dass die Ideologie des Hasses der Hamas jeden Tag auf der Welt stärker werde.
«Die Soldaten, die sich zu Dafna und Ela durchkämpfen, sind mit Menschen konfrontiert, die lieber sterben würden, als meine Mädchen freizulassen. Tausende Kilometer weit weg schreien Menschen nach noch mehr Gewalt, nach der nächsten Intifada, nach dem nächsten Krieg, um uns ins Meer zu treiben. Die Bilder meiner Töchter werden abgerissen und ihre Würde wird mit Füssen getreten. Mit jeder Stunde scheint der Anruf näherzurücken, der mir mitteilt, dass sie nicht überlebt haben, dass die Welt zu grausam ist, um sie darin leben zu lassen. Ich bin nur Staub und Asche und wenn es so sein soll, dann will ich meinem Schicksal zusammen mit Dafna und Ela begegnen.»
Verwendete Quellen:
Würden die Hamas ihre Ressourcen statt in Hass in Bildung/Medizin/Technik/Fortschritt investieren, wäre der Gazastreifen schon längst zB ein Touristenparadies oder einfach nur ein anständiger Ort um zu Leben.