Wenn die israelischen Streitkräfte in den Norden des Gazastreifens einmarschieren, wird die Zerstörung der von der Hamas angelegten Tunnelsysteme eine ihrer Hauptaufgaben sein. Dies bestätigte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi bei einem Truppenbesuch am Sonntag.
Laut dem israelischen Institut für nationale Sicherheitsstudien (INSS) verlassen sich die Hamas-Terroristen seit mindestens 2012 auf ein rund 500 Kilometer langes, engmaschiges Netz von unterirdischen Gängen, teilweise bis zu 30 Meter unter dem Boden oder noch tiefer. Bereits im 50-tägigen Gazakrieg von 2014 habe sich gezeigt, dass die Tunnel im Gazastreifen «das einzige strategische Mittel der Hamas» gewesen seien, heisst es bei Oberst Gabi Siboni in einer Analyse des damaligen Konflikts.
Aus diesen Tunneln könne Hamas nicht nur - wie in den vergangenen Tagen regelmässig vorgekommen - immer wieder auftauchen und weiterhin Raketen auf israelisches Gebiet abfeuern, sondern auch im Bodenkampf einen für den Angreifer verlustreichen Partisanenkampf führen. Über den erstaunlichen Ausbaugrad des Tunnelsystems im Gazastreifen berichtete bereits 2014 der katarische Newssender Al-Jazeera.
Dass der Krieg im Untergrund eine besonders gefährliche und psychisch belastende Angelegenheit ist, mussten bereits die Amerikaner im Vietnamkrieg erfahren. Es ist wohl nicht abwegig anzunehmen, dass sich die Hamas von den Nordvietnamesen und deren noch viel grösseren damaligen Tunnelnetzwerken inspirieren liess; wie auch der brutale Terrorüberfall von vor einer Woche gewisse strategische Züge der überraschenden kommunistischen Tet-Offensive im Januar und Februar 1968 trägt.
In ihrer Not griffen die Amerikaner und ihre Verbündeten im vietnamesischen Tunnelkrieg bald zu einer Gruppe von Spezialisten, den sogenannten «Tunnel-Ratten». Das waren äussert wagemutige, meist klein gewachsene Infanteristen oder Pioniere, die oft nur mit einer Pistole und Taschenlampe bewaffnet und mit nacktem Oberkörper in die Erdtunnel einstiegen, um dort den Feind zu bekämpfen. Der deutsche Regisseur Uwe Boll setzte ihnen 2008 mit «Abstieg in die Hölle» ein filmisches Denkmal.
Was sie unter der Erde erwartete, war schrecklich: Manche Gänge stürzten einfach ein und begruben die Tunnel-Ratten bei lebendigem Leibe. Die Vietnamesen wehrten sich gegen die verhassten Eindringlinge mit unterirdischen Sprengfallen oder setzen sogar Tunnelabschnitte unter Wasser, um die Feinde zu ertränken. Überliefert ist auch der Einsatz von Giftschlangen und giftigen Skorpionen, um die Tunnel-Ratten abzuschrecken.
Eine bittere Ironie dieser Einsätze war, dass sich viele US-Veteranen schwere Vergiftungen und gesundheitliche Spätfolgen einfingen, indem sie sich durch das mit «Agent Orange» getränkte Erdreich wühlten und unter Tage die verseuchte Luft einatmeten. Mit dem tonnenweisen Versprühen des schwer toxischen Entlaubungsmittels wollten die Amerikaner die Nordvietnamesen im Dschungelkrieg «sichtbar» machen, was sich für Mensch und Natur als katastrophaler Fehlschlag erwies.
Zumindest dieser Gefahr werden die israelischen Soldaten nicht mehr begegnen, wenn sie sich daranmachen, jene Teile der Hamas-Tunnel zu durchkämmen, welche mit den «Bunkerbrecher»-Bomben der eigenen Luftwaffe nicht zu zerstören sind. Wie die Amerikaner in Vietnam konnten die Israeli im vergangenen Jahrzehnt viele Erfahrungen im Tunnelkrieg machen.
Dabei sehen sich die speziell ausgerüsteten und dafür ausgebildeten «Wiesel»-Elitesoldaten der «Yahalom»-Kampfpioniere ganz in der Tradition der amerikanischen Tunnel-Ratten von Vietnam. (aargauerzeitung.ch)
Der beklemmendste und fieseste Kriegsfilm den ich je gesehen habe.
Allerdings eine so klaustrophobisch realistische Darstellung, dass er meiner Meinung nach einen Oscar für das beste Szenenbild verdient hätte.