Am Freitag ist im Nahen Osten eine Feuerpause zwischen den israelischen Streitkräften und der Hamas in Kraft getreten. Die Kriegsparteien nutzten diese zum Austausch von mehreren Gefangenen. Das sind die wichtigsten Antworten eines ereignisreichen Tages.
Die genauen Zahlen variierten im Laufe des Tages. Am Abend war die Rede von 57 Freilassungen. Wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) berichtet, liess die Hamas 24 Gefangene frei, 13 davon Israelis.
We are relieved to confirm the safe release of 24 hostages.
— ICRC in Israel & OT (@ICRC_ilot) November 24, 2023
We have facilitated this release by transporting them from Gaza to the Rafah border, marking the real-life impact of our role as a neutral intermediary between the parties.
Ein Mediensprecher von Katar ergänzte auf Twitter, dass es sich bei den weiteren Hamas-Freigelassenen um 10 thailändische Staatsangehörige sowie einen Filipino handle. Der thailändische Premierminister Srettha Thavisin bestätigte im Laufe des Tages die Freilassung von Landsleuten.
Weiter wurden am Abend 33 Palästinenser freigelassen, welche in Israel inhaftiert waren. Auch diese Zahl vermeldete das IKRK. Zuvor war von 39 Freilassungen die Rede gewesen.
Die von den Hamas freigelassenen Menschen sind in «gutem Zustand». Dies teilte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari israelischen Medien zufolge mit. Die 13 Israelis und 11 Ausländer seien ersten medizinische Tests unterzogen worden, ihr Leben sei nicht in Gefahr. Zum Gesundheitszustand der freigelassenen Palästinenser gab es bislang keine Informationen.
Die Übergabe der israelischen Geiseln, welche die Hamas am 7. Oktober entführt hatte, ereignete sich am Rafah-Grenzübergang, wo die Geiseln in die Obhut des IKRK kamen. Von dort aus wurden diese für eine kurze Kontrolle in ein Spital gebracht. Danach brachte das IKRK die Freigelassenen über die Grenze nach Ägypten, wo man die ehemaligen Geiseln der israelischen Armee übergab.
Hamas releases footage of them releasing Israeli hostages#Hamas #Israel #Gaza #hostages #Palestine #فلسطين #حماس pic.twitter.com/1jOvzRncvQ
— NewsAlerts Global (@NewsAlertsG) November 24, 2023
Von dort aus ging es zurück in die Heimat. Die Freigelassenen sollten nach Armeeangaben zunächst in geschützten Räumen in Israel untergebracht werden. Nach einer ersten medizinischen Untersuchung und Behandlung sollten sie in Krankenhäuser gebracht werden, wo sie auch ihre Familien treffen können. Die Freigelassenen sollten mit Hubschraubern in verschiedene Kliniken gebracht werden.
The hostages are in Israel 🇮🇱 pic.twitter.com/WMA4ZIjAz0
— Mossad Commentary (@MOSSADil) November 24, 2023
Auch bei den palästinensischen Freigelassenen war das IKRK stark beteiligt. Dieses organisierte den Transport der Freigelassenen und brachte sie in ihre Heimat zurück.
Meanwhile at Ofer prison- Red Cross vehicles have arrived to transport the expected 39 Palestinians imprisoned in Israel who are part of the hostage release deal. Israelis fired tear gas earlier at crowds gathered there pic.twitter.com/ZXgB8G0UZV
— Bel Trew (@Beltrew) November 24, 2023
Der israelische Sender Channel 12 veröffentlichte am Abend eine Liste, welche die Namen der freigelassenen Israeli zeigen soll. Laut diesen Angaben handelt es sich um vier Kinder zwischen zwei und neun Jahren sowie neun erwachsene Frauen, von welchen sechs über 70 Jahre alt sind. Eine davon ist Hanna Katzir, von welcher die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad vermeldet hatte, sie sei tot.
The 13 Israeli hostages released from Hamas captivity: Margalit Moses, Adina Moshe, Danielle Aloni and her daughter Emilia, Doron Asher and her daughters Raz and Aviv, Hanna Katzir, Keren Munder and her son Ohad, Ruti Munder, Yaffa Adar, and Hannah Perry pic.twitter.com/x7uiizXdAB
— Emanuel (Mannie) Fabian (@manniefabian) November 24, 2023
Auch bei den 39 von Israel freigelassenen Gefangenen soll es sich vor allem um Frauen handeln – Medienberichten zufolge sind es 24. Die weiteren 15 sollen Jugendliche sein. Die Freigelassenen waren aufgrund unterschiedlicher Vergehen inhaftiert worden – unter anderem wegen dem Werfen von Steinen, Delikten gegen israelische Sicherheitskräfte, dem Unterstützen von Terrororganisationen oder dem Tragen von illegalen Waffen, so ein Bericht von CNN. Verurteilte Mörder seien nicht freigekommen, berichten israelische Medien.
Bei den Freigelassenen aus Thailand soll es sich ausschliesslich um Männer handeln, wie Reuters schreibt.
Davon ist derzeit auszugehen. Die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas dauert theoretisch vier Tage. Laut der zwischen den Konfliktparteien getroffenen Vereinbarung sollen insgesamt rund 400 Menschen ausgetauscht werden – 100 israelische Geiseln in Gewalt der Hamas sowie 300 Palästinenser, die in Israel inhaftiert sind.
Nach Medienberichten hat Israel am Freitagabend eine weitere Namensliste mit Geiseln erhalten, die an diesem Samstag freigelassen werden sollen. Die Familien von 13 Geiseln seien informiert worden, berichtete unter anderem das israelische Portal Ynet am Freitagabend unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israelische Beamte bestätigten demnach, dass acht dieser 13 israelischen Geiseln Kinder seien.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zeigte sich erleichtert nach den Freilassungen. «Jede dieser Personen bedeutet uns die Welt», sagt er in einem Video. Weiter führt er aus, man wolle weiterarbeiten, bis alle Geiseln frei seien. «Das ist eines der Ziele dieses Kriegs», so Netanjahu. Und wir wollen alle Ziele erreichen.
Prime Minister Benjamin Netanyahu:
— Prime Minister of Israel (@IsraeliPM) November 24, 2023
"We just completed the return of the first of our hostages: children, their mothers and additional women. Each of them is an entire world. pic.twitter.com/fDMqAVlicM
US-Präsident Joe Biden machte am Freitag deutlich, dass dies «erst der Anfang» sei. Er erwarte am Samstag, Sonntag und Montag die Freilassung weiterer Geiseln. Ähnlich äusserte sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. Er forderte die Freilassung der übrigen mehr als 200 Geiseln. «Es ist eine gute Nachricht, dass endlich eine erste Gruppe von Geiseln freigelassen wurde. Wir können kaum ermessen, was sie und ihre Angehörigen in den letzten Wochen haben durchmachen müssen», hiess es am Freitagabend auf seinem Kanal auf X. Dies sei das Ergebnis unermüdlicher Diplomatie – der Dank gelte allen, die sich dafür engagiert hätten.
Gegenüber «Al Jazeera» meldete sich Marah Bakeer, eine der freigelassenen Palästinenserinnen, zu Wort. «Ich bin ein wenig nervös», so die 24-Jährige, welche vor acht Jahren inhaftiert worden war. Sie freue sich nun, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, und überlege sich, ein Studium an der Universität zu beginnen. Zu der Haft sagt sie: «Alle Gefangenen wurden medizinisch stark vernachlässigt.» Bakeer war 2015 inhaftiert worden. Sie soll damals versucht haben, einen Polizisten mit einem Messer zu erstechen.
Auch in der Zivilbevölkerung sorgte die Freilassung für grosse Freude. Sowohl auf Seiten der Israeli als auch bei den Palästinensern wurden die Rückkehrer gefeiert.
Mit Beginn der Feuerpause im Gaza-Krieg lief auch die Ausweitung humanitärer Hilfslieferungen in den Gazastreifen an. Am Morgen seien Konvois mit zahlreichen Lastwagen unterwegs gewesen, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA) am Freitag in Genf. Ägypten hält 200 Lastwagen pro Tag für realistisch, hiess es aus Regierungskreisen. Vor dem Krieg fuhren rund 500 Lastwagen mit humanitären Gütern pro Tag in das von Israel abgeriegelte Gebiet. Seit Mitte November sind es nur noch bis zu einigen Dutzend am Tag. Nach OCHA-Angaben waren es am Donnerstag 80.
Weiter machten sich Augenzeugenberichten zufolge nach Inkrafttreten der Feuerpause Hunderte palästinensische Binnenflüchtlinge auf den Weg, um in ihre Wohnorte zurückzukehren. Die Menschen wollten etwa in der Stadt Gaza und in anderen Teilen des nördlichen Gazastreifens nach ihren Häusern oder Wohnungen sowie ihren Angehörigen sehen, hiess es am Freitagmorgen. Das israelische Militär warnte jedoch, es sei verboten, sich vom Süden in den Norden des Küstengebiets zu begeben.
(dab)