Das Wetter-Glück haben sie nicht auf ihrer Seite: Nachdem ein erster Versuch am Sonntag wegen starker Winde gescheitert war, verbrachten die Palästina-Aktivisten am Montag eine derart stürmische Nacht auf dem Meer, dass einige wieder umkehren mussten. Bei vielen der verbleibenden 19 Schiffe sei die Funk- und Internetverbindung ausgefallen. Gleichwohl sei der Konvoi auf Kurs, teilten die Organisatoren der «Global Sumud Flottille» am Dienstag mit. Ihr Ziel: die von Israel verhängte See-Blockade des Gaza-Streifens durchbrechen.
Mit dabei sind auch fünf Segelboote aus der Schweiz, wie der «Tages Anzeiger» berichtet. Sie sind auf Namen wie «Heidi» oder «Wilhelm Tell» getauft.
An Bord haben die Aktivistinnen und Aktivisten Tonnen von Hilfsgütern, die sie der Gaza-Bevölkerung überbringen wollen. Gleich bedeutend ist aber auch das Signal, das von der Aktion ausgehen soll: «Eine Mission wie diese sollte es gar nicht geben», so die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die auf einem der Schiffe mitfährt. Weil die Regierungen ihre Aufgabe zum Schutz vor Kriegsverbrechen nicht wahrnähmen, hätten sie aber keine andere Wahl. Andere prominente Gaza-Segler sind der «Game of Thrones»-Schauspieler Liam Cunningham oder Ada Colau, die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona.
Der Plan der Flottille ist es, sich gegen Freitag mit weiteren aus Italien, Tunesien und Griechenland ablegenden Schiffen zu vereinigen, sodass am Schluss eine Gruppe von über 50 Booten entsteht. Es ist der bislang grösste Versuch, Gaza von See aus zu erreichen. Im Juni hatte Thunberg es schon einmal versucht. 200 Kilometer vor der Küste enterten israelische Soldaten jedoch das Segelschiff «Madleen» und führten es in den Hafen der Stadt Aschdod. Thunberg und ihre Mitstreiter wurden aus Israel ausgewiesen.
Die israelische Regierung reagiert scharf auf den Solidaritätskonvoi. Laut Medienberichten soll der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir Premier Benjamin Netanjahu vorgeschlagen haben, die mehrere hundert Aktivisten in ein Gefängnis für Terrorismusverdächtige zu stecken. Das werde sie davon abschrecken, es nochmals zu versuchen. Israelische Zeitungen bemerkten jedoch auch, dass das gleichzeitige Abfangen von einer derart hohen Zahl von Schiffen selbst für Israels Militär keine einfache Aufgabe sei.
Derweil kündigen immer mehr Regierungen an, Palästina bei der kommenden UN-Vollversammlung als Staat anerkennen zu wollen. Nach Frankreich, Grossbritannien und Kanada war am Montag Belgien an der Reihe. Ausserdem werde Belgien unter anderem ein Importverbot für Produkte aus den Siedlungsgebieten und Einreisesperren für zwei extremistische Minister verhängen. Gemeint sind Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich. (aargauerzeitung.ch)