International
Israel

Israels Armee beginnt neue Grossoffensive in Gaza – was wir wissen

Israels Armee beginnt neue Grossoffensive in Gaza – laut Hamas mehr als 150 Tote

17.05.2025, 06:3217.05.2025, 12:41
Mehr «International»

Israels Armee hat nach eigenen Angaben die erwartete neue Grossoffensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit.

Womit rechtfertigt Israel die Grossoffensive?

Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, «umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen». Der nun laufende Militäreinsatz unter dem Namen «Gideon’s Chariots» sei der Auftakt zur «Erreichung der Kriegsziele» – einschliesslich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hiess es.

Smoke rises following an Israeli army airstrike in northern Gaza Strip, seen from southern Israel, Friday, May 16, 2025. (AP Photo/Maya Alleruzzo)
APTOPIX Israel Palestinians
Rauchwolke über Gaza, 16. Mai 2025. Bild: keystone

Die israelische Nachrichtenseite «Ynet» berichtete in der Nacht unter Berufung auf Quellen im Gazastreifen von neuen heftigen Explosionen im Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Östlich der Stadt Gaza gebe es Berichte über Artilleriebeschuss durch die israelische Armee, hiess es. Demnach würden Wohngebäude bombardiert. Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Militäreinsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen.

Wie steht es um das Gaza-Abkommen?

Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Nahostreise von US-Präsident Donald Trump passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal für Gaza ist weiterhin nicht in Sicht.

Wie gehts jetzt weiter?

Bei den Angriffen der israelischen Armee waren nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza zuletzt rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Angaben, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die israelische Nachrichtenseite «ynet» hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen.

Hamas: Mehr als 150 Tote in vergangenen 24 Stunden in Gaza

Mehr als 150 Menschen sind nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen im Gazastreifen innerhalb eines Tages getötet worden. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete, 153 Tote seien in den vergangenen 24 Stunden registriert worden. Seit Beginn des Krieges vor mehr als eineinhalb Jahren wurden demnach mehr als 53.200 Palästinenser in Gaza getötet. Die Angaben, die sich derzeit nicht verifizieren lassen, unterscheiden nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten.

Wie fallen die Reaktionen zum Angriff aus?

Der Chef des UN-Menschenrechtsbüros verurteilte Israels neue Offensive mit drastischen Worten. «Es sieht nach einem Vorstoss für eine dauerhafte Bevölkerungsverschiebung in Gaza aus, der das Völkerrecht missachtet und einer ethnischen Säuberung gleichkommt», sagte Hochkommissar Volker Türk in Genf. Die Bombardements hätten zu weiteren Vertreibungen geführt.

Israels neue Militäroffensive dürfte die Notlage der palästinensischen Bevölkerung des dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg grossflächig zerstörten Gazastreifens weiter verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen bereits vor einer Hungersnot. Israel lässt seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Es wirft der Hamas vor, sie weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Israels Sicherheitskabinett beschloss zwar kürzlich, künftig wieder Lieferungen nach Gaza zu erlauben, aber mit einem anderen Mechanismus, sodass die Hamas nicht davon profitieren könne. Berichten zufolge sollen Güter nur noch von wenigen Standorten aus verteilt werden. Die UN übten Kritik daran: Zivilisten könnten auf dem Weg zu diesen Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten.

(cst/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Emotionales Wiedersehen nach 584 Tagen Geiselhaft
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Enzasa
17.05.2025 09:32registriert August 2016
Im Dezember 2023 vertrat ich klar die Position von Israel. Im Mai 2025 frage ich nicht mehr, wo die Grenzen der Selbstverteidigung liegen, ich sehe, dass Netanyahu erobern will, er vernichtet unter dem durchscheinenden Deckmantel der Selbstverteidigung den Gazastreifen.
Inmitten von Trümmern, auf der einen Seite das Meer, auf der anderen schiessbereite Wachen an Grenzübergängen und von oben Granaten.
Keine Versorgung und keine Hoffnung. Wir schauen auf ein Ghetto des Todes und schweigen. Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Ethik, Moral vergessen weil blind vor Rache und damit schuldig.
9222
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zanzibar
17.05.2025 08:40registriert Dezember 2015
Es gab Zeiten in denen ich dachte dass diese beiden Völker nebeneinander Leben können. Seit einiger Zeit kann ich mir das nicht mehr vorstellen. Da ist zu viel hass auf beiden Seiten vorhanden. Die Menschen in der Region werden noch sehr viel Leid in nächster Zeit erleben.
309
Melden
Zum Kommentar
58
Gespräche zwischen Thailand und Kambodscha haben begonnen
Das Treffen zwischen den Regierungschefs von Thailand und Kambodscha zu einer möglichen Waffenruhe im Konflikt zwischen beiden Länder hat begonnen. Das berichteten malaysische Staatsmedien.
Zur Story