Israels Militärdoktrin setzte stets auf schnelle Kriegsführung – kurze Operationen, klare Ziele, schnelle Rückkehr zur Normalität. Dahinter steht das Bewusstsein, dass ein kleines Land mit knapp 10 Millionen Einwohnern, begrenzten Ressourcen und einer vergleichsweise kleinen Armee keine langen Kriege durchstehen kann.
Doch seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 befindet sich Israel in einem beispiellosen Dauerkonflikt: über 620 Tage Krieg, an sieben Fronten, und ein Ende ist nicht in Sicht. In den vergangenen beiden Wochen kam zudem Israels offener Krieg gegen den Iran hinzu, nachdem das Militär eine gezielte Offensive gegen das iranische Atom- und Raketenprogramm gestartet hatte.
Die finanziellen und gesellschaftlichen Kosten dieser Auseinandersetzung sind enorm – höher als je zuvor in der Geschichte des Landes. Neben den militärischen Aufwendungen leidet vor allem die Heimatfront: massive Gebäudeschäden, über 10'000 Evakuierte, Hunderte Verletzte und rund 30 zivile Todesopfer allein in den letzten Tagen.
Laut Schätzungen belaufen sich die Kosten des aktuellen Krieges bereits auf über 12 Milliarden Schekel (rund 2,82 Milliarden Franken) – in weniger als zwei Wochen. Der Sachschaden durch iranischen Raketenbeschuss wird auf 1,18 Milliarden Franken veranschlagt.
Das israelische Verteidigungsministerium kalkuliert aktuell mit täglichen Kriegskosten von rund 235 Millionen Franken – mehr als doppelt so viel wie nach dem 7. Oktober, als die Schätzung bei rund 94 Millionen pro Tag lag. Die Regierung hat deshalb beim Parlament einen Nachtragshaushalt von 846 Millionen Franken beantragt – zur Finanzierung der Reserveeinheiten und für humanitäre Hilfen im Gaza-Streifen.
Die grösste Herausforderung ist nun die Finanzierung dieser Ausgaben. Israels Staatshaushalt liegt bei 145,7 Milliarden Franken pro Jahr – zum Vergleich: Die Schweiz wendete 2024 84,3 Milliarden Franken auf. Um den Krieg zu finanzieren, wird das Defizit erhöht, in allen Ministerien – ausser dem Verteidigungsministerium – sollen Kürzungen erfolgen. Gleichzeitig steht eine Steuererhöhung im Raum.
Die Bank von Israel warnt bereits vor mittelfristigen Auswirkungen auf Wachstum und Arbeitsmarkt. Über 2 Millionen Israelis können aktuell nicht arbeiten, zahlreiche Unternehmen bleiben geschlossen. Die Regierung arbeitet an einem landesweiten Wirtschaftshilfsprogramm.
Ein Grossteil der Kosten entfällt auf das Abwehrsystem. Seit Kriegsbeginn feuerte der Iran über 400 Raketen auf Israel. Das israelische Militär reagiert mit einer Vielzahl von Abfangraketen. Jede einzelne ist teuer: Eine Arrow‑2‑Rakete kostet etwa 3 Millionen US-Dollar (rund 2,44 Millionen Franken), eine Arrow-3-Rakete rund 2,04 Millionen Franken. Eine David‑Sling‑Rakete schlägt mit 570'000 Franken zu Buche, eine Iron‑Dome‑Rakete mit rund 57'000 Franken.
Auch die Angriffe Israels auf iranische Ziele haben ihren Preis: Die eingesetzten Bomben kosten bis zu 407'000 Franken pro Stück. Experten beziffern die Verteidigungskosten auf 1,18 Milliarden Franken, die Angriffskosten auf rund 705 Millionen.
Trotz allem zeigt sich die israelische Wirtschaft bemerkenswert stabil. Die Börse sendet positive Signale, der Schekel legt gegenüber dem Dollar zu. Ökonomen erwarten nach Kriegsende einen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere im Bau- und Infrastrukturbereich.
Die Bevölkerung zeigt sich ebenso resilient. Die Mehrheit unterstützt den Krieg mit dem Bewusstsein, dass es um das Existenzrecht Israels geht. Die Menschen sind diszipliniert, folgen den Sicherheitsanweisungen und versuchen, den Alltag aufrechtzuerhalten – trotz der hohen persönlichen und wirtschaftlichen Belastungen.
Doch gleichzeitig wächst die Kritik an der Regierung. Die Zuweisung von Milliarden Schekeln an ultraorthodoxe Parteien, deren Anhänger weder zur Armee gehen noch zur Wirtschaft wesentlich beitragen, stösst auf grossen Unmut. Viele Israelis fordern eine gerechtere Lastenverteilung – nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich. Die Ungleichheiten innerhalb der Bevölkerung treten im Krieg besonders scharf zutage.
Die entscheidende Frage bleibt: Wird Premierminister Benjamin Netanyahu in der Lage sein, diese Kriege politisch und diplomatisch zu beenden? Die israelische Gesellschaft ist kriegsmüde, psychisch erschöpft. Das Trauma sitzt tief. Der Ruf nach Neuwahlen wird lauter, das Vertrauen in die politische Führung schwindet.
Viele sehen den Krieg längst nicht mehr nur als militärisches, sondern auch als politisches Versagen. Die Israelis erwarten, dass ihre Regierung liefert – die Geiseln befreit, den Gaza-Krieg beendet und den Wiederaufbau glaubwürdig einleitet. Nur so kann sich das Land aus der tiefen Krise befreien.
Wie lange noch wird sich die kriegsverbrecherische Regierung unter B.N. halten können?
Tragbar ist sie schon lange nicht mehr.