Das Weingut Lunardelli ist bekannt und umstritten – beides hat denselben Grund. Denn das Unternehmen aus der Region Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens verkauft Weinflaschen mit den Gesichtern bekannter Diktatoren wie Hitler, Mussolini und Stalin. Die sogenannte «Historische Kollektion» gibt es seit 1995. Ab 2023 ist damit jedoch Schluss.
«Wir haben diese ganzen Kontroversen satt», erklärt der aktuelle Geschäftsführer Andrea Lunardelli der italienischen Zeitung «La Repubblica». «Ab dem nächsten Jahr wird die ganze historische Linie mit den Etiketten von Charakteren wie Hitler und Mussolini verschwinden!»
Die öffentlichen Kontroversen um die Diktatoren-Weine seien nicht der einzige Grund für ihr Verschwinden vom Markt, erklärt Lunardelli. «Wir haben sogar Todesdrohungen erhalten, weil wir für die Präsenz von Nazis in Norditalien verantwortlich gemacht werden.» Dabei sollen die Flaschen Lunardelli zufolge gar keine politische Propaganda sein. Auch auf der Website des Unternehmens distanziert sich der Geschäftsführer von rechtem oder linken Gedankengut. «Wir lehnen jegliche Art von politischer Propaganda ab».
Auch wenn sich das Unternehmen von politischer Propaganda distanziert – die Weinflaschen waren seit Jahrzehnten Gegenstand von Protesten. Gerade jüdische Organisationen brachten ihren Unmut über die Weine mit Hitlers und Mussolinis Konterfeis zum Ausdruck.
Ganz vom Markt verschwinden werden die Flaschen jedoch nicht. Der Kräuterlikör «Amaro del Duce» wird zusammen mit einem anderen Unternehmen produziert und soll eine eigene Website bekommen. Ob die Kontroversen dann abflauen, bleibt abzuwarten. Schliesslich verkauft das Unternehmen jährlich etwa 20'000 Flaschen Wein mit den Gesichtern von Diktatoren auf den Etiketten – die Präferenzen der Käuferinnen und Käufer sind eindeutig: Das beliebteste Motiv ist Adolf Hitler mit 12'000 verkauften Flaschen, auf Platz zwei folgt Benito Mussolini mit 6'000 verkauften Flaschen.
Wer anderes als Nazis würden sonst so eine Flasche Wein kaufen oder verschenken?