Eine durch ein Erdbeben ausgelöste Lawine hat im mittelitalienischen Farindola ein Hotel verschüttet. Von den 27 Personen, die sich im Hotel aufgehalten hatten, konnte bisher drei tote Personen geborgen werden. Die Aussicht, Überlebende zu finden, galt als gering.
«Es sind viele Tote», erklärten die Rettungskräfte. Vier Leichen wurden am Donnerstagnachmittag geborgen. Im Inneren des Hotels «Rigopiano» im mittelitalienischen Abruzzen-Ort Farindola hatten sich 22 Gäste, darunter mindestens zwei kleine Kinder, sowie fünf Mitglieder des Personals aufgehalten.
Italienische Rettungsteams kämpften am Donnerstag gegen die Zeit, um die verschütteten Menschen zu bergen. Die Lawine war am Mittwochnachmittag nach einer Serie von Erdbeben mit einer Stärke von über 5 in der Gegend ausgelöst worden.
Die Hotelgäste sollen sich zum Unglückszeitpunkt am Mittwochnachmittag im Erdgeschoss des Gebäudes versammelt haben, um nach den Beben in der Region auf die Evakuierung zu warten. Diese verzögerte sich jedoch, weil die Zufahrtsstrassen durch meterhohen Schnee blockiert waren. Und dann kam die verheerende Lawine.
Zwei Personen, die sich während des Unglücks im Freien aufgehalten haben sollen, wurden laut Medien gerettet. Sie hatten am Mittwochnachmittag per SMS um Hilfe gebeten. «Hilfe, wir erfrieren!», hatte ein Überlebender geschrieben.
Einer der beiden ist ein 38-jähriger Mann, der zum Unglückszeitpunkt zu seinem Auto gegangen war. Das rettete ihm das Leben. Seine Frau und sein Kind waren jedoch in dem Hotel.
Der 38-Jährige wurde per Helikopter ins Spital der Adria-Stadt Pescara gebracht. Er war zwar schwer mitgenommen, jedoch nicht in Lebensgefahr, berichteten italienische Medien. In der Ortschaft Penne am Fusse des Gran Sasso-Massivs wurden unterdessen die Angehörigen der verschütteten Hotelgäste erwartet.
Das Hotel sei komplett verschüttet. «Wir rufen, doch wir bekommen keine Antwort», berichtete ein Mitglied eines der Rettungsteams, die in der Nacht auf Donnerstag nach einem stundenlangen Weg auf Skiern das Hotel erreicht hatten.
Ihre Arbeit wurde durch einen Schneesturm und anhaltende Lawinengefahr erschwert. Die Gegend wird schon seit Tagen von heftigen Schneefällen heimgesucht. Rettungswagen steckten wegen des hohen Schnees neun Kilometer vom Hotel entfernt fest.
"Nessun soccorso è riuscito ancora ad arrivare all'hotel sotto la #slavina", le immagini dall'operatore di #chilhavisto #neve #Abruzzo pic.twitter.com/fl6dEfy4Kc
— Chi l'ha visto? (@chilhavistorai3) 18. Januar 2017
Der Gran-Sasso-Berg (Grosser Fels) ist ein Gebirgsmassiv in den Abruzzen. Der höchste Gipfel ist der Corno Grande mit 2912 Metern. An seiner Nordseite befindet sich der südlichste Gletscher Europas, der Calderone-Gletscher. Der Gran Sasso ist für Wintersportler eine beliebte Destination.
Fünf Monate nach dem verheerenden Beben von Amatrice haben vier heftige Erdstösse innerhalb weniger Stunden erneut die Region in Mittelitalien getroffen. Am Mittwochabend meldeten die Behörden das erste Todesopfer. Die Leiche sei im Dorf Castel Castagna in der Provinz Teramo unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses gefunden worden, teilte der Zivilschutz mit.
Erdbebenwarten zufolge erreichten am Vormittag drei Erdstösse in kurzer Folge Stärken zwischen 5,3 und 5,7 in Tiefen zwischen sieben und 40 Kilometern. Am Nachmittag folgte ein Beben der Stärke 5,1.
Die Erschütterungen waren bis ins etwa 100 Kilometer entfernte Rom zu spüren, wo die U-Bahn evakuiert wurde. Tausende Schüler wurden nach Hause geschickt, und Museen schlossen ihre Pforten.
Der viele Schnee mache die Situation in der bergigen Region, die bereits im August und im Oktober von der Naturgewalt heimgesucht worden war, besonders kompliziert, sagte der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio.
Die Bürgermeister der betroffenen Orte setzten Hilferufe ab. «Der Notfall ist nicht das Erdbeben (...), sondern der Schnee», sagte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, laut der Nachrichtenagentur Ansa. Mehr Räumfahrzeuge und Schneefräsen seien notwendig. «Wir haben Ortsteile, die von zwei Meter hohem Schnee isoliert sind.»
«Es gibt keine Opfer, aber viele Schäden. Einige Orte sind bereits seit 48 Stunden ohne Strom», sagte der Präsident der Region Abruzzen, Luciano D'Alfonso, dem Journal des Zivilschutzes.
Der Bürgermeister der Stadt Ascoli Piceno in den Marken verlangte Hilfe des Militärs. «Hier sind Hunderte Menschen isoliert und ohne Strom», sagte Guido Castelli laut der Zeitung «La Repubblica». «Die Leute sind terrorisiert.» Er sprach von einem «monströsen Notfall».
In der Berggemeinde Campotosto nahe der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila gelang Feuerwehrmannschaften immerhin die Rettung einer Mutter und ihres Kindes aus den Trümmern ihrer Wohnung. Die beiden wurden unterkühlt mit einem Helikopter ins Spital eingeliefert. (gin/sda/apa)