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«Der absolute Wahnsinn» – Hagelkörner in Italien beschäftigen Meteorologen

«Der absolute Wahnsinn» – Hagelkörner in Italien beschäftigen Meteorologen

25.07.2023, 20:3025.07.2023, 22:08
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t-online

Schwere Unwetter suchen den Norden Italiens bereits seit mehreren Tagen heim – heftige Hagelschauer und Regenfälle überziehen die Region. Besonders aufsehenerregend: Gewitter-Superzellen, die über Norditalien und Kroatien hinwegzogen, liessen aussergewöhnlich grosse Hagelkörner vom Himmel fallen.

In der Region Friaul-Julisch Venetien fand eine Frau offenbar ein Hagelkorn mit einem Durchmesser von 19 Zentimetern – so gross wie ihre eigene Hand. Die italienische Nachrichtenseite «Pordenone Today» veröffentlichte entsprechende Fotos, die auf Twitter Spekulationen anstiessen. Selbst Meteorologen zeigten sich ob der Grösse dieses und anderer Hagelkörner überrascht. In einigen Berichten war sogar von einem Hagelkornrekord die Rede.

Auch die Organisation «European Severe Storms Laboratory» (ESSL), ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, schrieb, der europäische Hagelrekord sei gebrochen worden. Das ESSL betreibt eine entsprechende Datenbank zu Extremwetter in Europa.

«So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen»

Der niederländische Meteorologe Pieter Groenemeiker twitterte zu Fotos von anderen grossen Hagelkörnern: «So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, nicht einmal annähernd. (...) Der absolute Wahnsinn.» Sein britischer Kollege James Peacock vermutete, dass bei dem 19 Zentimeter grossen Hagelkorn zwei Hagelkörner miteinander verschmolzen seien. Dies sei üblich, wenn besonders grosse Hagelkörner gefunden werden.

Der französische Wetterforscher Nahel Belgherze erklärte, dass extreme Aufwinde innerhalb der Superzellen über Italien die Bildung grosser Hagelkörner begünstigt hätten. Durch schnelle Auf- und Abwärtsbewegungen innerhalb der Gewitterwolke gefriere und taue das Hagelkorn immer wieder und treffe, vereinfacht gesagt, auf Wassertropfen, die das Hagelkorn immer weiter vergrösserten.

Bug von Flugzeug zerstört

Die Unwetter in Norditalien kosteten bereits zwei Menschen das Leben: Ein Mädchen und eine Frau wurden jeweils von Bäumen erschlagen. Sturmböen, Starkregen und Hagel sorgten unter anderem auch in Italiens zweitgrösster Stadt Mailand für überschwemmten Strassen und umgestürzte Bäume. Viele Bäume fielen auf geparkte Autos. Die Behörden meldeten auch schwere Schäden am Stromnetz der Stadt. In der Altstadt wurde vorübergehend das Wasser abgestellt, wie ein AFP-Journalist berichtete.

Ein Passagierflugzeug geriet auf dem Weg von Mailand nach New York in einen schweren Hagelsturm und drehte kurzerhand wieder um – der Bug war offenbar völlig zerstört.

Hitze in Süditalien

Süditalien ächzt unterdessen weiter unter einen Hitzewelle. Auf Sizilien meldete der Zivilschutz am Montag eine Höchsttemperatur von 47.6 Grad in Catania. Die Feuerwehr kämpfte auch weiter gegen mehrere Waldbrände, von denen einer am Dienstag nah an den Flughafen von Palermo herankam. Der Flughafen wurde daher am Morgen für mehrere Stunden geschlossen. Auch der Bahnverkehr war stark beeinträchtigt.

«Wir erleben in Italien einen der kompliziertesten Tage der vergangenen Jahrzehnte: Überschwemmungen, Tornados und riesiger Hagel im Norden, sengende Hitze und verheerende Brände im Süden», schrieb Zivilschutzminister Nello Musumeci auf Facebook. Alle Menschen müssten angesichts der klimatischen Veränderungen in Italien ihre «Einstellung» ändern, fügte der Minister hinzu.

(t-online, dpa, lw)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MitSternchen*
25.07.2023 20:57registriert September 2021
Ist die Bezeichnung „Hagelkorn“ bei einem Durchmesser von knapp 20cm noch den Tatsachen entsprechend? Oder müsste man Korn der Grösse entsprechend anpassen - Hagelkorpus, Hagelkugel, Hagelklumpen?
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mänu49
25.07.2023 22:25registriert April 2017
Je intensiver die Gewitterzelle ist, desto grösser können die Hagelkörner sein.
Die Regentropfen werden mehrmals wieder in die Höhe aufgesaugt wo sie gefrieren und am Rande der Gewitterwolke wieder herunterfallen. Danach werden die Eisstücke wieder nach oben gesaugt, und es gibt eine weiter Eisschicht daran und dies x-mal. Ist das Gewicht zu gross und können die Eisballen nicht mehr aufgesaugt werden beglücken sie uns auf Erden.
Je wärmer es bei uns wird, desto mehr wird sich dieses Fänomen zeigen. Ciao Klimawandel!
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Bert Stein
25.07.2023 23:11registriert November 2020
Autsch, sowas ist definitiv lebensgefährlich.
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