Im Februar 2001 nimmt die 17-jährige Ruth an einem Backstreet-Boys-Konzert in Tacoma, im US-Staat Washington, teil. Im Anschluss stellt sie sich in eine Warteschlange, um von den fünf Stars ein Autogramm zu ergattern. Dort wird sie von Nick Carter in seinen Tourbus eingeladen. Sie folgt ihm. Im Tourbus fragt er sie, ob sie etwas trinken möchte, worauf sie um einen Apfelsaft bittet. Er reicht ihr allerdings ein Getränk, welches er «VIP Juice» nennt.
Ruth geht im Nachhinein davon aus, dass es sich um einen Mix aus Wodka und Cranberrysaft gehandelt haben musste. Nachdem sie das «seltsam schmeckende Getränk» getrunken hat, führt Carter Ruth in das Badezimmer des Tourbusses, wo er sie dazu zwingt, Oralsex an ihm vorzunehmen. Danach vergewaltigt er sie auf dem Bett. So wurde der Vorfall von Ruth in der Klage gegen Carter geschildert, welche TMZ vorliegt.
In dieser Zivilklage mit Forderungen nach Schadenersatz macht sie weiter geltend, sie habe sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt sowie psychischen Schaden genommen. Die Klägerin beschrieb weiter, dass sie an Autismus und einer Zerebralparese leide. Die Zerebralparese fasst verschiedene Symptome zusammen, die nach einer Schädigung des frühkindlichen Gehirns auftauchen. Betroffene sind vor allem im motorischen Bereich eingeschränkt, aber auch geistige Beeinträchtigungen könne auftreten.
Ihr Name sei «Shay» und sie sei 39 Jahre alt, beginnt sie ihre Stellungnahme vor der Presse unter Tränen. Die letzten 21 Jahre seien voller Schmerz, Verwirrung, Frustration, Scham und Selbstverletzung gewesen. Und das alles sei eine direkte Konsequenz von Nick Carters Vergewaltigung.
Nachdem er sie vergewaltigt habe, habe er sie eine «retarded little bitch» genannt. Er habe sie gepackt, was blaue Flecken auf ihren Armen hinterlassen habe.
Carter habe versucht, sie zum Schweigen zu bringen. Er sagte zu ihr, niemand würde ihr glauben, wenn sie erzählte, was passiert sei. Er drohte ihr, dass sie ins Gefängnis käme, falls sie es trotzdem tun sollte.
Doch jetzt hat sie den Mut gefunden, um mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit zu gehen:
Carters Anwalt wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zurück. Dieser Vorwurf sei «völlig unwahr». Die Frau habe schon über mehrere Jahre hinweg falsche Anschuldigungen gemacht und dabei die Vorwürfe wiederholt verändert, erklärte Anwalt Michael Holtz. In seiner Stellungnahme schiesst er auch gegen den Anwalt von Shannon Ruth:
Es ist nicht das erste Mal, dass Nick Carter mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert wird. Die Sängerin der ehemaligen Girl-Band «Dream», Melissa Schuman bezichtigt ihn, sie im Jahr 2003 vergewaltigt zu haben. Sie sei damals 18 und er 22 Jahre alt gewesen. Sie sei mit einer Freundin in seine Wohnung, als er ihr seinem Büro neue Musik zeigen wollte. Dort hätten sie zu küssen begonnen, als er sie ebenfalls ins Badezimmer geführt habe, wo er gegen ihren Willen Oralsex an ihr performte. Danach habe er sie zur «Gegenleistung» gezwungen und daraufhin im Bett vergewaltigt. Sie sei Jungfrau gewesen und hätte mit dem Sex bis zur Ehe warten wollen, beschreibt sie in ihrem Blog 2017.
Sie habe ihrem Manager vom Vorfall erzählt, worauf ihr von einer Klage abgeraten worden sei. Das legale Team von Carter sei zu mächtig, sodass eine Anklage bloss ihre Karriere schaden würde. Erst im Rahmen der MeToo-Bewegung 2017 machte sie die Vorwürfe publik und reichte Klage ein.
Carter währenddessen behauptet, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Sie habe ihn auch im Anschluss daran nie darauf angesprochen, um ihre Wahrnehmung zu schildern.
Die Staatsanwaltschaft erhob keine Klage gegen den Sänger, da der Vorfall 2013 verjährt sei.
Erst kürzlich, Anfang November, war Carters jüngerer Bruder Aaron im Alter von 34 Jahren gestorben, er wurde laut Medienberichten tot in der Badewanne seines Hauses in Kalifornien gefunden. Es ist nicht das erste Geschwister, welches Nick Carter verliert. 2012 starb seine Schwester Leslie Carter an einem Cocktail an rezeptpflichtigen Medikamenten. (saw mit Material der sda und dpa).