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Tödlicher Baldwin-Schuss an Filmset: Waffenmeisterin schuldig gesprochen

Tödlicher Baldwin-Schuss an Filmset: Waffenmeisterin schuldig gesprochen

Rund zweieinhalb Jahre nach dem Tod einer Kamerafrau am Filmset des Westerns «Rust» mit Alec Baldwin hat eine Jury die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen.
07.03.2024, 01:2907.03.2024, 14:36
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Vom Vorwurf der Manipulation von Beweismaterial sprachen die Geschworenen die 26-Jährige am Mittwoch an einem Gericht in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico dagegen frei. Die Urteilsverkündung wurde live im Internet übertragen.

Das Strafmass soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden. Gutierrez-Reed drohen bis zu 18 Monate Gefängnis. Sie wirkte bei der Urteilsverkündung weitgehend ausdruckslos und wurde danach direkt in Gewahrsam gebracht, wo sie dem Gericht zufolge bis zur Strafmassverkündung bleiben soll. Ihr Anwaltsteam kündigte an, in Revision gehen zu wollen.

Hannah Gutierrez-Reed, the former armorer on the set of the movie "Rust," listens to Corporal Alexandra Hancock, with the Santa Fe Sheriff's Office, testify during Gutierrez-Reed's ...
Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed während der Verhandlung.Bild: keystone

Es handelt sich um den ersten Jury-Strafprozess im Zusammenhang mit dem Vorfall am «Rust»-Filmset, bei dem im Oktober 2021 auf der Bonanza Creek Ranch die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich verletzt worden war. Regisseur Joel Souza wurde von derselben Kugel an der Schulter getroffen, als sich der Schuss aus einer Requisitenwaffe löste, die von Hauptdarsteller Alec Baldwin bedient wurde.

Sowohl Regisseur Souza als auch Regieassistent David Halls, der sich im vergangenen Jahr der fahrlässigen Handhabung einer Waffe schuldig bekannt und eine Bewährungsstrafe erhalten hatte, hatten in dem Prozess ausgesagt.

Gutierrez-Reed war bei dem Dreh für Waffen und Sicherheit zuständig. Sie hatte den Revolver geladen, der dann Baldwin gereicht wurde. Ein Prozess gegen den 65 Jahre alten Baldwin wegen fahrlässiger Tötung ist für Juli geplant. Beide hatten die Schuld an dem Vorfall wiederholt von sich gewiesen.

Auch nach dem Prozess und nach langen Ermittlungen sind weiter viele Fragen offen - etwa, wie die scharfe Munition ans Set und in den Colt gelangte. Schon kurz nach dem Vorfall waren Vorwürfe und Mutmassungen lautgeworden. Mitarbeiter der Filmcrew beklagten Nachlässigkeit und mangelnde Sicherheit am Set, die unerfahrene Waffenmeisterin sei überfordert gewesen und habe bei der Arbeit Alkohol und Drogen konsumiert. Die Anwälte von Gutierrez-Reed wiesen das als «Rufschädigung» zurück. Die Staatsanwaltschaft sei auf der Suche nach einem «Sündenbock». (sda/dpa)

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115 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Plusplus
07.03.2024 06:13registriert Dezember 2021
Liebe schreibende Zunft, bitte beerdigt die Formulierung „es löste sich ein Schuss“.
Schüsse werden abgegeben oder abgefeuert. Sie gehen nicht spontan wie von Zauberhand ab. Und in diesem Fall wurde ja bewusst der Abzug betätigt und der Schuss in voller Absicht abgegeben. Der Fehler liegt an der falschen und somit scharfen Ladung.
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Rantaplan
07.03.2024 07:55registriert August 2020
Eine Frage: Wenn Baldwin ebenfalls Schuld vorgeworfen wird, was wäre von ihm erwartet worden, um keine Schuld zu tragen? Revolver entladen und nochnals alle Patronen prüfen?
Ist nicht genau dies die Hauptaufgabe der Waffenmeisterin?
Habe keine Erfahrung mut Filmsets, aber kann mir nicht vorstellen, dass jeder Schauspieler zur eigenen rechtlichen Absicherung auf dem Set alles nochmals prüfen kann/muss. Genau dafür sind doch diese Experten vor Ort.
Oder liege ich da falsch?
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Thomas Meister
07.03.2024 06:01registriert April 2019
Die wohl wichtigste Frage ist wie die scharfe Munition in die Waffe kam. Man sollte sich mal in die Situation versetzen. Ein normaler Filmdreh wie x vorher. Eine Szene wie es sie schon x Mal gab. Man dreht, schiesst und da kommt eine richtige Kugel raus und tötet einen Menschen. Und plötzlich will man einem wegen fahrlässiger Tötung verurteilen.
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