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COP30 in Belém: Die wichtigsten Fragen zur Klimakonferenz in Brasilien

epa12451220 Brazilian Vice President, Geraldo Alckmin (C) speaks during the opening session of the PRE-COP30 meeting at the International Convention Center in Brasilia, Brazil, 13 October 2025. during ...
Dass die Klimakonferenz COP30 im Klima-Hotspot Amazonas stattfindet, gilt als symbolisch, ist aber auch umstritten.Bild: keystone

Darum sorgt die Klimakonferenz COP30 im Amazonasgebiet für Kritik

Vom 10. bis zum 21. November findet in Belém in Brasilien die UN-Klimakonferenz COP30 statt. Alles, was du dazu wissen willst.
01.11.2025, 15:2401.11.2025, 15:24

Die diesjährige UN-Klimakonferenz findet in Belém im brasilianischen Amazonasgebiet statt. Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 190 Ländern kommen dann zusammen, um Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu diskutieren, darunter auch die Schweiz. Durchgeführt wird die Konferenz vom 10. bis 21. November.

Alles, was du dazu wissen willst, findest du hier.

Was und wo ist die COP30?

Seit 1995 treffen sich jedes Jahr Staats- und Regierungschef, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, NGO's und weitere zur UN-Klimakonferenz. Dabei werden Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels diskutiert. Das Treffen ist dabei das höchste Entscheidungsgremium der Klimarahmenkonvention (UNFCCC).

Dieses Jahr findet die COP (Conference of Parties) in Belém in Brasilien statt – mitten im Amazonasgebiet. Vorsitz führt dieses Jahr der brasilianische Präsident Lula da Silva. Dass die Klimakonferenz im Klima-Hotspot Amazonas stattfindet, gilt als symbolisch.

epa12178879 A sign is displayed at the Brazilian exhibition stand during the Climate Change Conference in Bonn, Germany, 16 June 2025. The SB62 Climate Change Conference is the pre-sessional meeting f ...
Die UN-Klimakonferenz findet dieses Jahr im brasilianischen Belém im Amazonasgebiet statt.Bild: keystone

Wer nimmt aus der Schweiz teil?

Die Schweizer Verhandlungsdelegation steht unter der Leitung von Umweltbotschafter Felix Wertli, Chef der Abteilung Internationales des Bundesamts für Umwelt.

Die Delegation umfasst zudem vier Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft aus Wirtschafts- und Umweltkreisen. Auf Ministerebene wird Bundesrat Albert Rösti die Schweiz in der zweiten Verhandlungswoche vertreten.

Bundesrat Albert Roesti schreitet zur Medienkonferenz nach der Bundesratssitzung, um ueber das weitere Vorgehen fuer den Infrastrukturausbau im Zusammenhang mit dem Bericht zum Bericht "Verkehr & ...
Auf Ministerebene nimmt Bundesrat Albert Rösti an der COP30 teil.Bild: keystone

Wer nimmt (nicht) an der COP30 teil?

Insgesamt werden Staats- und Regierungschefs, Minister, Diplomatinnen, UN-Vertreter, Wissenschaftlerinnen, Wirtschaftsführer, Nichtregierungsorganisationen, Aktivistinnen und andere Mitglieder der Zivilgesellschaft aus mehr als 190 Ländern teilnehmen. Die Organisatoren rechnen insgesamt mit über 50'000 Personen.

Der grösste Umweltverschmutzer der Geschichte, die USA, werden auf administrativer Ebene wahrscheinlich aber gar niemanden nach Brasilien schicken. Zwar werden zahlreiche US-amerikanische NGO's in Brasilien erwartet, aber nicht eine offizielle US-Delegation der Trump-Administration.

epa12236676 US President Donald Trump looks on after exiting Marine One on the South Lawn of the White House in Washington, DC, USA, 13 July 2025. Trump is returning after attending the FIFA Club Worl ...
Trump hat bereits am ersten Amtstag (zum zweiten Mal) alles in die Wege geleitet, um aus den Pariser Abkommen auszutreten. Bild: keystone

Was ist das Ziel?

Normalerweise steht jede Klimakonferenz im Zeichen eines übergeordneten Themas: Letztes Jahr zum Beispiel ging es beim COP29 in Baku viel um Fragen rund um die Finanzierung der Klimaziele.

Die Konferenz stand damals kurz vor dem Scheitern, bis den Mitgliedern am Schluss doch noch ein Versprechen abgerungen werden konnte, bis 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar bereitzustellen, um Ländern im globalen Süden bei der Bekämpfung des Klimawandels zu helfen.

Auch dieses Jahr wird unter anderem wieder über die Finanzierung diskutiert, dennoch ist die COP30 anders: «Es ist unwahrscheinlich, dass ein einzelnes grosses Thema die Debatten und Verhandlungen in diesem Jahr dominieren wird», sagt Gaïa Febvre, Leiter der Abteilung internationale Politik beim NGO Climate Action Network, gegenüber France 24. Vielmehr würden eine Vielzahl an unterschiedlichen Themen auf der Tagesordnung stehen.

Zudem steht die COP30 auch im Zeichen des Pariser Abkommens von 2015, das vorsah, die globale Erwärmung bis 2100 deutlich unterhalb der Schwelle von 2 Grad, vorzugsweise 1,5 Grad, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.

Nach 10 Jahren will man nun in Belém Bilanz ziehen. Im Abkommen von 2015 wurde festgehalten, dass alle 5 Jahre jedes Land ihre Klimaziele (das sogenannte «Nationally Determined Contribution» oder kurz NDC) verschärfen und entsprechende Massnahmen umsetzen und regelmässig über die Fortschritte berichten soll. In Zentrum des COP30 stehen nun eben diese neuen Klimaziele.

Eigentlich hätten alle diese NDC's bis Ende Februar eingereicht werden sollen. Während die Schweiz ihr zweites NDC im Januar publiziert hat, haben dies aber viele andere Länder nicht getan, weswegen die Frist bis September verlängert werden musste.

Die Befürchtung besteht darum, dass viele der NDC's nicht ausreichen werden, um die Erderwärmung aufzuhalten. Gaïa Febvre sagt:

«Wir machen uns keine Illusionen. Bei der Überprüfung dieser NDC's wird diese COP zu dem Schluss kommen, dass wir nicht im Einklang mit dem Pariser Abkommen stehen.»

Er fügt an: «Die grosse Herausforderung in Belém wird daher darin bestehen, zu sehen, wie die Länder gemeinsam und politisch auf diese Ambitionslücke reagieren werden.»

Ana Toni, die brasilianische Exekutivdirektorin der COP30, sagte gegenüber dem Spiegel im März: «Statt der Verhandlung von Grundlagen geht es nun in erster Linie um die Umsetzung derer.»

Warum sorgt die diesjährige COP für Kritik?

Es gibt verschiedene Kritikpunkte an der Klimakonferenz, allen voran der Standort Belém, eine Stadt in der Nähe des Amazonasdeltas.

Hier müssen für mehrere Tage mehr als 50'000 Gäste untergebracht werden. Eine logistische Herausforderung, nicht nur wegen der Infrastruktur (es wurde eine neue Autobahn durch den Amazonas gebaut), sondern auch wegen der begrenzten Übernachtungsmöglichkeiten.

Autobahn durch den Amazonas.
Die neue Autobahn um die Stadt herum, mitten durch den geschützten Amazonas. Die Behörden betonen allerdings, dass die Strasse bereits lange vor der COP in Planung war.Bild: sc/bbc

Um alle Gäste einquartieren zu können, wurden ungewöhnliche Massnahmen ergriffen: Unter anderem werden zwei Kreuzfahrtschiffe mit rund 6000 Betten bereitgestellt.

Und der Unterkunfts-Engpass führt zu einem weiteren Problem: die hohen Preise. Dank des grossen Ansturms auf die wenigen Betten sind die Preise in die Höhe getrieben worden, viele ärmere Länder können sich einen Aufenthalt kaum oder nur knapp leisten. Dazu kommt, dass genau diese Länder häufig am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, zum Beispiel der Inselstaat Palau im Pazifik.

Auch der Flughafen von Belém dürfte während der Konferenz an den Anschlag kommen, zudem ist der Ort kaum mit der Bahn zu erreichen.

Das alles führte dazu, dass einige Länder damit drohten, ihre Delegationen zu verkleinern. Medienberichten zufolge hätten einige Länder offiziell darum gebeten, den Standort zu verlegen – ohne Erfolg. Präsident Lula hält an Belém fest und betont die Symbolkraft des Amazonasgebiets.

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Karl33
01.11.2025 15:36registriert April 2015
50‘000 „Gäste“, die fast alle dahinfliegen.
Aus verschiedener Hinsicht recht pervers.
Man könnte nicht denken, dass Videokonferenzen bereits erfunden wären…
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raab23@gmail.com
01.11.2025 15:33registriert Mai 2022
Der Anlass wird mehr co 2 (Anreise, Verpflegung,...) und heisse Luft erzeugen als echte Ergebnisse und Resultate.
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