Darum sorgt die Klimakonferenz COP30 im Amazonasgebiet für Kritik
Die diesjährige UN-Klimakonferenz findet in Belém im brasilianischen Amazonasgebiet statt. Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 190 Ländern kommen dann zusammen, um Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu diskutieren, darunter auch die Schweiz. Durchgeführt wird die Konferenz vom 10. bis 21. November.
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Was und wo ist die COP30?
Seit 1995 treffen sich jedes Jahr Staats- und Regierungschef, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, NGO's und weitere zur UN-Klimakonferenz. Dabei werden Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels diskutiert. Das Treffen ist dabei das höchste Entscheidungsgremium der Klimarahmenkonvention (UNFCCC).
Dieses Jahr findet die COP (Conference of Parties) in Belém in Brasilien statt – mitten im Amazonasgebiet. Vorsitz führt dieses Jahr der brasilianische Präsident Lula da Silva. Dass die Klimakonferenz im Klima-Hotspot Amazonas stattfindet, gilt als symbolisch.
Wer nimmt aus der Schweiz teil?
Die Schweizer Verhandlungsdelegation steht unter der Leitung von Umweltbotschafter Felix Wertli, Chef der Abteilung Internationales des Bundesamts für Umwelt.
Die Delegation umfasst zudem vier Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft aus Wirtschafts- und Umweltkreisen. Auf Ministerebene wird Bundesrat Albert Rösti die Schweiz in der zweiten Verhandlungswoche vertreten.
Wer nimmt (nicht) an der COP30 teil?
Insgesamt werden Staats- und Regierungschefs, Minister, Diplomatinnen, UN-Vertreter, Wissenschaftlerinnen, Wirtschaftsführer, Nichtregierungsorganisationen, Aktivistinnen und andere Mitglieder der Zivilgesellschaft aus mehr als 190 Ländern teilnehmen. Die Organisatoren rechnen insgesamt mit über 50'000 Personen.
Der grösste Umweltverschmutzer der Geschichte, die USA, werden auf administrativer Ebene wahrscheinlich aber gar niemanden nach Brasilien schicken. Zwar werden zahlreiche US-amerikanische NGO's in Brasilien erwartet, aber nicht eine offizielle US-Delegation der Trump-Administration.
Was ist das Ziel?
Normalerweise steht jede Klimakonferenz im Zeichen eines übergeordneten Themas: Letztes Jahr zum Beispiel ging es beim COP29 in Baku viel um Fragen rund um die Finanzierung der Klimaziele.
Die Konferenz stand damals kurz vor dem Scheitern, bis den Mitgliedern am Schluss doch noch ein Versprechen abgerungen werden konnte, bis 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar bereitzustellen, um Ländern im globalen Süden bei der Bekämpfung des Klimawandels zu helfen.
Auch dieses Jahr wird unter anderem wieder über die Finanzierung diskutiert, dennoch ist die COP30 anders: «Es ist unwahrscheinlich, dass ein einzelnes grosses Thema die Debatten und Verhandlungen in diesem Jahr dominieren wird», sagt Gaïa Febvre, Leiter der Abteilung internationale Politik beim NGO Climate Action Network, gegenüber France 24. Vielmehr würden eine Vielzahl an unterschiedlichen Themen auf der Tagesordnung stehen.
Zudem steht die COP30 auch im Zeichen des Pariser Abkommens von 2015, das vorsah, die globale Erwärmung bis 2100 deutlich unterhalb der Schwelle von 2 Grad, vorzugsweise 1,5 Grad, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten.
Nach 10 Jahren will man nun in Belém Bilanz ziehen. Im Abkommen von 2015 wurde festgehalten, dass alle 5 Jahre jedes Land ihre Klimaziele (das sogenannte «Nationally Determined Contribution» oder kurz NDC) verschärfen und entsprechende Massnahmen umsetzen und regelmässig über die Fortschritte berichten soll. In Zentrum des COP30 stehen nun eben diese neuen Klimaziele.
Eigentlich hätten alle diese NDC's bis Ende Februar eingereicht werden sollen. Während die Schweiz ihr zweites NDC im Januar publiziert hat, haben dies aber viele andere Länder nicht getan, weswegen die Frist bis September verlängert werden musste.
Die Befürchtung besteht darum, dass viele der NDC's nicht ausreichen werden, um die Erderwärmung aufzuhalten. Gaïa Febvre sagt:
Er fügt an: «Die grosse Herausforderung in Belém wird daher darin bestehen, zu sehen, wie die Länder gemeinsam und politisch auf diese Ambitionslücke reagieren werden.»
Ana Toni, die brasilianische Exekutivdirektorin der COP30, sagte gegenüber dem Spiegel im März: «Statt der Verhandlung von Grundlagen geht es nun in erster Linie um die Umsetzung derer.»
Warum sorgt die diesjährige COP für Kritik?
Es gibt verschiedene Kritikpunkte an der Klimakonferenz, allen voran der Standort Belém, eine Stadt in der Nähe des Amazonasdeltas.
Hier müssen für mehrere Tage mehr als 50'000 Gäste untergebracht werden. Eine logistische Herausforderung, nicht nur wegen der Infrastruktur (es wurde eine neue Autobahn durch den Amazonas gebaut), sondern auch wegen der begrenzten Übernachtungsmöglichkeiten.
Um alle Gäste einquartieren zu können, wurden ungewöhnliche Massnahmen ergriffen: Unter anderem werden zwei Kreuzfahrtschiffe mit rund 6000 Betten bereitgestellt.
Und der Unterkunfts-Engpass führt zu einem weiteren Problem: die hohen Preise. Dank des grossen Ansturms auf die wenigen Betten sind die Preise in die Höhe getrieben worden, viele ärmere Länder können sich einen Aufenthalt kaum oder nur knapp leisten. Dazu kommt, dass genau diese Länder häufig am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, zum Beispiel der Inselstaat Palau im Pazifik.
Auch der Flughafen von Belém dürfte während der Konferenz an den Anschlag kommen, zudem ist der Ort kaum mit der Bahn zu erreichen.
Das alles führte dazu, dass einige Länder damit drohten, ihre Delegationen zu verkleinern. Medienberichten zufolge hätten einige Länder offiziell darum gebeten, den Standort zu verlegen – ohne Erfolg. Präsident Lula hält an Belém fest und betont die Symbolkraft des Amazonasgebiets.
