Die 29. Weltklimakonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ist aktuell in vollem Gang. Am Kaspischen Meer beraten Vertreterinnen und Vertreter aus knapp 200 Staaten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die globale Klimaerwärmung verstärkt werden kann.
Zuletzt trat man an den UN-Klimakonferenzen aber mehrheitlich auf der Stelle. Auch dieses Mal stehen die Vorzeichen schlecht: Denn die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus haben den Klimawandel zuletzt deutlich aus der öffentlichen Debatte verdrängt.
Doch die Zeit drängt, denn die vergangenen zehn Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 2024 soll nun gar das wärmste Jahr überhaupt werden, nachdem zuletzt das Jahr 2023 den Rekord schon gebrochen hatte. Die weltweite Durchschnittstemperatur lag gemäss der Weltwetterorganisation WMO zuletzt rund 1,54 Grad Celsius über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit. Das erklärte Ziel, den maximalen Temperaturanstieg künftig unter 1,5 Grad zu halten, scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Dafür muss die Welt in Sachen Klimaschutz aber endlich Gas geben. Gemäss dem Weltklimarat IPCC ist das aktuelle Jahrzehnt entscheidend: Gelinge die globale Trendwende bis 2030 nicht, seien die Folgen für die Menschheit und den Planeten kaum absehbar, steht im neusten IPCC-Bericht.
Wir werfen deshalb einen Blick auf die wichtigsten Faktoren zum Klimawandel und zeigen auf, wie sich unser Planet bereits verändert hat.
Am offensichtlichsten äussert sich der Klimawandel in der Temperatur. Seit Beginn der Aufzeichnungen hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur deutlich erhöht. Im Vergleich zum Schnitt der Jahre 1951 bis 1980 messen wir heute über eineinhalb Grad mehr – und das weltweit. Vor 250 Jahren war es ungefähr drei Grad kühler als heute.
Einfacher zu lesen wird die obige Grafik, wenn man die durchschnittliche Abweichung der globalen Landoberflächentemperatur durch blaue und rote Streifen ersetzt, wie das der britische Klimawissenschaftler Ed Hawkings 2018 erstmals getan hat. Die einfache Darstellung ermöglicht, dass sich die fortschreitende Erderwärmung schnell und auf einen Blick erfassen lässt – auch ohne viel Hintergrundwissen.
Die neun wärmsten Jahre wurden allesamt seit 2015 gemessen. Es sind dies der Reihe nach die Jahre 2023, 2020, 2016, 2017, 2019, 2022, 2021, 2015 und 2018. Die Top 10 vervollständigt das Jahr 2007. Global ähnlich hohe Temperaturen hat es nach Stand der Daten vor rund 125'000 Jahren gegeben – in der Eem-Warmzeit vor der letzten Eiszeit.
Eine Abkühlung ist aktuell nicht in Sicht. Bei den aktuellen Klimaschutz-Massnahmen würde sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bis 2100 um 2,5 bis 2,9 Grad Celsius erwärmen. Und selbst wenn alle Staaten der Erde ab sofort konsequent auf das 1,5-Grad-Ziel hinarbeiten würden und das Netto-Null-Ziel – weltweit darf nur noch so viel CO₂ ausgestossen werden, wie auf natürliche Weise oder durch neue Technologien gespeichert werden kann – 2050 erreicht wäre, würde sich der Planet weiter erwärmen. Allerdings auf einem für die Weltbevölkerung tolerierbaren Niveau.
Ein Grad plus im globalen Durchschnitt bedeutet drastische Änderungen auf lokaler Ebene. Extreme Hitzewellen, ausfallende Ernten und häufigere, schwerere Waldbrände, Fluten und Stürme. Bei plus zwei Grad wird es gemäss dem neusten IPCC-Bericht praktisch keine Korallenriffe mehr geben. Doch diese sind für Millionen Menschen lebenswichtig: Sie schützen ihre Küsten vor Überflutung und liefern ihnen Fische als Nahrung.
Die Klimaerwärmung – da ist sich die Wissenschaft einig – lässt sich nur bremsen, wenn der weltweite CO₂-Ausstoss drastisch reduziert wird. Kohlendioxid ist ein Treibhausgas: Wie das Glas in einem Treibhaus verhindert es, dass Wärme von der Erde ins Weltall entweicht. In «natürlichem» Masse ist das auch gut so, denn sonst wäre die Erde unbewohnbar. Es ist allerdings höchst problematisch, wenn diese CO₂-Konzentration deutlich ansteigt – doch genau das ist in den letzten Jahrzehnten geschehen.
Die folgende Grafik zeigt CO₂-Messungen aus konservierten Luftproben aus Eiskernen bis zum Jahr 1958. Danach sind Luftmessungen aus Mauna Loa auf Hawaii dargestellt. Der steile Anstieg in den letzten Jahren weicht deutlich von den natürlichen Schwankungen in den letzten 800'000 Jahren ab.
Die grössten Klima-Sünder sind aktuell die grossen Industrienationen dieser Welt. China beispielsweise hat im Jahr 2023 über 11,9 Milliarden Tonnen CO₂ produziert und sorgt damit quasi im Alleingang dafür, dass Asien im Kontinent-Vergleich mit Abstand am schlechtesten abschneidet. Doch auch Europa kann sich nicht rühmen: Russland und Deutschland gehören zu den grössten CO₂-Produzenten der Welt. Zwar gehen die europäischen Emissionen seit einigen Jahren leicht zurück, doch zum Netto-Null-Ziel ab 2050 ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Der Schweizer Impact auf die weltweite CO₂-Produktion scheint mit 32,74 Tonnen im Jahr 2023 auf den ersten Blick eher klein, doch berechnet man die jährlichen CO₂-Emissionen pro Einwohner, sieht die Situation anders aus: Mit 3,7 Tonnen CO₂ pro Kopf liegt die Schweiz klar in der umweltschädlicheren Hälfte aller Länder.
Noch schlechter wird die Schweizer Bilanz, wenn man nicht die produktionsbasierten, sondern die verbrauchsbasierten CO₂-Emissionen betrachtet. Dann steht die Schweiz mit insgesamt 118,68 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr plötzlich nicht mehr so gut da. Mit einer Pro-Kopf-Emission von 13,65 Tonnen CO₂ pro Jahr liegen wir in diesem Ranking deutlich vor Ländern wie China, Deutschland, Frankreich oder Grossbritannien. Immerhin kommen wir nicht ganz an die CO₂-Schleuder USA heran. Dort werden verbrauchsbasiert 16,53 Tonnen des Treibhausgases pro Kopf produziert.
Mit einem Anteil von 15 Prozent trägt der Verkehr auch weltweit erheblich zum Gesamtausstoss von CO₂ bei. Die meisten Treibhausgase werden allerdings bei der Stromerzeugung (v. a. durch Kohlekraftwerke) ausgestossen. Mit 23 Prozent sind Land-, Vieh- und Forstwirtschaft zusammen die zweitgrösste Quelle für Emissionen. Nur knapp dahinter folgt der Industriesektor.
Das Fliegen ist weltweit gesehen für 2,5 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Weniger, als man hätte erwarten können. Schaut man allerdings auf den individuellen CO₂-Fussabdruck der Schweizer Bevölkerung, ergibt sich ein anderes Bild. Hier steigt der Anteil des Fliegens an den durchschnittlichen Gesamt-Emissionen auf 9,5 Prozent an. Noch höher ist er gar bei den 18- bis 35-Jährigen, die von allen Altersgruppen deutlich am häufigsten ins Flugzeug steigen.
CO₂ wird auf der Welt aber nicht nur ausgestossen, sondern auch aufgenommen: Die globalen Wälder nehmen etwa ein Drittel der jährlich vom Menschen ausgestossenen CO₂-Emissionen auf. Bäume können das CO₂ aus der Luft filtern und dank der Photosynthese den Sauerstoff vom Kohlenstoff trennen und diesen speichern.
Doch auch die globale Waldfläche schrumpfte zuletzt stark. Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor gut 10'000 Jahren ist rund ein Drittel der Wälder auf dem Planeten verschwunden. Hauptgrund ist die Rodung durch den Menschen.
Diese hat sich in den letzten Jahren noch einmal verstärkt: Allein von 2000 bis 2020 hat der weltweite Waldbestand um 101 Millionen Hektaren abgenommen und damit 2,4 Prozent seiner Fläche verloren.
Seit dem Ende der letzten Eiszeit ging weltweit etwa ein Drittel der Waldfläche verloren. Ein Grossteil davon seit Beginn des letzten Jahrhunderts. Für mehr Weideland und Anbaufläche wurde gerodet, was das Zeug hält. Doch auch Brände setzen den Wäldern zu. Mittlerweile geht pro Minute eine Fläche von rund 27 Fussballfeldern verloren.
Stark von der Abholzung betroffen ist der tropische Primärwald: Seit 2002 sind 68,4 Millionen Hektaren verschwunden. Von seiner einstigen Fläche gingen in 19 Jahren also rund 6,7 Prozent verloren. Hauptverursacher hier ist Brasilien, das unter Ex-Präsident Jair Bolsonaro bei der Rodung des Amazonas-Regenwalds in den Jahren 2019 bis 2022 neue Höchstwerte erreicht hatte.
Zu den deutlichsten Auswirkungen des Klimawandels gehört neben der Erderwärmung der Anstieg des Meeresspiegels: Wärmere Temperaturen lassen Eiskappen und Gletscher schmelzen und erhöhen damit die Gesamtwassermenge in den Ozeanen.
Nach Angaben der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), der staatlichen US-Klimaforschungsbehörde, ist der Meeresspiegel in den vergangenen 140 Jahren um mehr als 25 cm gestiegen. Etwa ein Drittel dieses Anstiegs fand allein in den vergangenen 25 Jahren statt.
Ähnlich wie beim globalen Temperatur-Anstieg gibt es auch beim globalen Meeresspiegel-Anstieg regionale Unterschiede: Einige Gebiete sind stärker betroffen als andere. Während die Gezeitenpegel in Westkanada und Nordchile beispielsweise gleichbleibende oder sogar sinkende Meeresspiegel anzeigen, verzeichnen die Inselstaaten im südlichen Pazifik und im Indischen Ozean einen alarmierenden Anstieg der Pegel. Sie drohen in den nächsten Jahrzehnten buchstäblich im Meer zu versinken.
Ein Indikator für den sich verschärfenden Klimawandel ist auch die globale Eisschmelze. Aufgrund der polaren Verstärkung steigen die Temperaturen in der Arktis deutlich schneller als im globalen Durchschnitt, und so ist das Verschwinden des Eises dort sehr gut sichtbar. Vor allem im Sommer.
Die Eisschichten auf den Ozeanen wirken wie eine Isoliermatte. Sie verhindern nämlich die Wärmeabstrahlung des sonst offenen Wassers. Schmilzt Meereis, gibt das Meerwasser mehr Wärmeenergie an die Atmosphäre ab. Dadurch wird die Atmosphäre wärmer und das Wasser kälter. Die wärmere Atmosphäre verstärkt dann erneut den Schmelzprozess.
Das einzig Positive ist, dass schmelzendes Meerwassereis nicht zum Anstieg des Meeresspiegels führen kann. Würden das komplette Meereis und die schwimmenden Eisschelfe komplett schmelzen, würde dies den weltweiten Meeresspiegel «nur» um zirka vier Zentimeter anheben.
Zwischen 1979 und 2005 nahm die beobachtete Eisfläche in der Arktis um 1,5 bis 2 Prozent pro Dekade ab. Teile des nördlichen Polarmeeres, die zuvor ganzjährig mit Eis bedeckt waren, schmelzen aktuell so schnell, dass sie in den nächsten zwei Jahrzehnten zumindest im Sommer für Monate eisfrei sein könnten.
Ein weiteres Problem: Junges Eis, das im Winter neu entsteht, ist dünner und schmilzt deshalb schneller wieder. Aufgrund der geringeren Dicke dringt auch Sonnenlicht hindurch und wärmt das Wasser auf. Das warme Wasser wiederum lässt das Eis grossflächig auch von unten schmelzen. Das Verschwinden des Arktiseises wirkt sich vor allem auf die dort lebenden Tiere (z. B. den Eisbären) und Menschen aus. Sie sind für die Jagd auf intakte Eisflächen angewiesen.
Auch in der Schweiz ist der Klimawandel am deutlichsten bei der Eisschmelze sichtbar. Nach den Extremjahren 2022 und 2023 gibt es laut der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) auch im aktuellen Jahr keine Entspannung für die Schweizer Gletscher: Trotz aussergewöhnlich grosser Schneemengen im Winter führten hohe Temperaturen im Juli und August, kombiniert mit Saharastaub, zu einem Verlust von 2,5 Prozent des Gletschervolumens.
2022 gingen mehr als sechs Prozent des Eisvolumens verloren, 2023 waren es 4,4 Prozent. Schon Jahre mit zwei Prozent Eisverlust bezeichneten Experten zuvor als «extrem». Insgesamt haben die Schweizer Gletscher in den letzten drei Jahren rund 6 Kubikkilometer Eis verloren. Das entspricht mehr als eineinhalbmal dem Volumen des Zürichsees.
Wer das heute noch glaubt, lebt in einer schönen Traumwelt. Da wird nicht beraten, da wird verhandelt. Es geht einzig und allein um wirtschaftliche Interessen. Wie bei jeder Konferenz. Es geht um Geld. Nicht um die Biosphäre.
Ich denke vor allem die geplante Obsoleszenz vieler Produkte hat ein gigantischer Einfluss auf den CO2-Ausstoss. Man hat heutzutage kaum noch die Möglichkeit nachhaltige Produkte zu kaufen. Dies wird natürlich durch den ungebremsten Kapitalismus angetrieben, da man schliesslich konstant mehr Geld aus den Leuten rauspressen will. Wir müssen unser System fundamental ändern und selbst dann wären wir vermutlich schon zu spät dran.