Die erste wichtige Entscheidung, die Kamala Harris in ihrer noch kurzen Karriere als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten getroffen hat, ist eine kleine Überraschung. Harris wählte am Dienstag nicht Josh Shapiro, den talentierten und beliebten Gouverneur des politisch umkämpften Bundesstaates Pennsylvania, für den Posten des Vize-Kandidaten aus. Sie entschied sich für Tim Walz, den Regierungschef von Minnesota im Mittleren Westen. In diesem Staat haben die Republikaner letztmals in der Präsidentenwahl 1972 die Stimmenmehrheit gewonnen.
Zwei Gründe haben wohl den Ausschlag gegeben. Erstens ist es eigentlich gar nicht so wichtig, wie der Name der Nummer zwei auf dem Wahlzettel lautet. Politologen sagen schon lange, dass der «running mate» keinen grossen Einfluss auf die Stimmabgabe der amerikanischen Wählerinnen und Wähler habe. Auch der immer wieder herbeigeredete Bonus im Heimatstaat des Vize-Kandidaten scheint im wahren Leben nicht zu existieren. «Richte keinen Schaden an», lautet deshalb der inoffizielle Wahlspruch sämtlicher Anwärter für das Amt des Vizepräsidenten.
Umso wichtiger ist deshalb, zweitens, ob sich Präsidentschaftsanwärterin und Stellvertreter gut verstehen. Das scheint der Fall zu sein. Und das ist nicht weiter überraschend: Selbst in einem grossen Land wie den USA gibt es nur wenige Menschen, die es persönlich nicht gut mit Tim Walz können. Der ehemalige Lehrer, der nie eine Eliteuniversität besuchte, scheint die Bodenhaftung nicht verloren zu haben. Er wirkt authentisch.
Vielleicht ist die Entscheidung auch ein bisschen eine Hommage an den Chef von Kamala Harris. 2008 spielte Joe Biden an der Seite von Barack Obama die Rolle des volkstümlichen Politikers, der eine einfache Sprache spricht und skeptischen Wählern zuhören kann. Nun muss Tim Walz in diese Fussstapfen treten. (aargauerzeitung.ch)
Aber ist nur so ein Nebengedanken.