Die Ukraine und Russland wollen diese Woche wieder in Istanbul über einen möglichen Waffenstillstand verhandeln. Ungeachtet dessen lässt Kreml-Herrscher Wladimir Putin sein Nachbarland weiterhin jede Nacht aus der Luft bombardieren. Deshalb soll die Ukraine jetzt zusätzliche Mittel für die Luftverteidigung erhalten. Konkret: fünf Abwehrsysteme vom Typ Patriot. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Zwei Systeme kommen aus Deutschland, die anderen drei werden diese Woche noch unter den europäischen Partnern organisiert.
Ursprünglich hatte Deutschland zwölf Patriot-Systeme. Drei davon stehen heute schon in der Ukraine. Mehr konnte Berlin nicht abgeben, weil sonst die eigene Verteidigungsfähigkeit gefährdet sei, hiess es anfangs.
Jetzt aber hat US-Präsident Donald Trump versprochen, in Europa entstehende Lücken rasch mit neuen Patriots aus der US-Industrie aufzufüllen. Zum Beispiel soll Deutschland ein System erhalten, das eigentlich die Schweiz bestellt hatte. Von ihren ungefähr sechzig eigenen Patriot-Systemen wollen die USA offenbar keines abgeben. Mit den zusätzlichen fünf hätte die Ukraine insgesamt zwischen elf und dreizehn Systemen.
Patriots sind komplex und bestehen aus mehreren Komponenten. Dazu gehören: ein Radar, ein Feuerleitstand und je nach Konfiguration bis zu acht Werfer für die Raketen. Eine komplette Patriot-Batterie kostet ungefähr 1 Milliarde Dollar, und mit der US-Firma Lockheed Martin gibt es nur einen Hersteller. Auch die Raketen sind Mangelware und teuer: Sie kosten rund 1 Million Dollar pro Stück. Zudem hüten die westlichen Alliierten ihre Systeme. Sie sind im Nato-Abwehrdispositiv fest eingeplant.
Patriots sind vor allem gegen russische Lenkwaffen wie die Iskander-Raketen effizient. Sie sind auch die einzigen, welche russische Überschallraketen vom Typ Kinschal abschiessen können. Quasi unnütz sind sie aber gegen die aktuell grösste Bedrohung: Kamikaze-Drohnen vom Typ Schahed respektive deren russische Adaption Geran-2. Russland lässt diese in Massenproduktion herstellen. Sie können einen tödlichen Sprengkopf von bis zu 90 Kilogramm tragen und kosten nur rund 50'000 Dollar pro Stück. Der deutsche Generalmajor Christian Freuding, Chef des Ukraine-Stabs der Bundeswehr, schätzt, dass Russland bald 2000 dieser Drohnen pro Nacht auf die Ukraine loslassen könnte. Solche Drohnen mit millionenteuren Patriot-Raketen zu bekämpfen, wäre laut Experten aber unlogisch – als würde man mit Kanonen auf Spatzen schiessen.
Die Schahed-Drohnen fliegen tief und im Vergleich zu Raketen langsam. Mit ihrem Propellermotor sind sie auch relativ einfach auszumachen. Die Ukraine schiesst manuell mit auf Pick-up-Trucks montierten Maschinengewehren auf sie. Äusserst effizient ist aber der Gepard-Luftabwehrpanzer mit seinen zwei 35-Millimeter-Kanonen, welchen die Bundeswehr eigentlich schon ausgemustert hatte. Grossbritannien hat nun angekündigt, für 170 Millionen Euro 220'000 Schuss Gepard-Munition zu besorgen. Die Ukraine setzt auch Störsender ein, welche die Drohnen zum Absturz bringen. Eine Herausforderung ist es, die richtige Frequenz zu finden, welche die Russen stets wechseln. Das Problem: Die Russen schlafen nicht. Sie haben mit der Geran-3-Drohne bereits eine Weiterentwicklung in Massenproduktion genommen, welche schneller, höher und weiter fliegen und noch mehr Sprengstoff transportieren kann.
Der Drohnenkrieg ist ein konstanter Technologiewettlauf. Mit ihren neuen Abfangdrohnen hofft die Ukraine nun, den Terror durch die Drohnenschwärme eingrenzen zu können. Verschiedene Modelle hat sie bereits erfolgreich getestet. Die Mission der Verteidigungsdrohne ist es, auf kurze Distanz in direkten Kollisionskurs mit der Angreiferdrohne zu gehen. In einer letzten Phase beschleunigt die Abfangdrohne und trifft ihren Gegner wie einen Pfeil. Der grosse Vorteil ist, dass die Kosten mit nur 2000 bis 4000 Dollar pro Stück sehr tief sind. Diese Woche kündigte Präsident Wolodimir Selenski an, dass alle Abfangdrohnen, die sich bewährt haben, in Massenproduktion genommen werden sollen.
Um die Abfangdrohnen wirklich im grossen Ausmass produzieren zu können, braucht es Geld – und dieses fliesst auch. Die Niederlande etwa kündigten am Montag an, 200 Millionen Euro bereitzustellen. Der französische Aussenminister war am selben Tag in Kiew, um über die Drohnenproduktion vor Ort zu verhandeln. Die Ukraine braucht aber auch Radargeräte und nicht zuletzt viele ausgebildete Soldaten, die die neuen Drohnen fliegen können. Doch Kiew hat auch etwas anzubieten: nämlich das Wissen, das sich die Ukraine in den letzten drei Jahren erarbeitet hat.
In einem Interview sprach Präsident Selenski letzte Woche von einem «Mega-Deal», den er US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen habe. Die Ukraine sei gewillt, ihre kampferprobten Drohnen zu teilen und diese zusammen weiterzuentwickeln. Im Gegenzug erhofft er sich mehr Waffen aus den USA. (aargauerzeitung.ch)
Ich Hoffe das auch die Deutschen gerade ihr Luftabwehr System an die Ukraine Liefert und die Schweiz Nix bekommt.